Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 7

Burgen und Ritter
Heft Nr. 7 (Doppelheft)

Teil 3

von Sage 161 bis Sage 173



161

KÖNIGIN MARGARETE ZIEHT IN
DIE KREMSER BURG

   Als einst der Böhmenkönig Ottokar v. Böhmen seine Gemahlin Margarete verstieß, wies er ihr als Wohnsitz die Kremser Burg zu. Am 18. Oktober 1261 hielt die unglückliche Herrscherin ihren Einzug in die Stadtburg. Viel Volk stand am Wege, um die Schwester ihres einstigen Herzogs zu begrüßen. Wie die Sage meldet, soll die Königin den Bürgern einen rotsamtenen Geldbeutel mit lauter Goldmünzen übergeben haben. Sie wohnte in der Burg und starb auch zu Krems, wo sie bei den Dominikanern bestattet wurde. Als man nach vielen Jahrhunderten ihr Grab fand und es öffnete, war der wertvolle Ring nicht mehr bei der Leiche zu finden, den man ihr bei der Bestattung an den Ringfinger gesteckt hatte. Auch eine zweite Königin soll in der Kremser Burg einst gewohnt haben. Es war dies Margarete Maultasch. Ob es wahr ist? -


Aus Dr. Plöckingers „Wachausagen“ 1926.

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162

DIE MARGARETENKAPELLE
DER KREMSER BURG

   Wie die Sage erzählt, sollen in der Kremser Burg mehrere Kapellen bestanden haben, von denen eine der heiligen Margarete geweiht war. Wie man feststellen konnte, war in einem heute teilweise abgetragenen Torturm im Westen der Burg tatsächlich eine kleine Kapelle. Vor dieser zeigte sich oft ein eigenartiges Tier, das die Gestalt eines Rehbockes hatte.


Gew.: Barbara Fürst, Krems. Entnommen der nö. Landzeitung 1954.

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163

DIE KREMSER BURG ALS KLOSTER

   Wie das Volk einst erzählte, soll die Kremser Burg im Besitze der Templermönche gewesen sein. Daran soll auch ein Steinrelief, welches das Lamm Gottes darstellt und das sich über einem Burgtore befindet, erinnern. Den Burggarten sollen die Mönche als Friedhof benützt haben. Zu gewissen Zeiten sei auch ein geheimnisvoller Mönch in der Burg erschienen.


Familienüberlieferung Plöckinger - Kunitzky, Krems. Aufz.: Dr. Plöckinger. 1954. Entnommen der nö. Landzeitung.

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164

DER RITTER IM PFERDESTALL

   In der alten Gozzoburg zu Krems, welche auf dem „Hohen Markte“ sich findet, soll es der Sage nach, besonders des Nachts, nicht mit rechten Dingen zugehen.

   Im äußeren Burghofe, gleich neben dem Burgtore, fand sich einst der Pferdestall der Burg. Heute noch bezeichnet man den Raum als solchen. Er hatte auch in späteren Zeiten stets eine gleichartige Verwendung gefunden, zu der ihn einst sein Erbauer bestimmt hatte. Neben diesem ausgedehnten Raume befindet sich ein ganz kleines, finsteres Kämmerlein. Und hier ist jene Stelle der Burg, an der die alten Ritter nicht zur Ruhe kommen können. Aus dem kleinen Räume tritt des öfteren bei Nacht ein Ritter und schreitet dem Pferdestalle zu. Er betritt ihn und wandelt darin umher. Wenn er um die Mitternachtsstunde bei seinen Streitrossen Nachschau hält, drücken sich die Bewohner ängstlich zur Seite und meiden den Ort mit seinem gespensterhaften Ritter. Ueberängstliche scheuen es schon in der Dämmerung, diesem unheimlichen Ort nahe zu kommen. Sie schlagen um ihn einen großen Bogen. Man glaubt, aus dem Stalle das Wiehern der Rosse zu vernehmen.


