Momentan schauen angesichts der Gewalt, alle schockiert und betroffen nach Erfurt. Die Politiker überschlagen sich förmlich beim Thema „Gewalt im Fernsehen, bei Videospielen und im Internet“ beim „Waffengesetz“ und „die Eltern sind gefordert“. Bestimmt kann man die Ursachen nicht nur in diesen Bereichen suchen. Es ist nur ein Ergebnis einer immer egoistischeren und immer weiter verrohenden Gesellschaft.
Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe und Gottes Gebote rücken immer mehr in den Hintergrund. Jeder lebt in seinem Leben. Man meint, es läuft ja alles ganz gut. Man muss doch zuerst auf sich selber schauen oder das Leben ödet einen an und schuld ist sowieso immer der Andere.
Beim Gedenkgottesdienst am 3.5.02 wurde in der Trauerpredigt betont, dass man doch nicht töten solle. Wir möchten hervorheben, dass man Gewalt aber nicht selektiv sehen kann. Gegen die Gewalt an Ungeborenen geht kein Aufschrei durch Deutschland. Man sieht sie nicht und das OP-Besteck fällt auch nicht unter das Waffengesetz. Leider keine Einzelfälle, da vom eigenen Staat auch noch legalisiert.
Endlich sind die Bischöfe aus der Schwangeren-Konfliktberatung ausgestiegen. Ruck-zuck wird über das Zentralkomitee der deutschen Katholiken und dem Landeskomitee der deutschen Katholiken der Verein „Donum Vitae“ gegründet, damit auch „Katholiken“ weiter den Schein ausstellen können. Viele Politiker gehören dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken an, die nun gegen die Gewalt reden. Desweiteren Sterbehilfe, Embryonenforschung, (ausländische und vor dem 1.1.02 gewonnene Stammzellen sind anscheinend weniger wert) und Präimplantationsdiagnostik. Es ließen sich noch weitere Punkte anführen. Solange das Zentralkomitee der deutschen Katholiken nicht vorbehaltslos zu „du sollst nicht Töten“ steht oder endlich herausstreicht, nicht für alle Katholiken Deutschlands zu sprechen und keinen Dialog führt, macht es sich auch mitschuldig.
Man soll doch nicht töten, da kann man doch keine Auswahl treffen. Im 2. Vatikanischen Konzil ist es trefflich formuliert, „dass das Gewissen durch die Gewöhnung an die Sünde fast blind wird“. Es ist ganz klar, wir brauchen Lösungen für unser Leben, aber der eingeschlagene Weg ist sicher der falsche. Wenn wir die Ergebnisse betrachten, sind wir heute von Lösungen weiter entfernt denn je.
Solange nicht Gewalt und Töten zur vermeintlichen Lösung von Problemen geächtet ist, werden wir weder Spitzen wie Erfurt noch den Eisberg darunter, beseitigen können. Die Stärke einer Gesellschaft zeigt sich nur darin, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht. Genauso wie das „Recht des Stärkeren“ kein Naturgesetz ist. Diese Fehlinterpretation hat schon viel Unglück über die Menschheit gebracht und wir sollten uns schleunigst davon verabschieden.
Sicher ist jetzt auch die Politik gefordert. Ein erstes und wirkungsvolles Zeichen wäre der faire und ehrliche Umgang der Politiker untereinander und die Einhaltung der schon bestehenden Gesetze. Sowie die Möglichkeit, dass die Familie ihre Aufgabe erfüllen kann, sich um ihre Kinder zu kümmern und nicht beide Eltern arbeiten „müssen“. Mit der Gleichberechtigung aller Menschen müssen wir endlich ernsthaft anfangen und sehr deutlich machen, dass Selbstverwirklichung nie auf Kosten Anderer gehen darf, denn dadurch werden deren Möglichkeiten eingeschränkt Es darf auch niemand mehr beklatscht werden, der jemanden hereinlegt oder übervorteilt. Schon die Berücksichtigung der Weisheit der „10 Gebote“ bei unserem Handeln würde jedem Einzelnen, jeder Gesellschaft und der ganzen Menschheit einen Riesensprung in eine friedlichere und sicherere Welt ermöglichen.
Fangen wir alle an, wieder eine vertrauensvolle Gesellschaft aufzubauen. Warten wir damit nicht bis zum nächsten „Erfurt“.
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