Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 1

Geschichten und Sagen
des Kremser Bezirkes
1.


Teil 3


von Sage 18 bis 30



18

DAS ROTE KREUZ ZU BERGERN

    Ungefähr einen Kilometer außerhalb Unterbergerns steht an einem Feldwege, der nach Baumgarten führt, ein rotgestrichenes Holzkreuz. Darüber erzählen Sagen: Es war zur Zeit der Franzosenkriege, als ein Büblein aus Bergern aufs Feld ging. Als es außerhalb des Dorfes war und den Wald bereits betreten hatte, traf es auf einen Trupp Soldaten, die ihn fragten, wo die nächste Ortschaft sei. Sie zwangen ihn, sie zu führen. Der Bub zeigte ihnen aber nicht den richtigen Weg, sondern führte sie an seinem Heimatort Bergern vorbei. Die Soldaten erkannten, daß er sie in die Irre geführt habe. Sie trugen ihm nun auf, daß er sie nun wieder aus dem Walde zurückführe. Er gehorchte und führte sie aus dem Walde. Als sie außerhalb desselben waren, ermordeten sie den Knaben und plünderten nun das Dorf. Ortsbewohner fanden die Leiche des Knaben, brachten sie nach Bergern und begruben sie. An der Stelle der grausamen Tat setzte man später ein Kreuz, das man in Erinnerung an die Bluttat mit roter Farbe strich. Wenn dieses Mahnmal, von Wind und Wetter zerstört, zusammenbrach, setzte man zum steten Gedenken des braven Buben immer wieder ein gleichartiges neues rotgestrichenes Kreuz. Daher nennt man noch heute dieses das "Rote Kreuz".


Gew.: Rohrhofer Marie, Bergern. Aufz.: Unterberger Resi (1952).

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2. Erzählform:

    Es war einmal ein Fuhrmann, der keine Sonn- und Feiertage hielt. Eines Tages. als er wieder an einem Feiertag Schotter führte, begegnete ihm ein kleines Männlein, das zu ihm sagte: "Kennst Du denn keine Sonn- und Feiertage?" Da erwiderte der Fuhrmann: "Ich? Haha! Für mich sind Sonn- und Feiertage wie Wochentage, alle gleich!" Da sprach das Männlein: "Dich wird Gott schon einmal strafen!" Kaum hatte es das Wort ausgesprochen, war es verschwunden. Der Fuhrmann fuhr noch einige Schritte, dann fiel der Wagen mit lautem Gepolter in den Graben und verschwand samt dem Kutscher und den Pferden. Hierauf war alles wieder still. Wenn aber um Mitternacht der einsame Wanderer an dieser Stelle vorbeikommt, hört er noch immer das Schreien des Fuhrmannes, das Wiehern der Pferde und das Rollen der Steine. Um der armen Seele des Fuhrmannes Ruhe zu verschaffen und um sie zu erlösen, errichtete man später das "Rote Kreuz".


Gew.: Hermine Puttenhauser, Bergern, Aufz.: Herbert Puttenhauser (1952).

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19

DAS KREUZ BEI DER SCHUSTERRUTSCHE

    An der Straße von Hundsheim nach Rossatzbach steht am Fuße der hohen Felswände mit ihren zahlreichen Schluchten, die im Winter oft vereist sind, ein einsames Kreuz. Es erinnert an ein schweres Unglück, das sich im Felsgewirr der hohen Wand ereignete und einem Manne das leben kostete. Man erzählt: Ein Schuster verirrte sich in finsterer Nacht auf der Anhöhe, die den Wänden anliegt. Er verlor den Weg und kam den tiefen Felsstürzen immer näher, trat ins Unwirtliche der Wand, glitt aus und rutschte immer rascher den Steilhang hinab. Da schwand der Boden unter seinen Füßen und er stürzte in die Tiefe. Mit dumpfem Aufprall kam sein Körper am Fuße der Wand an, wo er zerschmettert liegen blieb. Man setzte zum steten Gedenken das Kreuz und nannte die Felsrisse, in der der Schuster abrutschte, seit dieser Zeit die " S c h u s t e r r u t s c h e ".


