Hexentanz
Heft Nr. 10 (Doppelheft)
Teil 5
von Sage 418 bis Sage 430
418 DER VERZAUBERTE BÄCKER- GEHILFE
Zu unterst im großen Turme der Stadtburg zu Krems ist ein ganz
finsteres Verließ, in weldiem einst die Gefangenen schmachten
mußten. Es hatte ursprünglich gar keinen rechten Zugang. Den
Eingekerkerten wurde durch ein Loch im Deckengewölbe das Essen
hinabgelassen. Ganz schauerlich soll es in dem Gefängnis gewesen sein, denn die Leichen
der verstorbenen Häftlinge blieben gleich auf dem verfaulten Stroh
liegen, ebenso aller andere Unrat. Niemand wagte es, auf diese
Schauderstätte auch nur hinabzuschauen, obgleich es hieß, daß von
dem Verließ auch ein unterirdischer Gang zu großen Schätzen führe.
Aus Dr. Plöckingers „Wachausagen“, Seite 99, Nr. 97. |
419 VERHEXTE SCHWEINE
In Gneixendorf bei Krems verlor einst ein Bauer einen Sack mit
Korn. Ein alter Häusler fand ihn und verheimlichte den Fund. Der
Bauer erfuhr es jedoch von dessen Tochter, ging selbst zu ihm und
zwang ihn, das gestohlene Gut herauszugeben, wobei er ihn mit dem
Peitschenstiele derb auf die Finger klopfte. Darob erboste der Dieb
arg und schwur, man werde an ihn denken. Richtig verendeten dem
Bauer über Nacht zwei Schweine auf geheimnisvolle Weise. Auch
mit den als Ersatz eingestellten Schweinen hatte er im gleichen
Jahre kein Glück. Die Schweine waren verhext.
Aus Leeb; Sagen Niederösterreichs, SeIte 51 Nr. 95. |
420 DIE HEXEN VON DÖLLERSHEIM
Über dem Galgenberg bei Döllersheim zieht in der Walpurgisnacht
die
Aus Kisslings „Frau Saga“, 1. Reihe, Nr. 98. |
D A S W I L D E H E E R
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421
In den Rauhnächten hört man allerorten im Donautal
der Wachau in den Nachtstunden ein Rufen, Schnalzen und
Pferdegetrappel. Das ruft der wilde Hohenauer hervor,
welcher verdammt ist, so lange zu reiten, bis daß das
Strombett der Donau so trocken ist wie der Jauerling.
Schaurig hallte es dann im Tale von den Bergwänden wider
und Mensch und Tier fliehet in die wohlige Wärme des
Heimfriedens. Es heulet dann in den Schornsteinen ein
schaurig Lied. Dann heißt es: Der wilde Hohenauer ziehet
durch Das Donautal.
Nach Dr. Plöckingers „Wachausagen“, Seite 35, Nr. 26. |
422
Es ist noch nicht allzulange her, da hörten einige Unterloibner am
Abend ein sonderbares Geräusch durch die Bognergasse
heraufkommen. Es kam ihnen vor, als würden entweder Kühe oder
Schafe oder gar Schweine getrieben und die Herde zog dann durch
die Haltergasse wieder fort. Niemand wußte aber, was es zu
bedeuten habe.
Aus Dr. Plöckingers „Wachausagen“, Seite 80, Nr. 70. |
423
In Wösendorf konnte man vom Hause Nr. 15 aus zu gewissen Zeiten
um Mitternacht großen Lärm hören. Alle Tiere des Waldes, Rehe,
Hirsche, Uhu und andere, sowie auch Menschen schrieen zusammen.
Dieses Getöse kam von Kienstock am anderen Ufer herüber.
Manche glaubten, während des wilden Geschreies einen Reiter auf einem Schimmel
vorübersprengen gesehen zu haben. Hinter ihm sei eine große Schar
von lärmenden Leuten und Tieren nachgezogen, darunter auch
feurige Hunde.
Nach Dr. Plöckingers „Wachausagen“, Seite 63, Nr. 53. |
424
Nächtliche Wanderer hörten einst am Wattstein oberhalb Dürnstein
oft, ein arges Gschwadern (Lärmen), das über die Donau hinüberzog.
Man glaubte Geschnatter von Enten und Gänsen zu hören. Man sagte
es sei die wilde Jagd.
Gew.: Koppensteiner August, Weißenkirchen. Aufz.: Dr. Plöckinger. 1926. |
425
Zu Weißenkirchen erzählte man, daß man, wenn man bei Nacht in
den Rauhnächten durch den Wald gehe, eine sonderliche Musik höre,
die sich aus den verschiedensten Tierstimmen zusammensetze, in die
sich Instrumententöne mengen. Sobald man dies vernehme, müsse
man sieh sofort flach auf den Boden legen und warten, bis der Lärm
wieder vorbei sei, sonst würde man mitgerissen und zerrissen.