Aus der n.ö. Landzeitung (Krems) 1954. Gew.: Florian Seitner.

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165

DER FURCHTSAME MAURER
UND DIE RITTER

   Einst wurden im Nordturm der Kremser Stadtburg Ausbesserungen am Gebäu vorgenommen. Da schlugen Maurer an eine Wand und aus abbröckelndem Mörtel traten große, mächtige Rittergestalten zu Tage. Beim Anblick dieser fiel ein Maurer, der die Arbeiten durchführte, in Ohnmacht, da er durch die Gestalten heftigst erschrocken war. Man trug den Furchtsamen vom Platze.

Aus der nö. Landzeitung (Krems) 1954. Gew.: Karl Heinz und Kunitzky.

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166

DER RITTER IM TRAUME

   Der Mutter des Nauführers Florian Bayer aus Förthof bei Stein erschien einst im Traume ein Ritter, der mit Helm, Panzer und Hellebarde gewappnet war. Er winkte ihr zu, daß sie ihm folge. Die Frau erhob sich jedoch nicht von ihrem Lager, und der Ritter verschwand im Dunkel der Nacht.


Gew.: Bayer Florian, Förthof. Aufzeichnung durch Dr. H. Plöckinger.1949.

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167

KÖNIG RICHARD LÖWENHERZ

   Als einst viele Fürsten des Abendlandes mit Kaiser Friedrich Barbarossa nach dem Heiligen Lande pilgerten, um dieses im harten Kampfe aus den Händen der Ungläubigen zu befreien, zogen auch, der österreichische Herzog und der englische König nach dem fernen Lande. Doch auf dem Zuge dahin ertrank der greise Kaiser Friedrich in einem Gebirgsflusse in Kleinasien. Die Fürsten wurden uneinig und mancher trat die Heimreise an. Besonders der englische König zeigte gegen die anderen Fürsten Stolz und beleidigte sie oftmals. So geschah es auch, daß der österreichische Herzog beim Kampfe um die Stadt Akkon sich ruhmvoll hervortat und zuerst seine Fahne auf einem eroberten Turme hißte. Der englische Herrscher ließ sie aber herabreißen und in den Staub treten. Dies kränkte Herzog Leopold den Tugendhaften sehr und er kehrte beleidigt nach Österreich heim. Von allen Mitstreitern verlassen, konnte Richard Löwenherz den Kampf nicht mehr siegreich bestehen und verließ auch das Heilige Land. Auf dem Meere wurden aber durch heftige Stürme seine Schiffe teils zerstört und teils auseinandergetrieben, so daß des Königs Schiff allein an einer einsamen Küste landete. Der König beschloß, zu Lande seinen Weg fortzusetzen. Er kam auch nach Österreich. Hier wurde er erkannt und vom Herzog gefangengenommen. Herzog Leopold konnte die Schmach, welche er ihm und Oesterreichs Fahne angetan hatte, nicht vergessen. Er ließ ihn zu Weihnachten des Jahres 1192 auf die Burg Dürnstein bringen, wo er von Hadmar v. Kuenring in harter, aber ritterlicher Haft gehalten wurde. Zwei Ritter mit gezogenen Schwertern bewachten den König, bis er auf die Burg Trifels im Rheinland gebracht wurde.


Allgemeine Volksüberlieferung.