Gew.: Anna Fröschi, Förthof, Aufz.: Peter Chielli, Mautem (1952).

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20

DAS LATOSCHENKREUZ

    Wo die Gemeindegebiete Mautern und Mauternbaeh zusammenstoßen, steht an der Bezirksstraße von Mautern nach Melk ein Steinmarterl, das Latoschenkreuz. Als einst die Pest im Lande wütete und auch zu Mautern und Mauternbach viele Opfer dieser Seuche zu beklagen waren, wurde an der Stelle, an der sich heute dieses Marterl erhebt, ein Massengrab errichtet, da man nicht in der Lage war, Jeden Verstorbenen einzeln zu begraben. Man bestattete hier alle Opfer der Pest gemeinsam und setzte ihnen, als die Seuche erlosch, ein Mahnmal. Lange Zeit hieß diese Stelle "Leutasch" (Asche der Leute). Dann geriet das Grab in Vergessenheit.


Gew.: Anna Fröschl, Förthof, Aufz.: Maria. Polesny, Maütern (1952).

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21

DAS BÄCKERKREUZ

    Auf der Straße von Furth nach Paudorf steht auf der Höhe, wo der Fahrtweg nach dem Stifte Göttweig abzweigt, eine vier Meter hohe Steinsäule, eine Gedenksäule an schwere Zeiten. Als in Paudorf die böse Seuche der Pest wütete, durfte der Bäcker von Furth nicht nach Paudorf hinüber und die Paudorfer durften nicht herüber. Da brachte der Bäcker von Furth das Brot bis zu dieser Säule. Hier holten es dann die Paudorfer ab. Seither heißt diese Säule das "Bäckerkreuz".


Gew.: Margarete Kainzmayer, Furth. Aufgezeichnet 1953.

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22

DAS SCHANDKREUZ IN FURTH

    In der Kellergasse zu Furth steht eine einfache Stein- säule. Dort soll ein Mutterschänder hingerichtet worden sein (1700).


Gew.: Margarete Kainzmayer, Furth. Aufgezeichnet 1953.

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23

FÜNFKREUZ

    An der Straße außerhalb von Furth stellt am Wege nach Palt eine sehr schöne Denksäule aus Stein. An dieser Stelle fanden einst fünf brave Spielleute, welche von einer Hochzeit beimkehrten, bei der sie einen schönen Patzen Geldes verdient hatten, den Tod durch die Räuberhand. Ihre vollen Beutel hatten ihnen Verderben gebracht. Man errichtete für sie die Denksäule, an der man in den seitlichen Kannelierungen Flöten zu erkennen glaubt. Oben trägt das Mahnmal vier Leidensdarstellungen und fünf Kreuze. (Nach anderer Meinung waren die Spielleute Soldaten!)


Gew.: Margarete Kainzmayer, Furth. Aufgezeichnet 1953.

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24

DAS GALGENKREUZ ZU FURTH

    Auf der Bergstraße außerhalb von Furth steht das Galgenkreuz. Hier richtete man die Übeltäter, die durch das Landgericht zum Tode verurteilt wurden. Als Letzter wurde hier ein arger Dieb vom Leben zum Tode befördert, der als Räuber in der Gegend sein Unwesen trieb. Noch ein Kind, befahl,ihm bereits seine Mutter, daß er ihr eine Nähnadel vom Markte entwende. Der Knabe tat es. "Was ist eine Nähnadel ohne Zwirn? Bringe mir auch ein Büschl Zwirn!" Soll die Mutter den Knaben empfangen haben, als er ihr die gestohlene Nadel heimbrachte. Daher stahl der Bub auch den Zwirn. So wurde das Kind zum Diebe erzogen. Als man den nun Erwachsenen als Wegelagerer fing und nach seiner Verurteilung zum Galgen führte, wollte der Malefizbursche noch einmal seine Mutter sehen. Als sie kam, umarmte er sie und biß ihr die Nase weg.


