Riesen u. Zwerge
Heft Nr. 11 (Doppelheft)
Teil 6
von Sage 515 bis Sage 532
515 KAISER MAX HEIRATET
Wie die Förthöfler zu berichten wissen, hat einst Kaiser Maximilian, der
letzte Ritter, in der kleinen aber schönen Kirche, auf die sie besonders
stolz sind, seine Hochzeit gehalten.
Gew.: Florian Bayer, Schiffmann in Förthof. Aufz.: Dr. H. Plöckinger, Krems, 1949. |
516 MAN WOLLTE KAISER JOSEF ERMORDEN
Als man die Gegend um Krems wieder der Katholisehen Kirche aus
dem Protestantismus rückführte, waren die Jesuiten im Besitze des
Pudelhofes, des Schlosses bei Lengenfeld. Kaiser Josef hatte auch
ihren Orden aufgelöst und es drohte den Bewohnern des Pudelhofes
die Gefahr, zum Wanderstab greifen zu müssen. Als sie erfuhren,
daß der Kaiser die Lengenfelder Bevölkerung besuchen wollte,
beschlossen sie, ihn in das Wasser des vollgefüllten Schloßgrabens zu
werfen und ihn dadurch zu ertränken. Durch andere Vorkommnisse
verursacht, kam aber der Kaiser nicht nach dem Orte und entging so dem
Tode. Der schadenfroh grinsende Sensenmann hatte das Nachsehen.
Gew.: Anna Vogel, Lengenfeld. Aufzeichnung 1927. |
2. Erzählform: Kaiser Josef II. wollte die Jesuiten, welche bei der Aufhebung des Ordens ihr Schloß zu Lengenfeld nicht verlassen wollten, zur Räumung des Besitzes veranlassen. Er beschloß, selbst dahin zu kommen. Die Jesuiten aber planten Böses. Der Kaiser erfuhr aber, daß man ihn zu Lengenfeld im Schloßgraben ertränken wollte und kehrte deshalb in Hadersdorf um.
Eingesandt von der Schulleitung Lengenfeld, 1952. |
517 DAS WAPPEN VON EMMERSDORF
Das Wappen des Marktes Emmersdorf trägt in seinem Schilde zwei
Eimer. Über dieses Wappen erzählt das Volk:
Nach Dr. Plöckingers „Wachauagen“, Seite 22, Nr. 12. |
518 DIE HEIMATTREUEN KARTÄUSER
Schon, das Klostergebäude von Aggsbach war unfreundlich und
düster. Auch die Ordensvorschriften waren sehr streng. Die Mönche
durften nicht nur kein Fleisch essen, sondern auch gar nichts sprechen.
Obgleich also das Leben daselbst durchaus keine Annehmlichkeiten
bot, sollen die Kartäuser, als sie unter Josef II. aus Aggsbach
vertrieben und in alle Welt zerstreut wurden, vor Sehnsucht nach ihrem
Felsenheime geseufzt und gesagt haben, wenn sie nur dürften, so
würden sie gerne zurückkommen, auch wenn sie die ganze Reise dahin
auf den Knien rutschen müßten.
Aus Dr. Plöckingers „Wachausagen“, Seite 36, Nr. 28. |
519 DER BETTELJUNGE VON KREMS
Im Hause Krems, Margaretenstraße 12, wohnte vor fast zweihundert
Jahren ein Seidenweber namens Ziegler. Sein Verdienst reichte nur
schwer für seine große Familie Da versuchte einer seiner Knaben, wie
eine Wiener Sage berichtet, sein Glück in Wien. Zu Fuß wanderte er
dahin, zerriß dabei die schon recht schlechten Schuhe zur Gänze und
kam barfuß in die Großstadt, fragte sich mühsam zu einem
Seidenweber durch, und bat ihn inständig um Aufnahme als Lehrling.
Der Meister nahm den armseligen Bittweber aus Mitleid auf. Bald
aber zeigte dieser am Webstuhl erstaunliches Geschick, wurde dann
als Geselle sehr geschätzt, bekam die Leitung des Betriebes seines
alten Meisters und gestaltete ihn zur bedeutendsten Wiener
Seidenfabrik aus. Sein Vorbild regte ähnliche Unternehmungen an. So
wurde der Bettelknabe aus der Kremser Burg der Begründer der
bedeutenden Wiener Seidenindustrie von einst. Nach ihm benannte
man die Wiener Zieglergasse.
Nach Dr. Plöckingers Sagengutsammlung (unveröffentlicht!)
