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Nürnberg Frauenkirche WILLKOMMEN

IN DER KATHOLISCHEN FRAUENKIRCHE


Liebe Gäste,

wir begrüßen Sie in diesem Gotteshaus und freuen uns darüber, daß Sie sich die Zeit nehmen, die Kirche und ihre Kunstwerke auf sich wirken zu lassen. Wir laden Sie ein, den Raum und seine Atmosphäre in Ruhe wahrzunehmen und etwas zu spüren von dem Glauben, der in den Kunstwerken seinen Ausdruck gefunden hat.

Um Sie auf ihrem Weg durch diese Kirche zu begleiten, haben wir dieses Blatt entworfen. Damit auch die nachfolgenden Gäste eine Hilfe haben, bitten wir Sie herzlich, dieses Blatt am Ende Ihres Besuchs wieder zurückzulegen!
Und so wünschen wir Ihnen für Ihren Besuch Ruhe, Zeit und den Segen Gottes!


Geschichte der Frauenkirche

Die freie Reichsstadt Nürnberg bestand im Mittelalter aus zwei Stadtteilen, einer Siedlung um die St. Sebald-Kirche im Norden und einer um St. Lorenz im Süden. Diese beiden Stadtteile waren durch die Pegnitz voneinander getrennt.
Hier an dieser Stelle, an der sich heute der Marktplatz und die Frauenkirche befinden, entstand im 12. Jahrhundert ein Judenviertel mit einer Synagoge. Als um das Jahr 1323 die beiden Stadtteile mit einer Mauer verbunden wurden, rückte dieser Platz in das Zentrum der Stadt und damit auch in den Mittelpunkt des Interesses. Der Rat der Stadt Nürnberg wollte nun an dieser Stelle einen großen Marktplatz errichten und ersuchte um die Erlaubnis bei dem damaligen Herrscher Karl IV. Dieser hatte als Herrscher eine Obhutspflicht gegenüber den jüdischen Mitbürgern seines Reiches. Da seine Herrschaftsstellung jedoch in Frage gestellt und keineswegs gesichert war, stiftete er Städte seines Reiches zu Judenverfolgungen an, um in den Besitz des jüdischen Vermögens zu kommen, damit seine Parteigänger zu belohnen und sich ihre Unterstützung zu sichern. Im Sinne dieser Politik kam ihm der Wunsch der Nürnberger nach einem zentralen Marktplatz gelegen. Im Vorfeld gab er den bis dahin judenfreundlichen Nürnbergern die Erlaubnis, wenn nicht sogar die Aufforderung, die jüdischen Mitbürger zu vertreiben. So kam es im Dezember 1349 zu einem schrecklichen Judenpogrom, bei dem mindestens 562 Juden verbrannt und die Synagoge abgerissen wurden.

In Zusammenhang mit diesem schrecklichen Kapitel Nürnberger Geschichte und der Geschichte der Frauenkirche stehen mehrere Kunstwerke:

Etwa in die Mitte des Ostchores wurde am Boden ein Davidstern aus Bronze eingelassen. Dieser "Judenstern" soll uns - auch bei der Feier des Gottesdienstes - an die Synagoge erinnern, die einst hier ihren Platz hatte. Auch der Tabernakel im Unterbau des Flügelaltares erinnert an die Synagoge. Die Form des Tabernakels ist einer Torarolle, der Heiligen Schrift der Juden, nachempfunden. Damit soll auch die enge Verbundenheit zwischen Judentum und Christentum zum Ausdruck gebracht werden.

 


Seit Oktober 1998 befindet sich links neben der Orgel, am Übergang vom Kirchenraum zum Ostchor, eine moderne Sandsteinskulptur des Nürnberger Künstlers Prof. Wilhelm Uhlig. Sie stellt die Heilige Edith Stein im Ordensgewand der Karmelitinnen dar. Wie man auf dem "Wappen" ablesen kann, war sie Jüdin. 1891 in einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren, in ihrer Jugendzeit Atheistin, ließ sie sich mit 31 Jahren taufen. Als 1933 ihre wissenschaftliche Karriere aufgrund des Nichtariergesetzes endet, verwirklicht sie ihren lang gehegten Wunsch und tritt in den Orden der Karmelitinnen ein. 1942 wurde sie in Auschwitz vergast. Ihr Glaubens- und Lebenszeugnis, vor allem aber die Tatsache, dass sie Judentum und Christentum auf besondere Weise in ihrer Person vereinigte, bewog die Gemeinde der Frauenkirche, ihre Skulptur an diesem denkwürdigen Ort aufzustellen.


