Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 9

Teufelswerke
Heft Nr. 9 (Doppelheft)

Teil 8

von Sage 371 bis Sage 381


371

WIE DER TEUFEL FÄHRT

   Bei Gföhl befinden sich drei Felsblöcke, die die Form von Käslaiben haben. Sie werden die „drei Kas“ genannt. An einer Felswand zeigen sich dortselbst Räderspuren Diese sollen davon herrühren, daß der Teufel, der einmal gerade einige Sündei abgeholt hatte, beim Ave- Läuten mehreren heimkehrenden Bauern begegnete, welche soeben das Kreuzzeichen machten. Der Teufel war darÜber erbost und wich in scharfer Fahrt den Bauern aus. Er fuhr an einer engen Stelle am linken Straflenrand so rasend an die Felswand beran, daß der Radreifen Funken sprühen ließ. Aus den Rädern des Teufelskarrens schlugen Flammen und die Radreifen hinterließen an der Felswand die noch heute sichtbaren Spuren. Das Kreuzzeichen hatte die Bauern vor Unheil bewahrt.

Gew.: O. Brun. Aufgez.: im „Hornerboten“. Aus „Frau Saga“, 2 Reihe, Nr. 57.

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2. Erzählform

   In Gföhl lebte einst ein Taugenichts namens Posthorn, dessen Seele so schlecht war, daß sie gerade für den Teufel noch annehmbar war. Der Tunichtgut scherte sich weder um Gott noch seine Gebote. Als er eines Tages durch den Wald seinen Weg nahm, sah er plötzlich einen Wagen heranrollen, auf dem der Teufel saß. Flugs war des Teufels Kumpan Posthorn auf dem Gefährt und in rasender Fahrt ging es dahin. Durch die Waldesstille gellte schrill des Bösen Stime, die da rief: „Macht auf! Macht auf, die Pforten der Höll, ich bring den Posthorn von Gföhl.“ Und unter furchtbarem Krachen und Dröhnen tat sich die Erde bei der „Drei Kasen“-Brücke auf und verschlang den Teufel und Posthorn. Der Wagen hinterließ an der Felswand Spuren.

Gew.: Anna Vogl, Lengenfeld. Aufgez.: 1922.

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3. Erzählform

   Die Straße von Lengenfeld nach Gföhl führt über eine Brücke, die „Dreikasenbrücke“ genannt wird. Hart an dieser Brücke findet. sicii der Dreikasenfels, der in seinem utersten Drittel weit vorragt. Der Fels zeigt dort wagengeleiseartige Spuren. Hier sahen einst zwei Bauern in stockdunkler Nacht, als sie vom Loiser Wochenmarkt heimgingen, von Glöhl her einen Wagen, in rasender Fahrt herankommen, der mit unheimlichem Ladegut, einem Sarge, beladen war. Eine feurige Gestalt lenkte ihn an die Dreikasenbrücke heran, wo er dann mit Donner und Blitz unter die Brücke fuhr, wo er auch verschwand. Sie hörten noch den Ruf: „Macht auf die Pforten der Höll, ich bring‘ den Postholz von Gföhl!“ Als sich die Bauern wieder gefunden hatten, setzten sie, von Schauer befallen, den Weg gegen Gföhl fort. Als sie dortselbst ankamen, erfuhren sie, daß der reiche, aber geizige Gastwirt Postholz gestorben sei. Der einherrasende Wagen hatte aber auch seine Spuren am Felsen hinterlassen, die noch heute zu sehen sind.

Eingesendet von der Schulleitung Lengenfeld. Aufgezeichnet von den Schülern im Jahre 1952.

