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1 1/2 Jahrhunderte
Grafitbergbau
in Mühldorf
von Ing. Alois Reifmüller

Teil 10 (Seite 36 bis Anhang Seite 2)


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gleich große Teilchen zu gleicher Zeit absetzen. Da ser Rohgrafit mit seinen Beimengungen zumeist innig verwachsen ist, konnte nur eine sehr geringe Kohlenstoffanreicherung erreicht werden. Sie betrug höchstens 2 bis 3 Prozent.

Nachstehende Chemische Analyse des Raffinadegrafites ist als Durchschnittsanalyse anzusehen:

Glühverlust

52,1 %

Kohlenstoff

45,1 %

Asche

48,2 %

Kieselsäure

24,5 %

Tonerde

9,4 %

Eisenoxyd

8,0 %

Schwefel

2,4 %

Kalziumoxyd

0,8 %

Die erforderlichen Reparaturen an den Maschinen und Anlagen wurden durch das Werkspersonal in eigener Regie durchgeführt. Sogar die Kurbelwellen für die schweren Kollergänge wurden in der eigenen Werkstatt hergestellt.

Reparaturwerkstätte

- Reparaturwerkstätte -

 

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Das beigeheftete Diagramm gibt einen Überblick über die Erzeugung von Raffinadegrafit des Werkes in den Jahren 1925 bis 1968. Die Gesamtproduktion der Raffinerie betrug in diesem Zeitabschnitt 75.894 Tonnen.

Als Abnehmer kamen außer dem Inland alle europäischen Länder in Betracht. Der Anteil des Inlandsabsatzes betrug kaum 15 % . Hauptabnehmer war die deutsche Eisenindustrie. Vor dem Jahre 1938 folgten Rumänien und Ungarn als Hauptabnehmer. Diese beiden Länder schieden als Abnehmer vollkommen aus. Bei Betrachtung des Diagramms fällt vor allem die von Jahr zu Jahr unterschiedliche Erzeugungsmenge auf. Dies war auf die ständig wechselnden Absatzmöglichkeiten zurückzuführen, so zum Beispiel zeigt die steigende Erzeugung bis 1929 einerseits den Ausbau des Betriebes, andererseits die günstige Wirtschaftslage Europas an. Auch der weltweite wirtschaftliche Rückgang in den Jahren 1930/31, der erst im Jahre 1932 seine Umkehr fand, kommt zum Ausdruck.

Der ab 1933 zunehmende Bedarf an Gießereigrafit war in der Hauptsache auf die einsetzenden Rüstungen zurückzuführen. Die zunehmenden politischen Spannungen zwischen Österreich und dem Deutschen Reich fanden, so wie beim Fremdenverkehr durch die Tausendmarksperre, auch im Grafitabsatz nach diesem Lande ihren Niederschlag.

Erst nach dem erfolgten Anschluß Österreichs an Deutschland 1938 stiegen die Erzeugungsziffern und erreichten 1943 fast die Höhe des Jahre 1929. Ab 1944 ging die Erzeugung zurück und erreichte 1945 den Nullpunkt.

Der seit 1938 unter kommissarischer Verwaltung stehende Betrieb wurde im Jahre 1943 vom Herzog von Braunschweig arisiert und kam dadurch nach Kriegsende als deutsches Eigentum unter russische Verwaltung. Von 1946 an war die Produktion bis 1951 wieder steigend. Ab 1952 waren die Absatzmöglichkeiten rückläufig und dies wirkte sich auch in der Erzeugung aus. In den Jahren 1956 bis zur Betriebseinstellung im Jahr 1968 war die Produktion wohl jährlichen Schwankungen unterworfen, der Absatz an Raffinadegrafit pendelte sich im Jahresdurchschnitt mit 1.200 Tonnen pro Jahr ein.

 

- Beilage zwischen den Seiten 37 und 38 -

Produktion

RAFFINADEGRAFIT-ERZEUGUNG
1925 - 1968 = 75.894 TONNEN


Im Original DIN 51,5 x 29 cm.

 

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Der Belegschaftsstand den Betriebes war entsprechend den gegebenen Betriebsverhältnissen in den einzelnen Jahren sehr verschiedene Der höchste Mannachaftsstand war im Jahre 1929 mit etwa l00 Mann. In den Jahren 1940 bin 1944 waren Über 50 Mann beschäftigt, davon 20 Ostarbeiter, die in eigens für sie errichteten ]Holzbaracken untergebracht waren. In den anderen Betriebsjahren schwankte der Belegschaftsstand zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Mann.