Gleichzeitig mit der Erlaubnis zum Abriß des Judenviertels durch die sog. Markturkunde legte Karl IV. fest, daß anstelle der Synagoge eine Marienkirche errichtet werden solle. Mit dieser Kirche, die Karl IV. dann im Jahre 1355 stiftete, verband sich nicht nur eine religiöse, sondern auch eine politische Absicht. Um als Herrscher von Gottes Gnaden gelten zu dürfen, war es notwendig, im Besitz der sogenannten Reichskleinodien zu sein. Diese Zeichen seiner Macht (Karl IV. wurde 1356 zum deutschen Kaiser gewählt) wollte er im Zentrum des Reiches, in Nürnberg aufbewahren. Die Reichskleinodien (= die Reichsinsignien: Kaiserkrone, Reichsapfel, Mantel, Zepter + die Reichsreliquien: die Heilige Lanze und die Heiligen Nägel, u.a.) sollten nun in der dafür gestifteten Frauenkirche aufbewahrt werden. Wohl waren Sicherheitsbedenken des Kaisers dafür verantwortlich, daß es letztendlich nie dazu kam. Er ließ sie in die Nähe von Prag, auf die Burg Karlstein, bringen. Wie Sie später erfahren werden, ist das Raumkonzept aber dennoch von diesem Gedanken, Heiltumsschrein für die Reichskleinodien zu sein, geprägt. Denn der Bau der Kirche war bereits in vollem Gange, das Konzept konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Reichskleinodien kamen erst unter Kaiser Sigismund 1423 wieder nach Nürnberg, wo sie in der Heilig-Geist-Kirche aufbewahrt wurden. Vor Napoleon wurden sie 1796 über Regensburg nach Wien gebracht, im 2. Weltkrieg hat sie Hitler für kurze Zeit wieder in Nürnberg aufbewahren lassen. Heute befinden sie sich wieder in der Hofburg zu Wien.

Im Jahre 1525, nachdem Nürnberg zur Reformation übergetreten war, wurde die Frauenkirche evangelisch. Sie wurde umgestaltet zu einer Predigerkirche mit Emporen an den Seitenwänden. Im Jahre 1806 kommt Nürnberg zum neuen Königreich Bayern, ab diesem Zeitpunkt gilt zum ersten Mal in der Geschichte für alle Bürger Religionsfreiheit. 1810 erwirbt die katholische Gemeinde von der evangelischen die Frauenkirche. Nachdem die Kirche durch Reformation und Säkularisation über keinerlei Innenausstattung mehr verfügte, wurden Kunstwerke aus abgerissenen Nürnberger Klöstern angekauft. 1816 konnte dann der erste katholische Gottesdienst in dieser Kirche gefeiert werden.

Durch die Bombenangriffe von 1945 wurde die Frauenkirche schwer beschädigt. Nur die Westfassade mit der Vorhalle und dem darüberliegenden Chor, die alte Sakristei auf der Südseite wie die nördliche und südliche Außenmauer blieben erhalten. Die Kunstwerke waren rechtzeitig im sogenannten Kunstbunker unterhalb der Burg ausgelagert worden und konnten so erhalten bleiben.

Von 1983 bis 1991 wurde die Kirche gesamtrestauriert. Dabei wurde der gesamte Chorraum neu gestaltet nach den Grundsätzen des II. Vatikanischen Konzils: Der Altar rückte nach vorne und verbindet nun Kirchenschiff und Chorraum auf ideale Weise. Der Altar, Symbol für Christus, soll in der Mitte des gottesdienstlichen Geschehens stehen und die Gegenwart Christi beim Gottesdienst verdeutlichen. Auch der Unterbau des Flügelaltares wurde erneuert und ein moderner Tabernakel geschaffen. Dieser Tabernakel erinnert an eine Torarolle, die Heilige Schrift der Juden, und will die enge Verbindung zwischen Judentum und Christentum deutlich machen. Er betont gleichzeitig neben dem Sakrament, der Heiligen Eucharistie, die Bedeutung des Wortes Gottes. Darüber hinaus will er auch an die Synagoge erinnern, die einst hier ihren Platz hatte.