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372

DER HOLZHACKERSEPPG

   In Mühldorf lebte einst ein Mann, der Sepp hieß. Neben der Straße spaltete er Holz. Als ihn jedoch die Leute einmal zur Neunuhrjause holen wollten, war plötzlich kein Sepp zu sehen. Man suchte alles ab, aber man fand ihn nicht. Nur seine Pantoffel wurden aufgefunden. Man konnte sie aber nicht von der Stelle nehmen, denn sie waren wie angewachsen. - Nach neun Monaten jedoch stand auf einmal wieder der Sepp auf derselben Stelle, wo er früher immer anzutreffen war, und spaltete Holz. Verwundert liefen sogleich die Leufe zusammen und fragten ihn, wo er denn so lange gewesen sei. „So lang?“ erwiderte der Sepp. „Ich war doch nur einen Tag fort!“ Er erzählte, er sei beim Höllenteufel gewesen. Dort habe er vor dem Tor Wache halten müssen. Auch die bösen Leute habe er gesehen, die durch das Höllentor gebracht worden seien. Auch der böse Ritter Esenko von Burg Ranna sei dabeigewesen. Sepp paßte es fürderhin nicht mehr recht in Mühldorf, und bald darauf zog er fort.

Gew.: Hildegard Göls, Elsarn a. Jlg. Aufz. 1952.

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373

DER VERKEHRTE KRAMPUS

   Einst lebte zu Mühldorf eine Frau. die ein schlimmes Kind hatte,s das nicht auf die Worte der Mutter hören wollte. Die Frau drohte dem Kinde wiederholt, daß es der Krampus holen und mitnehmen werde. Doch alles Reden und Drohen fruchtete nichts. Da bat nun einmal die Mutter des Kindes, die in der eigenen Wirtschaft einen Knechl beschäftigte, diesen, er solle sich als Krampus verkleiden und an das Fenster klopfen, sie werde ihm dann das Kind hinausreichen. Der Knecht war damit einverstanden und tat, wie ihm geheißen worden war. Er verließ die Stube, um sich umzukleiden. Kaum hatte der Knecht den Raum verlassen, als es nach geraumer Zeit an das Fenster klopfte. Das Weib öffnete das Fenster und reichte in die Dunkelheit das Kind hinaus. Hernach schloß sie dasselbe wieder. Kaum war dies geschehen, als erneut an das Fenster gepocht,wurde. Die Fraud öffnete es abermals und sah hinaus. Sie gewahrte davor den Knecht. Sie frug ihn nun, warum er nochmals angepocht habe. Der Knecht aber entgegnete erstaunt, daß er doch erst zum ersten Male angeklopft habe. Die Frau ahnte Unheil. Hatte sie doch das Kind hinausgereicht. Der Knecht hatte es aber nicht empfangen. Wo war es nun? Es war verschwunden. Während sie noch überlegten, was sie nun tun sollten, fiel plötzlich das Kleid des, Kindes aus der Luft zur Erde hernieder. Das Kind aber blieb verschwunden und kehrte nie mehr wieder.

Gew.: Gritsch Ehrentraud, Vießling, Aufgezeichnet durch dieselbe. l952.

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374

DAS TRANDORFER BRÜCKENMANDL

   Der Schneider Ignaz Salzer aus Mühldorf ging immer zu dem Bauer Johann Ehrl nach Trandorf auf die Stör. Als er einmal heimkehrte, begleitete ihn sein Geselle Josef Jander. Als beide zur Brücke kamen, die sich nahe der Mühle befand, sahen sie einen Mann mit einer Spitzhaube. Er hatte auf seinem Kleide auch Spitzknöpfe. Die zwei Männer kamen immer näher an den Einzelgänger heran, der soeben beim Brückenkreuz ging. Der Geselle ließ denselben nicht aus dem Auge. Während der Meister im Vorbeigehen beim Kreuze das Kreuzzeichen machte, bemerkte sein Begleiter, daß der Unheimliche plötzlich senkrecht in der Erde verschwand. Meister und Geselle lief es kalt über den Rücken und sie beeilten sich heimzukommen. Der Unheimliche mit dem Spitzhute war der Teufel gewesen.

Gew.: Margarete Braun, Elsarn a. Jlg. Aufz. 1952.

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375

DER TEUFEL VERHINDERT
KIRCHENBAU

   Zu Brand bei Rastenfeld steht außerhalb des Ortes die Kirche. Sie liegt auf einem Berge und blickt ins Dorf hinab, wo ursprünglich die Kirche zu bauen begonnen wurde. Als man aber bereits die Grundmauern zum Teile fertiggestellt hatte, trug der Teufel die Steine auf den Kirchenberg. Dies wiederholte sich öfter. Da entschloß man sich, um Ruhe zu haben, die Kirche auf dem Berge zu bauen, wo sie heute steht.