Gew.: Koppensteiner August, Weißenkirchen. Aufz.: Dr. H. Plöckinger, Krems. 1926. |
426
Einmal hörte Frau Walzer und ihre Godl zu Mautern am späten
Abend ein furchtbares Geschrei. Es hörte sich so an, wie wenn Kühe,
Kälber, Pferde, Hunde und vielerlei
andere Tiere durcheinander ihre Stimme erschallen ließen. Auch der
Göd der Walzer hörte es und wollte vor das Haus treten, um
Nachschau zu halten, was da los sei. Er rief in die finstere Nacht:
„Was gibt es denn da?“ Daraufhin wurde es auf einmal wieder stille.
Die Hunde, welche sich vor dem Getöse verkrochen hatten, da sie
sich gefürchtet hatten, kamen nun wieder hervor und bellten recht
laut. Die Godl aber sagte, daß es das „Wilde Grschroa“ gewesen sei.
Gew.: Therese Walzer, Unterloiben. Aufz.: Dr. H. Plöckinger, Krems. 1925. |
427
Die Dürnsteiner wurden einst lange Zeit hindurch durch einen argen
Lärm, der sich wie Kettengerassel anhörte, in ihrer Ruhe gestört.
Das Getöse nahm vom Kummerstal seinen Ausgang. Das Rasseln
und das Rollen, das sich anhörte, wie wenn ein zweiräderiger Karren
im Sause durch die Lüfte fahren würde, war besonders zur Nachtzeit
der stürmischen Nächte der Weihnachtszeit wahrzunehmen und
wurde im ganzen Städtel gehört. Dieses wilde Jagen in den Lüften
bannte man, indem man Kreuze und Bildstöcke setzte. Erfüllte es
früher die Gegend zwischen dem Pfaffental und dem Stadttore in
Dürnstein mit seinem unheimlichen Rumoren in der Luft, so
beschränkte man es zuletzt auf das Kummerstal, sodaß der
nächtliche Wanderer und der Bewohner des Städtchens heute davor
verschont ist.
Gew.: Georg Kernstock, Dürnstein. Aufz.: Rudolf Riedel. 1920. |
428
Zu Ötz im Spitzergraben hörte man zuweilen in den Lüften ein
Heulen Schreien und Winseln. Dieses verstummte sofort, wenn ein Schuß in die Luft abgefeuert wurde.
Gew.: Franz Gerhart Oetz Aufz.: Schulleitung Niederranna. 1952.. |
429
Holz- und Streusammler, die bei den Bärenwänden auf der Suche
waren, hörten oft in den Lüften einen gewaltigen Lärm. Einmal
sammelten gerade Weib und Kind daselbst dürre Äste. Soeben hatte
es die elfte Stunde geschlagen, als in den Lüften plötzlich ein Heulen
und Pfeifen hörbar wurde. Dazu gesellte sich auch ein lautes
Getrappel das immer näher und näher kam. Man hörte auch
Männerstimmen, die fortgesetzt "Wüja Hoi! Wüja Hot!" riefen. Auch
das Rollen der Wagenräder vernahm man ganz deutlich, doch zu
sehen war nicht die geringste Spur. Aus Furcht legten sich Mutter
und Kind flach auf die Erde, denn sie vermeinten unmittelbar über
ihren Köpfen das unbeimliche Treiben zu verspüren. Dieses
geheimnisvolle Lärmen dauerte fast eine volle Stunde. Beim Schlag
der zwölften Stunde war es wie weggefegt. Die Wilde Jagd war über
die beiden armen Menschenkinder hinweggebraust, die vermeinten,
das Ende der Welt sei gekommen.
Gew.: Hildegard Göls, Elsarn am Jauerling. Aufz.: Schulleitung Niederranna. 1952. |
430
Raidl und Mohr gingen einst auf den Lindberg, um Dachse zu fangen.
Als sie oben waren, hörten sie ein Gepolter von Wagenleitern, als
würde jemand Streu, laden. Sie nahmen sich vor nachzuschauen,
was wohl der Grund dieser Unruhe zu so später Stunde sein könnte.
Sie konnten aber nichts wahrnehmen. Doch vernahmen sie ganz deutlich
die Stimme des Kutschers der immer rief: „Dahü! Dahü!“
Sie dachten, daß das ganz sonderbar sei, daß immer der
gleiche Ruf erschalle. Die Männer riefen daher in das
Dunkel der Nacht: „Dahot!! Dahot!“. Kaum hatten sie aber das getan
da wurde es um sie noch dunklere Nacht und ein Wirbelwind setzte ein, der sie meterhoch vom Boden emporholb und so heulte, daß es um ihre Köpfe pfiff. Als sie wieder festen Boden unter ihren Füßen verspürten, liefen sie
voll Angst den Abhang hinunter. Es hellte sich auch wieder
auf und der Spuk war verschwunden. Der wilde Jäger
hatte sie in seiner Gewalt gehabt.
Gew.: Hermann Auer, Oetz. Aufz.: derselbe, 1952, Eingesandt von der Schulleitung
Niederranna. |
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