 


Im südlichen Seitenschiff sehen Sie eine Klais-Orgel, die ebenfalls im Rahmen der Restaurierung gebaut wurde. Sie umfaßt 3052 Pfeifen und 42 Register. Im nördlichen Seitenschiff wurde ein Fresko aus dem 14. Jahrhundert freigelegt. Diese Wandmalerei zeigt Episoden aus dem Leben zweier Märtyrer, die allerdings aufgrund ihres fragmentarischen Erhaltungszustandes schwer zu deuten sind.


Der Raum

Die Kirche wurde wahrscheinlich von Peter Parler, er war der Dombaumeister Karl IV. und hat den Veitsdom in Prag vollendet, in den Jahren 1352 - 1361 errichtet. Der Gedanke, hier die Reichskleinodien aufzubewahren, hat den Raum gestaltet. Das klassische gotische Raumgefühl führt die Augen der Betrachter in die Höhe und nach vorne in den Altarraum. Dieses Raumgefühl wird hier erweitert, denn der Raum ruht in sich. Dies wird zum einen dadurch hervorgerufen, daß die Seitenschiffe gleich hoch sind wie das Mittelschiff (eine der ersten Hallenkirchen Frankens!). Zum anderen steht das Kirchenschiff auf einem nahezu quadratischen Grundriß, der eine Mitte hat. Diese Mitte liegt zwischen den vier Pfeilern und genau dort sollten die Reichskleinodien in einem Schrein aufbewahrt werden. Da es im Mittelalter keine Bestuhlung gab, diente der Raum dann den Prozessionen um diesen Schrein. Der Raum vermittelt aufgrund dieser architektonischen Besonderheiten Geborgenheit. Er hat einen bewahrenden Charakter, und schließlich sollte hier auch etwas aufbewahrt werden.
Gleichzeitig entspricht dieses Raumgefühl, dieses Ruhen, auch einer religiösen Sehnsucht der Zeit, dem Ruhen in Gott.

Über der Vorhalle befindet sich der Michaelschor. Er sollte als eine Art Herrscherloge dem Kaiser zur Verfügung stehen und es ihm ermöglichen, an den Zeremonien um die Reichskleinodien in Abgeschiedenheit teilzunehmen. Der Chor ist nach dem Erzengel Michael benannt, der der Schutzherr von Kaiser und Reich war.

Auch die Außenfassade steht in Verbindung mit der Idee dieser Kirche. Die Westfront (außen) sollte als eine Art Monstranz oder Schaubühne zum Zeigen der Reichskleinodien dienen. Der Balkon, der sicher dafür größer geplant war, sollte dies ermöglichen.


Die Kunstwerke

Der Tucheraltar im Ostchor
Dieser Altar, von einem unbekannten Meister um 1445 geschaffen, ist das bedeutendste Zeugnis Nürnberger Tafelmalerei vor Albrecht Dürer. Er wurde geschaffen als Hochaltar für das Augustinerkloster St. Veit, das 1816 abgerissen wurde. Auf der Vorderseite von links: Der Hl. Augustinus im Gespräch mit seiner Mutter, der Hl. Monika; Verkündigungsszene; Kreuzigung; Auferstehung; die Hl. Einsiedler Paulus und Antonius. Diese Tafelmalerei bildet mit ihrem Goldgrund, aber den schon sehr lebendig und persönlich gestalteten Figuren den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit.

Darüber befindet sich eine Strahlenkranzmadonna aus dem Jahre 1440. Über ihr Haupt halten zwei Engel eine Krone.

Direkt über der Krone sehen Sie drei Fensterscheiben (nebeneinander), die Originalscheiben des Kaiserfensters. Karl IV. hat sie der Frauenkirche gestiftet, sie sind somit die ältesten Glasmalereien Nürnbergs überhaupt. Links ist der Hl. Paulus mit dem Schwert zu sehen, in der Mitte Maria mit dem Kind, rechts der Hl. Christopherus. Die anderen Fenster sind Stiftungen Nürnberger Patrizierfamilien aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Die lebensgroßen Figuren im Chor: links nähern sich die Hl. Drei Könige der Gottesmutter, im Chorschluß links neben der Strahlenkranzmadonna Johannes der Täufer, rechts von ihr Christus als Schmerzensmann, auf der rechten Seite vermutlich die Hl. Ludmilla, Herzogin von Böhmen und Großmutter des folgenden Hl. Wenzel, dem böhmischen Nationalheiligen.