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520 DER BAUERNSTEIN BEI NEUSIEDL
Vor vielen Jahrhunderten schändete ein alter Bauer den Sonntag durch
Knechtesarbeit. Ein vorbeiziehender Wandersmann ermahnte den
leichtsinnigen Bauern und warnte ihn vor der gerechten Strafe Gottes,
die ihn einst drüben in der Ewigkeit treffen werde. Der Bauer, nicht
wenig erzürnt, schrie dem Jüngling die Worte nach: „Leichtsinniger
Vogel, was wagst du zu sagen! Hätte mir Gott mehr Geld und Gut
gegeben, so würde ich nicht an Tagen der Ruhe in rastloser Hast
arbeiten.“ Kaum hatte er jedoch diese sündhaften Worte ausgesprochen, so erscholl ein
dumpfer Donner und der leichtsinnige Bauer stand in einem endlosen
Steinhaufen, zur Steinsäule verwandelt.
Aus C. Callianos „Niederösterreichischer Sagenschatz“, 1. Bdch., S. 193. |
521 SIEBEN TORE
Das Rote Tor oder das Schwedentor zu Spitz ist ein Wahrzeichen des
alten Marktes. Es ist heute der bescheidene Rest einer alten
Befestigung, die einst den wichtigen Wachauort mit einer Mauer
umgab, welche sieben Tore aufzuweisen hatte. Diese wurden in
Zeiten der Feindesnot geschlossen und von den Bürgern des
Marktortes wohl verwahrt, bis sie von den Schweden zerstört wurden.
Aus Schmidl‘s „Wiens Umgebung auf 20 Wegstunden“, Seite 415. |
522 DAS WARZENGRÜBERL
Unweit Palt, an der Thallerner/Paltner Gemeindegrenze, zwischen
Feldern und Auen, ist ein Felsen sichtbar, der bis knapp zur Fladnitz
reicht. Er führt den Namen „Warzenstein“. Er verleiht auch der
ganzen Umgebring bis zur Brücke seinen Namen. An der Oberfläche
dieses Felsens, an dem der Gehweg von Thallern nach Palt
vorbeiführt, ist ein kleines Grüberl, das sogenannte „Warzengrüberl“,
zu sehen. Von diesem Grüberl erzählt eine Sage.
Gew.: Gusenbauer Alois, Thallern. Aufz.: Sedelmayer Siegfried, 1952. |
Bild und Copyright ©, Herrn Ing. Schneeweiß (Österreich) |
Der Warzenstein und das Warzengrüberl, wie es 2012 / 2013 noch zu finden ist. Obige Sage ist die bisher einzige Aufzeichnung, die zu diesem Ort, gefunden wurde. |
Bild und Copyright ©, Herrn Ing. Schneeweiß (Österreich) |
Hinweistafel beim Warzenstein und Warzengrüberl, wie sie 2012 / 2013 noch zu finden ist. Das Alter der Tafel und wer diese angebracht hat, sind unbekannt. |
Bild und Copyright ©, Herrn Ing. Schneeweiß (Österreich) |
Wo der Warzenstein und das Warzengrüberl in etwa zu finden ist. Sobald es möglich ist, werde ich eine genauere Wegbeschriebung und eventuell Korordinaten, nachliefern. |
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Herrn Ing. Schneeweiß, der uns liebenswürdigerweise die Bilder zur Verügung gestellt hat. |
523 DIE REITSCHUL
Zwischen dem Unteren Markt Spitz und der Ruine Hinterhaus
erstreckt sich ein weiter ebener Platz, der den Namen „Reitschul“
trägt. Dies soll eine Bezeichnung des Ortes sein, welche bis in die
Ritterzeit zurückreicht.
Allgemeine Volksüberlieferung. Aufzeichnung durch Dr. Plöckinger, Krems. |
524 DER HOLLNSTEIN
Der Hollnstein zwischen Dürnstein und Loiben, der heute das
Kriegerdenkmal für das Jahr 1805 trägt, soll den Namen nach einem
Gschlechte tragen, dem einstmals der Boden zwischen dem Fels und
dem Wattstein eigen war.
Gew.: Bürgermeister Pichler, Oberloiben. Aufz.: Dr. Plöckinger. 1930. |
525 DIE STEINERNE GANS
Am Merklhause in der Oberen Landstraße zu Krems ist als altes
Hauszeichen eine „Steinerne Gans“ angebracht. Von dieser weiß die Sage zu berichten, daß einst, die Donau so hoch
gewesen sei, daß die Gans, welche beim Steinertor
hereingeschwommen kam, sich auf das Haus setzen konnte.
Aus Dr. Plöckingers „Wachausagen“, Seite 104, Nr. 104. Gew.: Therese Jäger, Krems. 1926. |
526 DIE TEUFELSMAUER
Oberhalb Spitz befindet sich die granitene TeufelsMauer, welche einst
der Teufel errichtet haben soll, um den Herrn von Aggstein zu
ertränken.