Gew.: Margarete Kainzmayer, Furth. Aufgezeichnet 1953.

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25

DAS KREUZ VON WOLFSBERG

    Eines Tages fuhr der Besitzer des Schlosses Wolfsberg im Winter mit Frau, Kindern und Diener mit dem Schlitten über Land. Da damals noch wildes Getier den Menschen gefährdete, ließ der Freiherr auch Waffen im Schlitten verwahren. Decken gaben der Reisegesellschaft wohlige Wärme. Man fuhr während des Tages über Land und kehrte am Abend zum Schlosse zurück. Als sie durch den Schloßwald fuhren, brach ein Wolfsrudel aus dem Walde hervor und stürzte sich auf die Pferde. Sie bohrten die Zähne tief in den Hals der Gäule. Da riß der Schloßherr die geladenen Gewehre hervor und feuerte auf die Wölfe. Er streckte zwei Tiere nieder. Die anderen ließen ab und ergriffen die Flucht. Frau, Kinder und Diener waren gerettet. Sie kehrten nun heil, aber stark verängstigt in Schloß zurück. Der Freiherr ließ aus Dankbarkeit f ür die glückliche Errettung ein Kreuz nahe dem Schlosse setzen und es mit einem auf das Ereignis hinweisenden Bilde schmücken.


Gew.: Schrefl Anna, Angern. Aufz.: Wannerer Erika, Angern (1952).

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26

DAS PESTKREUZ VON KRUSTETTEN

    Als einst im Lande die Pest wütete, erkrankten auch in Krustetten viele Leute an dieser schrecklichen Krankheit. Das Dorf war gegen die Nachbarorte abgeschlossen, denn es durfte niemand die Gemarkung desselben verlassen. Weil die Pest aber schon ein halbes Jahr gewütet hatte, waren die Nahrungsmittel zu Ende gegangen. Da brachten in dieser Not die Bewohner von Hollenburg Hilfe, denn sie schafften Lebensmittel bis an jene Stelle heran, wo sich heute das kleine Pestkreuz erhebt, das man zur Erinnerung an die Errettung vor Hunger und Krankheit errichtete.


Aufz.: Johann Klein und Karl Kugler aus Krustetten (1952).

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27

DAS GEGENKREUZ

    An der Straße von Meidling nach Höbenbach steht ein Bildstock, der das Gegenkreuz genannt wird. Hier befand sich vor Zeiten ein Standbild des Gottessohnes. Einst ging ein betrunkener Soldat daran vorbei und schlug in seinem Rausche der Statue die Hand ab. Als später in der Gegend wieder Kampf tobte, wollte es der Zufall, daß dieser frevelhafte Mensch in der Nähe verwundet wurde. Er schleppte sich auf die Anhöhe, wo er vor Zeiten seine Schandtat verübt hatte. An diesem einsamen Ort war er der Gefangenschaft, die ihm gedroht hatte, entronnen, doch seine abgehauene Hand ließ ihn kraftlos niedersinken. Da ihm keine Rettung zuteil wurde, verblutete er an der Stelle seiner einstigen Freveltat.


Aufz.: Rathäuser Erich, Paudorf (1952).

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28

DAS ROTE KREUZ ZU TIEFENFUCHA

    Zur Zeit, als die Franzosen unter Napoleon unsere Heimat mit Krieg bedrohten, trug es sich zu, daß auch zu Tiefenfucha auf den "MUGELN", den Hügeln nördlich des Dorfes, heftige Kämpfe tobten. Die Verluste im Kampfe waren so gewaltig, daß das Blut der Toten und Verwundeten dort in Bächlein niederrieselte. Vom Dorfe Fucha hatten sich nur rauchende Trümmer erhalten. Zur Erinnerung an alle diese Ereignisse setzten die Bewohner auf blutdurchtränkter Erde ein Kreuz. das sie rot anstrichen. Seit dieser Zeit steht des " R o t e K r e u z " auf den Mugeln nahe bei unserem Dorfe.


Gew. und Aufz.: Kaiblinger Regina, Tiefenfucha (1952).

