Anna Schäffer wurde am
7. März 1999 Selig gesprochen
Anna Schäffer

Die Dienerin Gottes
Anna Schäffer von Mindelstetten

Im Herzen Bayerns, zwischen Regensburg und Ingolstadt, liegt das Pfarrdorf Mindelstetten. Hier wurde Anna Schäffer am 18. Februar 1882 als Tochter eines Schreiners geboren und getauft. Die kinderreiche Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen. Den guten christlichen Geist prägte die Mutter. Das Kind entwickelte sich zu einem gesunden, kräftigen Mädchen. In der Schule war sie eine der besten, dabei still, bescheiden und fromm. Als Anna 1894 zur ersten hl. Kommunion gehen durfte, bot sie ihr Leben dem Heiland als Opfer an. Mit 13 Jahren kam sie in den Dienst nach Regensburg. Hier hoffte sie die Aussteuer für die Aufnahme in einen Orden verdienen zu können, wollte sie doch Missionsschwester werden.

Nach dem Tode ihres Vaters 1896 diente sie in Landshut. Dort erfuhr sie im Juni 1898 den entscheidenden Anruf Jesu: sie werde bald schon viel und lange leiden. Obwohl in ihrer kindlichen Seele eine große Bereitschaft zur Ganzhingabe vorhanden war - Anna hatte sich im selben Jahr Maria geweiht -, reagierte sie zunächst wie jeder gesunde Mensch: mit Erschrecken und Flucht. Sie fand im Forsthaus zu Stammham eine neue Stelle. Am 4. Februar 1901 begann hier in der Waschküche ihre Leidenszeit. Da sich das Ofenrohr über dem Waschkessel von der Wand gelöst hatte, versuchte sie, den Schaden zu beheben. Dabei glitt sie aus und rutschte mit beiden Beinen bis über die Knie in den Kessel mit kochender Lauge. Weder im Krankenhaus Kösching, wohin man sie gebracht hatte, noch in der Klinik in Erlangen gelang es, die Wunden zu heilen. Als man sie als Frühinvalide im Mai 1902 entließ, verschlimmerte sich ihr Zustand immer mehr, so daß sie bald das Krankenlager nicht mehr verlassen konnte. Zu dem schweren Siechtum gesellte sich auch bittere Armut. Zusammen mit ihrer Mutter mußte sie mit Rücksicht auf die Familie des Bruders das kleine Elternhaus verlassen, eine Stube mieten und mit monatlich 9 RM Invalidenrente das Auskommen finden. Nach zunächst vergeblichem Aufbäumen, lernte Anna in der harten Schule des Leidens den Willen Gottes erkennen und immer freudiger bejahte sie ihn. In Siechtum und Armut sah das Mädchen einen liebevollen Ruf des Gekreuzigten, ihre Lebensaufgabe und Erfüllung. Sie faßte den Entschluß, ihr Leben und Leiden Gott als Sühneopfer darzubringen und entwickelte einen erstaunlichen Gebets-, Buß- und Sühneeifer. Der Ortspfarrer Karl Rieger war ihr ein guter Seelenführer und brachte ihr täglich die hl. Kommunion. Selbstverständlich leistete er ihr, wie auch andere im Dorf, materielle Hilfe.

Im Herbst 1910 ereigneten sich außerordentliche Dinge. In Visionen - Anna bezeichnete sie als Träume - sah sie zuerst den hl. Franziskus, dann den Heiland, der ihr Sühneopfer anzunehmen bereit war. Seither trug sie, nur wenigen Menschen bekannt, die Wundmale Christi. Fortan erstarkte Anna im Dienst des Apostolatsgedankens: sie versprach ihr Fürbittgebet, tröstete in Wort und Schrift alle diejenigen, die sich an sie wandten. Nicht nur aus ihrer Heimat, sondern auch aus Österreich, der Schweiz und sogar aus Amerika kamen Bittbriefe.