Nach G. List, n.ö. Sagen und Volksbräuche. |
527 DER UNHEIMLICHE STEIN VON OBER-GRÜNBACH
Außerhalb des Dorfes Ober-Grünbach lag nahe einem alten
Staßenmarterl auf einem Hügel, noch vor etwa dreißig Jahren, eine 25
cm starke, 50 cm breite und über 100 cm lange Steinplatte, auf der ein
Kreuz, 5 cm hoch erhaben gemeißelt war. Es war ein Sühnstein, wohl
aus dem 14. bis 15. Jhd., der einst, der örtlichen Überlieferung nach, zur
Erinnerung gesetzt wurde, weil sich hier zwei Bauern gegenseitig mit
„Selchen“ (Pflugmessern) getötet hatten. Diese Steinplatte gefiel
einmal einem Bauern des 19. Jhd. Er führte sie heim und benützte sie
als Pflasterstein. Aber siehe da, seit der Zeit wurde sein Vieh von einer
so unerklärlichen Unruhe erfaßt, daß sich der Bauer nicht anders zu
helfen wußte, als daß er den Stein wieder ausgrub und an seinen
früheren Platz hinführte.
Aus Kisslings „Frau Saga“, 1. Reihe, Seite 64, Nr. 61. |
528 DIE SIEBEN RÖSSEL VON ST. MICHAEL
Auf dem First der Choranlage der uralten Kirche von St. Michael an
der Donau finden sich hintereinander sieben tönerne Tiere, die man
auch für Rößlein hält.
Aus Mailly „Nö. Sagen“, Nr. 216. |
529 STEINKÖPFE VON ST. MICHAEL
An der Donauseite der Kirche sind zwei steinerne
Köpfe und abseits ein kleinerer Kopf eingemauert. Das soll der
Baumeister Siebenrössel mit seiner Frau und seiner Tochter sein. Die drei gut konservierten Mumien im Karner sollen
ihre irdischen Überreste darstellen.
Aus Maillys „Nö. Sagen“, Nr. 214. |
530 DIE SPOTTENDEN STEINBILDER
Ein Baumeister erhielt den Auftrag, in den nicht weit von einander
gelegenen Ortschaften G.-Heinrichsschlag und Els die Kirchen zu
bauen. Den Bau in Heinrichsschlag übernahm er, jenen von Els sein
in der Kunst erfahrener Altgeselle. Eine fachliche
Meinungsverschiedenheit gab die Veranlassung zu dem Wettstreit,
wessen Kirche früher fertig dastehen würde. Der Meister war seiner Sache so gewiß, daß er
schon während des Turmaufbaues eine spöttische Fratze anbringen
ließ, die gegen Els gerichtet war. Der Altgeselle beeilte sich und war
mit dem Turme schon lange fertig, enthüllte ihn aber erst einen Tag
bevor der Meister die Turmrose aufsetzen wollte. Als in Els der Turm
vom Gerüste freigemacht wurde, konnte der Meister, der von
Heinrichsschlag herüberkam, zu seinem Mißvergnügen entdecken,
daß am Turme ein Steinbild angebracht war, das spöttisch nach
Heinrichsschlag hinüberblickte.
Aus Maillys „Nö. Sagen“, Nr. 217. |
531 DAS HUFEISEN AN DER KIRCHMAUER ZU ST. JOHANN
Einmal ritt der Teufel nach St. Johann in der Wachau. Als er die
offene Kirche gewahrte, spornte er sein Pferd und trieb es gegen den
Altar an. Kaum war sein Roß in der Kirche, verlor es seine Hufe und
floh vor dem Heiligtume. Ein Hufeisen des Teufelsrosses hängt noch
heute an der Kirchmauer. Da das Hufeisen als Siegeszeichen des
überwundenen Teufels angesehen wurde, war es bei Schiffsleuten,
die mit Pferden ihre Schiffe bergauf zogen, schon seit altersher
üblich, ihre Pferde in St. Johann beschlagen zu lassen.
Aus Maillys „Nö. Sagen“, Nr. 227. |
532 DER ROLAND OHNE KOPF
In Hollenburg an der Donau sieht auf dem Marktplatz eine
Prangerstatue ohne Kopf. Mit diesem Wahrzeichen war das Recht zur
Abhaltung eines Geschirrmarktes verbunden. Da schlich in einer Nacht eine Schar Nußdorfer
Burschen in den Ort und hieb dem steinernen Ritter den Kopf
herunter. Sie trugen ihn nach Nußdorf a. d. Traisen. Da der
Rolandskopf in Hollenburg nicht mehr vorhanden war, verlor die
Gemeinde das Recht, den Markt abzuhalten, während die Nußdorfer
als Besitzer des Kopfes zu Recht kamen, jeden Herbst den Butten-
und Bindermarkt abzuhalten.
Aus Maillys „Nö. Sagen“, Nr. 268. |
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