Die Unfallszahl war verhältnismässig niedrig und es handelte sich fast durchwegs um leichte Unfälle. Nur während der Kriegezeit wurde ein Ostarbeiter, der, entgegen der Wahrnung seiner Kameraden, seine Jause unter einem Erdüberhang im Tagbau einnahm, von den losbrechenden Genteinemassen verschüttet und tötlich verletzt.

Die Erneugung an Raffinanden erfolgte aus klimatischen Gründen in den Sommermonaten und wurde so gehalteng daß das Werk stets ausreichende Bestände zur Verfügung hatte.

Vor 1938 wurden die Arbeiter in der Aufbereitung bei Eintellung des Betriebes im Herbst entlassen und im Frühjahr wieder neu eingestellt, wenn sie es nicht vorzogen sich einen anderen Arbeitsplatz zu suchen, was zu jener Zeit kaum mögliob war. Durch diese von den damaligen Besitzern verlangte Regelung, kamen die Arbeiter um jene Rechte, die erst bei einer gewissen ununterbrochenen Betriebezugehörigkeit wirksam geworden wären ( Urlaubsanspruch etc. ). Im Jahre 1938 wurde dies dahin geändert, dass auch die Tagarbeiter in den Wintermonaten in der Grube beschäftigt wurden.

Die ständig steigenden Betriebsunkosten und die immer sohwieriger gewordene Gewinnung, aber auch die Qualitätsverschlochterung das Fördergutes und die Unmöglichkeit, die Verkaufspreise diesen Umständen anzupassen, verursachten in den letzten Betriebejahren derartige Verlußte, daß die Betriebseinstellung nicht zu vermeiden war.

Im übrigen ist noch erwähnenswert, daß das Unternehmen, die "Mühldorfer Grafit-Bergbau Aktiengesellschaft", ihren Aktionären  n i e  Dividenden einbrachte und daß bei der Liquidierung den Unternehmens das Aktienkapital vollkommen aufgebrauaht war.

 

- Anhang Seite 1 -

Hunder Jahre Untenemensleitung
1870 bis 1970


von
bis
Firmenname Besitzer und
Aktionäre
Werkleiter
1870 - 1873 Österr. Mähr. Grafitgewerkschaft unbekannt Ing. Rohata
1874 - 1881 Österr. Mähr. Grafitgewerkschaft unbekannt Ing. Ernst Vegani
1882 - 1897 Österr. Mähr. Grafitgewerkschaft Ing. Ernst Vegani Ing. Ernst Vegani
1898 - 1918 Österr. Mähr. Grafitgewerkschaft Arch. Adolf Jäger Arch. Adolf Jäger
1919 - 1921 Mühldorfer Grafit-Bergbau G.m.b.H. Bernfeld und Rosenberg Dr. Fränzl und Dir. Thomas Kuttner
1922 - 1927 Mühldorfer Grafit-Bergbau G.m.b.H. Bernfeld und Rosenberg Dir. Leo John
1928 - 1929 Mühldorfer Grafit-Bergbau A.G., Wien Dr. Otto Zucker 85% Aktien Dir. Kordula und B. L. Alois Reifmüller
1930 - 1938 Mühldorfer Grafit-Bergbau A.G., Wien Dr. Otto Zucker 85% Aktien Dir. Alois Reifmüller
1939 - 1943 Mühldorfer Grafit-Bergbau A.G., Wien Kom. Verwaltung Reissenberger und Ing. Schistek Dir. Alois Reifmüller
1944 - 1945 Mühldorfer Grafit-Bergbau A.G., Wien Herzog von Braunschweig 100% Aktien Dir. Alois Reifmüller
1946 - 1947 Mühldorfer Grafit-Bergbau A.G., Wien Russische Verwaltung Dipl. Ing. Josef Wenda
1948 - 1955 Mühldorfer Grafit-Bergbau A.G., Wien Russische Verwaltung Dir. Ing. Alois Reifmüller
1956 Mühldorfer Grafit-Bergbau A.G., Wien Öffentliche Verwaltung Vilma Czeiger Dir. Ing. Alois Reifmüller
1957 - 1970 Mühldorfer Grafit-Bergbau A.G., Wien Ing. Alois Reifmüller 85% Aktien Dir. Ing. Alois Reifmüller

 

- Anhang Seite 2 -

Grubenkarte Trenningbau

Grubenkarte Trenningbau, Maßstab 1:1000
Saigerriß und Grundriß


Karte im Original DIN A3.


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Diese Seite wurde am 20. November 2003 erstellt.