Aus Kisslings „Frau Saga“, 3. Reihe, Seite 100, Nr. 104.

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376

DIE ENTFÜHRTEN SEELEN

   Wenn der Sturmwind über die Felder braust, sagt man im Straßertal bei Langenlois, es hätte sich drei Tage zuvor jemand erhängt. Die Seele dieser Selbstmörder wird um diese Zeit vom Teufel in der Luft herumgerissen, denn der „Gottseibeiuns“ zeige ihnen die Schönheiten der Welt, die sie freiwillig verlassen hatten.

Ans Kisslings „Frau Saga“, 4. Reihe, Seite 101, Nr. 134.

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377

DER TEUFEL UND DIE HUFEISEN

   Bei Krumau am Kamp lebte einst ein Bauer, der ganz verarmt war. In seiner Not ging er in der Walpurgisnacht in den Keller der verfallenen Burg zu Krumau, beschwor mittels des Christoferusgebetes den Teufel, nachdem er mit geweihter Kreide den Zauherkreis gemacht, ihn mit Weihwasser besprengt, und außen herum geweihte Kerzen gestellt hatte. Alsbald erschien der Böse, warf dem im Zauberkreis stehenden Bauern zwölf goldene Hufeisen zu und fragte, ob er zufrieden wäre? - Der Bauer war aber kein „heuriger Hase“, blieb stumm und streckte bloß einen Finger aus. Darauf flog ihm das dreizehnte Hufeisen aus Gold zu. Hätte der Bauer aber nur ein Wort gesprochen, wären die zwölf Eisen verschwunden gewesen und ihm selbst wäre es übel ergangen. So aber konnte der Teufel dem Bauern nichts anhaben und mußte unverrichteter Dinge abziehen. Der Bauer verkaufte zwölf von den goldenen Hufeisen, wodurch er sich schuldenfrei machte, seinen Hof neu aufbauen und vergrößern konnte. - Das dreizehnte Hufeisen vermachte er der Kirche, denn hätte er es auch behalten, so wäre seine Seele dem Teufel verfallen gewesen, denn dieser rechnete mit der Habgier. Der Bauer war aber in der Zauberei wohl erfahren und widmete das dreizehnte Hufeisen wohltätigen und gottgefälligen Zwecken.

Aus Kisslings „Frau Saga“, 8. Reihe, Seite 69, Nr. 106.

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378

DIE TEUFELSRAST

   Auf dem Wotansstein, einer kanzelartigen Felswand im Kremstale nächst dem Orte Felling, hauste einst Wodan. Tief unten in einem schluchtartigen Tale rauscht der Kremsfluß. Am jenseitigen Hang findet sich ein Felsgebilde, das die Teufelsrast heißt. Hier, dem Gotte Wodan gegenüber siedelte sich der Teufel an. Darüber ergrimmte der Göttervater und er sandte nach der Wohnung des Teufels seine Feuerpfeile, die Blitze, hinüber. Doch der Teufel wollte nicht weichen. Aber Wodan ließ demselben keine Ruhe, bis er doch von der Stelle wich und sich in der Felswand selbst eine Zufluchtsstätte suchte. Er verkroch sich in einer Höhle derselben, der Teufelskirche. Dort waren die fürchterlichen Blitze und Gewitter leichter zu ertragen. Doch eines Tages entschloß sich der Teufel, in tiefere Gemächer seinen Sitz zu verlegen und trieb einen Gang tief in die Felswand hinab. Als der Teufel nun abgewandert war, verließ auch Wodan seinen Felsensitz. Den Gang in der Teufelskirche des Teufelssitzes wollten viele Menschen schon ergründen, doch als sie in denselben eindrangen und in die Tiefe stiegen, kehrten sie nie mehr zurück. Der Teufel hatte sie bei sich behalten.

Gew. Franz Hengstberger, Latzenhof. Aufz.: Herbert Hengstberger. 1952.