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168

SÄNGER BLONDEL VOR BURG
DÜRNSTEIN

   Als König Richard Löwenherz von England auf seiner Heimfahrt aus dem Heiligen Lande auf dem Meere verschollen war, herrschte in England große Trauer. Man wartete lange vergebens auf ein Lebenszeichen des Königs. Als dieses ausblieb, machten sich viele Getreue auf die Suche nach dem Vermißten. Auch der vertraute Sänger des Königs zog in die Welt, um den geliebten Herrn zu suchen. Sänger Blondel war ein Liebling des englischen Königs, denn er hatte seinem Herrn treue Dienste geleistet. Er zog im weiten deutschen Land von Burg zu Burg und suchte seinen König. An viele Tore hatte er schon gepocht und um Einlaß gebeten. Überall wurde ihm aber der Bescheid zuteil, daß man vom König nichts wisse. Wenn der Sänger des Nachts in einer Burg zu Gaste war, sang er die Lieblingslieder des Königs, um vielleicht auf diese Weise seinen Herrn durch die wohlvertrauten Weisen zu finden. So zog er den Rhein aufwärts, ohne seinen König erspäht zu haben. Er hielt in den Burgen am Main Einkehr. Aber auch da war ihm kein Erfolg beschieden. Er kam an die Donau und zog von Burg zu Burg. Da hielt er auch im alten Städtchen der Kuenringer, in Dürnstein, Rast. Als er in den Herbergen der Stadt nach seinem Herrn kundschaftete, da ward ihm gesagt, daß auf der Burg ein hoher Herr, ein König, gefangen sei. Er eilte zur Feste empor, aber hier fand er keinen Einlaß, denn der Burgherr war abwesend. Da schlug der Sänger vor dem Tore der Burg seine Laute und sang die dem König vertrauten Weisen. Und als er seinen Sang geendet hatte, klang als Antwort aus der Burg die Fortsetzung des Liedes. Nun war Blondel gewiß, daß sein Herr hier gefangen sei. Er eilte heimwärts und verkündete, daß er den verschollenen und totgeglaubten König gefunden habe. Der reichste Lohn war ihm bescbieden und England konnte nun seinen Herrn und König auslösen.


Altes Ueberlieferungsgut des Volkes.

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169

KAISER MAXIMILIANS HOCHZEIT

   Die Sage weiß zu berichten, daß Kaiser Maximilian der letzte Ritter zu Förthof in der Kapelle „Sanct Mathias“ seine Trauung hatte.


Gew.: Bayer Florian, Förthof. Aufz.: Dr. H. Plöckinger, Krems. 1949.

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170

DÜRNSTEINS LETZTER RITTER

   Als auf der stolzen Kuenringerburg Dürnstein noch die Ritter wohnten, geschah es, daß Feinde vor der Feste erschienen und diese belagerten. Sie konnten aber das feste Schloß auf der steilen Bergeshöhe nicht einnehmen und mußten wieder abziehen. Auch dem Ungarnkönig geschah es so. Da setzte sich eines Tages der Raubritter Ulrich von Eytzing in den Besitz der Burg und brandschatzte die Umgebung, hielt selbst Schiffe an und beraubte sie. Der Landesherr vertrieb aber den Gewalttäter aus dem Schlosse und gab dieses seinem treuen Ritter Kaspar Winzerer. Derselbe hatte dem Kaiser viele gute und treue Dienste geleistet und er zog oft zu fröhlichen Kampfspielen nach Wien an den Hof, um mit dem Monarchen im Turnier zu kämpfen. Er kam mit prunkvoller Rüstung in die Wienerstadt, feierte hier mit Maximilian dem letzten Ritter die Feste, um dann wieder auf Burg Dürnstein ein gleiches zu tun. In die Donauburg kamen viele fremde Ritter und Herren, denn Ritter Kaspar war nicht nur „Hauptmann von Dürnstein“, sondern auch Landsknechtoberst. Er war reich und hatte viele Gold- und Silberschätze, die er oft versetzen mußte, damit er dem Kaiser aus der Geldnot helfen konnte. Als nun der Kaiser Maximilian starb und Kaspar Winzerer alt wurde, fiel er beim Nachfolger, Ferdinand I., in Ungnade, da er auf seiner Burg den Gesandten des ungarischen Gegenkönigs eine Nacht beherbergt hatte. Als dem Ritter Kaspar Winzerer die Burg Dürnstein weggenommen wurde, verfiel sie und das Schloß sah auch keine frohen Feste mehr. Kaspar Winzerer war der letzte Ritter von Dürnstein.