 


Rechts und links in den Fensternischen sehen Sie 18 Leuchterengel aus der Schule von Veit Stoß, um das Jahr 1510.

Auf der Nordseite, vom Haupteingang gesehen aus links, sehen Sie folgende Kunstwerke:
Das Pergenstorffer Epitaph mit Maria als Schutzmantelmadonna. Dieses Sandsteinepitaph (Epitaph = Gedächtnistafel für einen Verstorbenen) wurde von der Familie Pergenstorffer gestiftet für die Augustinerkirche, die 1816 abgerissen wurde. Adam Kraft schuf dieses Werk um 1498. Es zeigt Maria als Schutzmantelmadonna der Christenheit: links unter ihrem Mantel befinden sich geistliche und weltliche Würdenträger wie auch einfache Leute, rechts Mitglieder der Stifterfamilie.

Am Marienaltar sehen sie auf moderner Mensa eine Muttergottes mit Kind um 1480.

Daneben eine Gemälde um das Jahr 1520, die Heilige Sippe. In der Mitte links Maria mit dem Jesuskind auf dem Schoß, neben ihr ihre Mutter Anna und ihnen zugeordnet ihre Männer, links Josef und rechts Joachim. Dazu drei kleine spielende Engel.

Am Übergang vom Kirchenschiff zum Chor befindet sich links noch ein Epitaph von Adam Kraft, das Rebeck'sche Epitaph mit der Krönung Mariens. Es entstand um das Jahr 1500 und zeigt, wie Maria von Gottvater und Gottsohn gekrönt wird.

An zwei Pfeilern fallen gebogene Gemälde auf. Auch hier handelt es sich um Epitaphien, Gedächtnistafeln für Verstorbene.
Links die Auferstehung Christi um 1440 (Künstler unbekannt), rechts ein Epitaph des königlichen Küchenmeisters Michael Raffael (links im Bild mit Rüstung), das um 1489 vermutlich von Michael Wolgemut geschaffen wurde. Hier wird der Erzengel Michael zweimal nebeneinander abgebildet, links als Drachentöter und rechts als Seelenwäger.

Blicken Sie nach hinten zur Vorhalle, so sehen Sie über dem Eingang ein Tymphanon. Es zeigt im oberen Feld die Kreuztragung Christi, im unteren die Grablegung.


Die Vorhalle

Diese Vorhalle überstand die Kriegszerstörungen des Jahres 1945. Ihr Figurenschmuck, aus der Erbauerzeit um 1360, ist durch das Marienpatrozinium bestimmt: Im Bogenfeld (Tymphanon) über dem Innenportal sehen Sie links unten die Geburt Jesu, darüber die Verkündigung des Engels an die Hirten, rechts unten die Anbetung der drei Weisen aus dem Morgenland, im oberen Feld die Darstellung Jesu im Tempel. In den Kehlen der Gewölberippen weisen alle Figuren auf den kommenden Messias hin: Könige des Alten Testaments, Propheten und Heilige. Der Schlußstein im Gewölbe zeigt die Krönung Mariens.


„Das Männleinlaufen“

Schlag 12 Uhr mittags erscheinen die sieben Kurfürsten (die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der König von Böhmen, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der Pfalzgraf bei Rhein) und erweisen dem Kaiser ihre Reverenz.

Damit wird erinnert an die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. im Jahre 1356, in der u.a. festgelegt wurde, daß jeder neugewählte König oder Kaiser seinen ersten Reichstag in Nürnberg halten müsse.

Der zierliche Giebel von 1509 ist das letzte Werk Adam Kraft's, das der schon vom Tod gezeichnete noch mit letzter Kraft geschaffen hat.


Juni 2001
Regina Pock, Touristenseelsorgerin (2005 nicht mehr an der Frauenkirche tätig)



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Diese Seite wurde am 16. April 2002 erstellt
und am 17. März 2005 zuletzt bearbeitet.