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379

DER HAUER UND DER TEUFEL

   Zu Mautern lebte ein Weinhauer, der einst einen Schatz heben wollte. Er hatte sich einmal auf den Weg gemacht, um durch das Christoferusgehet, im Kreis stehend, den Schatz zu gewinnen. Doch als er am Orte sich innerhalb des mit geweihter Kreide gezogenen Kreises befand, konnte er plötzlich weder nach vorne noch nach rückwärts beten. Unweigerlich hätte ihn der Teufel geholt, wenn nicht seine Gattin die Hilfe eines Jesuiten aus Krems angerufen hätte. Dieser eilte herbei und vertrieb und bannte den Teufel.

Aus Kisslings „Frau Saga“, 5. Reihe, Seite 82, Nr. 120.

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380

DER TEUFEL VOM LOTAUHOF

   Ein Knecht vom Lotauhof in Oetzbach hatte den Teufel in sich. Er warf alle Leute aus dem Wirtshaus hinaus und mähte den ganzen Tag ohne zu rasten. Da ersann sein Herr einen Plan. Er steckte in die Wiese einen daumendicken Wagennagel und ließ den Knecht mähen. Dieser mähte den Nagel glattweg ab. Da ließ ihn der Herr zu sich kommen und fragte ihn, ob er denn den Teufel ihn Leib habe. Der Knecht gab es zu. Da riet ihm sein Herr, er solle den Teufel recht locken, denn dann gehe der Teufel in eine Flasche hinein. Damit solle er dann zum Lindberg hinübergehen, dort ein Loch in eine Buche bohren und den Teufel hineinspringen lassen. Doch müsse er das Loch gleich wieder zustoppeln. Der Knecht tat wie ihm geraten worden war. Er bohrte in eine dicke Buche ein Loch und ließ den Teufel hineinspringen. Er verschloß es hernach sorgfältig, als der Leibhaftige in den Baum geschlüpft war. Als der Knecht sich jedoch dem Hofe näherte, kam ihm der Teufel schon wieder entgegen und rief: „Ha, hast mich einbohren wollen, ich war aber schlauer als Du!“ Der Knecht tat dem Teufel nochmals recht schön, und wirklich, er ging ihm wieder in die Flasche. Nun war der Knecht aber schlauer. Er stieg mit der Flasche wieder auf den Lindberg, hängte einen schweren Stein an die Flasche und versenkte den Teufel mitsamt der Flasche in ein Brünnlein, das am Lindberg sprudelte. Das Bründel kann man heute noch auf dem Lindberg sehen, es hat jedoch kein Wasser mehr, da es der Teufel zum Versiegen brachte.

Gew.: Hermann Auer, Oetz. Aufgezeichnet 1952.

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381

DER TEUFEL UND DIE EICHEN

   Ein gottloser Müller aus dem Kamptale hatte einmal in der Frühjahrszeit dem Teufel gegen einen Sack voll Geld seine Seele verschrieben. Er war damit einverstanden, daß ihn der Böse holen könne, zur Zeit, wenn kein Baum mehr in der Gegend belaubt wäre. Als der Herbst des siebenten Jahres gekommen war, fuhr der Teufel selbst in den Wind, damit recht bald die Blätter von den Bäumen fielen. Als dies der Fall schien, ging er zum Müller und wollte ihn gleich mitnehmen, da nun die Bäume kein Laub mehr hätten. Der Mann deutete aber auf ein Marterl hin, das unweit seines Hofes stand. Danehen waren drei Wintereichen, die noch alle Blätter hatten. Da aber diese Eichen erst ihre Blätter verlieren, wenn bereits Hollunder, Birke und Hasel schon wieder ihre Blätter haben, so war der Teufel vom Müller überlistet. Voll Wut eilte der Teufel zu den Eidien und blies sie an. Aber die Blätter fielen nicht ab, sondern verdorrten bloß. Als der Böse seine Ohnmacht einsah, verschwand er unter Blitz und Donner auf Nimmerwiedersehen. Der Müller aber war ein frommer Mann geworden und vermachte einen Teil seiner Habe den Armen.

Gew.: O. Braun. Aufgezeichnet im „Boten aus dem Waldviertel“. 1895.

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Diese Seite wurde am 2. August 2006 erstellt.