Gew.: Dr. H. Plöckinger, Krems. 1952.

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171

DAS VERSUNKENE SCHLOSS

   Am Abhang des Sandlberges bei Dürnstein stand in sehr alten Zeiten ein schönes Schloß, das aber einem Raubritter gehörte. Dieser vergriff sich an allem, auch an heiligen Sachen. Er lebte in Saus und Braus und ohne Glauben. Als er einmal mit anderen Rittern seiner Art im Rittersaale der Burg saß, zechte und Gott lästerte, versank unter Blitz und Donner das Schloß in den Berg. An seiner Stelle hob sich aber aus dem Abgrund die schroffe und zackige Felsmauer, die heute noch als Wahrzeichen, als Erinnerung an ein Strafgericht Gottes, dasteht. Die armen Seelen der Ritter hörten manche Leute noch lange nach der Strafe aus der Tiefe des Berges heulen und wehklagen.


Aus Kißlings „Frau Saga“ 3. Reihe, Seite 101 Nr. 105.

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172

DER WÄCHTER VON DÜRNSTEIN

   Auf halber Bergeshöhe des Dürnsteiner Schloßberges erhebt sich neben dem Burgsteige eine Felsgruppe, die aus drei Felsgebilden besteht. Eine Felsensäule ähnelt einem Menschen und man erzählt darüber folgende Sage:

   Vor Zeiten, als die Burg Dürnstein einem Raubritter gehörte, lebte dieser ständig in Gefahr, für seine Taten bestraft zu werden. Die Burg aber war so fest auf dem steilen Felsen erbaut, daß eine Einnahme nur durch Ueberraschung oder Verrat geschehen konnte. Deshalb mußte einer der Burgknechte an einer vorgeschobenen Auslugstelle Wache halten. Aber einmal hätte der Wächter bald einen herannahenden Feind übersehen, weshalb ihn sein Herr verwünschte, so daß er zu Stein wurde. Weil aber Jahr und Tag der Fels Wind und Wetter schutzlos ausgesetzt ist, ist er seither arg verwittert und zerklüftet, so daß man den Wächter in seinem Mantel kaum mehr erkennt.


Aus Kießings „Frau Saga“, Seite 27 Nr. 26.

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173

DER GEFANGENE GLOCKEN-
GIESSER AUF DÜRNSTEIN

   Als der hartherzige und grausame Kuenringer einst für seine Burg eine Glocke gegossen haben wollte, ließ er den Glockengießer um seine Kunst bitten. Doch dieser lehnte den Guß einer solchen ab, da er nur für ehrliche Leute arbeiten und nicht Räubern Dienst leisten wollte. Darob war der Ritter arg erzürnt und ließ den Meister ergreifen und vor sich führen. Er stellte ihn zur Rede, aber dieser änderte seinen Sinn nicht. Er ließ ihn deshalb festsetzen und es sollte ihm nur die Freiheit wieder werden, wenn er in der Burg nach seinem Willen eine Glocke gieße. Der Burgherr stellte ihm deshalb Raum und Arbeitsgerät zur Verfügung, wo der Glockengießer nun schaffen konnte. Der Herzog erhielt aber Kunde von der Gewalttat des Kuenringers und eilte mit seinen Mannen herbei, um den Rechtsbruch zu verhindern. Erstaunt sah der Burgherr eines Tages den Herzog in die Burg reiten. Nur widerwillig gab der Ritter Antwort, als ihn der Landesherr ob seines Verhaltens zur Rede stellte. Er gab nicht zu, daß er den Meister in der Burg hätte. Doch als man das feste Haus durchstöberte, fand man Meister und Glocke. Der Herzog gab dem Glockengießer Freiheit und Werkstück und verhielt den Burgherrn dazu, den angerichteten Schaden völlig gutzumachen.


Nach der „Glocke von Els.“

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Diese Seite wurde am 20. März 2004 erstellt.