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29

DAS KAMMERERKREUZ

    Dem strahlenden Morgen war ein heißer und schwüler Tag gefolgt. Geschäftig eilten die Leute, um das trockene Heu in den Stadel zu schaffen, denn ein Gewitter lag in der Luft. Und so war es auch. Kaum hatte es die vierte Nachmittagsstunde geschlagen, als ein fernes Donnerrollen zu hören war. Dunkle Wolken standen am östlichen Horizont und daraus zuckten hin und wieder Blitze auf, die dann das fahle Düster des Tages noch unheimlicher erscheinen ließen. Grollender Donner kam immer näher, und dann war es da - - das Gewitter jenes unvergeßlichen Tages, des 17. Juni 1718, als das alte stolze Kloster auf dem Berge, das "zum klingenden Pfennig" hieß, ein Raub der Flammen wurde. Der Tag war zur Nacht geworden. Blitze zuckten über das Firmament, gefolgt von berstendem Krachen der Blitzeinschläge. Noch kein Tropfen war vom Himmel gefallen, als ein gewaltiger Feuerstrahl die Gottesburg in Brand setzte. Hell loderte das Feuer zum Himmel, angefacht von einem Sturmwind, wie man ihn selten noch erlebt hatte. Der Orkan trug die in die Luft gewirbelten brennenden und glühenden Sehinder weithin über Land und so fielen auch nächst den Seeäckern von Tiefenfucha brennende Hölzer zu Boden, die hie und da auch trockenes Gras in Brand setzten. Die Gefahr für das kleine Dörfchen war groß, riesengroß, denn wenn der Wind nur ein klein wenig seine Richtung geändert hätte, wäre auch das stille Örtehen in Schutt und Asche gesunken. Da setzte endlich - heiß herbeigesehnt, ein heftiger Regen ein. Die Gefahr war gebannt. Als Dank setzte der Kämmerer des Stiftes Göttweig zum steten Gedenken das "Kämmererkreuz".


Gew.: Ziegler Franz, Fucha. Aufgezeichnet 1953.

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30

DER BILDBIRNBAUM

    Nächst dem Tonbergbau zu Tiefenfucha steht heute ein Kreuz. An dieser Stelle befand sich vor vielen Jahren ein Eichbaum und nahe dabei ein Birnbaum. Als eines Tages ein Handwerker seinem Heime zueilte, überraschte ihn ein starkes Gewitter und er mußte vor diesem Schutz suchen. Schon regnete es in Strömen, als er die schützenden Laubdächer der beiden Bäume erreichte. Nun hatte er wenigstens ein Plätzchen, an welchem der herabprasselnde Regen, dem auch einige Hagelkörner sich beigesellten, ihn nicht vollends durchnäßen konnte. Da er, dem Wahrspruch des Volkes entsprechend: "Eichen sollst Du wei chen", sich lieber unter den Birnbaum stellte, so lief er noch schnell einige Schritte weiter, um dort Schutz zu suchen. Da. ein markerschütternder Krach. Wie betäubt tau- melte der Handwerker unter dem Baume. Schwefelgestank drang ihm in die Nase und Lunge. Als er wieder zu denken vermochte, sah er, daß der Blitz den schützenden Baum zerschmettert hatte. Voll Dank sank der Meister in die Knie und gelobte, für die glückliche Errettung ein Kreuz zu setzen. Er erfüllte sein Versprechen und seit dieser Zeit steht das "Bildbirnbaum" Kreuz.


Gew.: Zehetner Elfriede, Fucha. Aufgezeichnet 1952.

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2. Erzählform:

    Ein Knabe erkletterte einen an dieser Stelle gestandenen hohen Baum und stürzte ab. Da er trotz des Sturzes aus großer Höhe nur leichte Verletzungen erlitten hatte, errichteten die Eltern des Kindes ein Dankkreuz zu Ehren des Schutzengels.


Gew.: Geissbüchler Heinrich, Fucha. Aufgezeichnet 1952.

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Diese Seite wurde am 22. September 2001 erstellt