Ab dem Markustag 1923, an dem Anna in einer Ekstase das Karfreitags-Geschehen miterleben durfte, verschlechterte sich zusehends ihr Zustand: völlige Lähmung der Beine (spastische Lähmung), furchtbare Krämpfe als Folge eines Rückenmarksleidens und Mastdarmkrebs. Fünf Wochen vor ihrem Heimgang zog sich die Dulderin durch einen Sturz aus dem Bett noch eine Gehirnverletzung zu, die das Sprechvermögen und das Augenlicht beeinträchtigte. Ihre Leiden waren in den letzten Lebensjahren so qualvoll, daß sich alle wunderten, daß ein Mensch so furchtbare, fast unglaubliche körperliche Qualen ertragen könne. Am Morgen des 5. Oktober 1925 empfing die Sterbende zum letztenmal die Heilige Kommunion, die Kraftquelle ihrer 25jährigen Leidenszeit. Kurz vor ihrem Hinscheiden machte sie noch einmal das Kreuzzeichen und betete: Jesus, dir leb' ich!" - Ihre Beerdigung am B. Oktober 1925, an der viele Menschen teilnahmen, gestaltete sich zu einem viel beachteten Ereignis. Pfarrer Rieger beschränkte sich bei der Leichenrede auf die vielen Gnadenerweise dieses Dulderlebens und deutete an, daß die Gnade Gottes an der Heimgegangenen groß war.

Seit dem Tode Annas ist ihr Grab das Ziel vieler Menschen, die sie um Fürbitte in ihren Nöten anrufen, ihr für erwiesene Hilfe danken und vor allem um ihre Seligsprechung beten. Bisher wurden über 12000 Gebetserhörungen verzeichnet. Auf vielfachen Wunsch des gläubigen Volkes gab Bischof Dr. Rudolf Graber von Regensburg die Genehmigung, am 26. Juli 1972 die Gebeine der Dienerin Gottes vom Friedhof in die Pfarrkirche Mindelstetten zu übertragen und den Seligsprechungsprozeß zu eröffnen. Seither kommen am Anna-Tag (26. Juli), der immer als großer Gebets- und Sühnetag gehalten wird, tausende Menschen nach Mindelstetten. Seit 1977 ist der Seligsprechungsprozeß in Rom anhängig. Nachdem die zuständigen Kommissionen der Kongregation für Heiligsprechungen eindeutig das heroische Maß der Tugenden festgestellt hatten, verlieh Papst Johannes Paul II. am 11. Juli 1995 der nunmehr ehrwürdigen D. G. den heroischen Tugendgrad.

Die Schreiner Nandl von Mindelstetten", wie Anna Schäffer vom Volk liebevoll genannt wird, wurde von Gott herausgehoben als ein leuchtendes Zeichen seiner Liebe. Sie gehört zu jenen, die gegenüber allem Mittelmäßigen ernst gemacht haben mit der Verwirklichung der Nachfolge Christi. Sie gab ein Beispiel, das Augenmerk weniger auf das irdische Wohl als vielmehr auf das ewige Heil (vgl. Hebr 13, 14 u. 11, 10) zu richten, das Apostolat der Tat harmonisch mit dem des Betens, Opferns und Leidens zu verbinden und in stiller Verborgenheit Sühne zu leisten aus Liebe zu Gott und in verantwortlicher Liebe für das Seelenheil des Nächsten. Darin besteht ihre Größe und Bedeutung.

Anna erfaßte, was der hl. Johannes schreibt: Christus ist die Versöhnung für unsere Sünden" (1 Joh 2,2) und sie machte sich das Wort des hl. Paulus zu eigen: Ich freue mich der Leiden für euch und will an meinem Fleisch ergänzen, was an den Drangsalen Christi noch aussteht, zugunsten seines Leibes, der die Kirche ist" Kol 1,24). Die Dienerin Gottes hat die Sühne als christliche Pflicht empfunden und als Vermächtnis folgendes Gebet, das an die Botschaft von Fatima erinnert, hinterlassen: Heiligstes Herz Jesu, schenk mir recht viele Seelen - besonders jene -, die sich vor Verzweiflung kaum mehr helfen können; besonders für jene, die dem Abgrund nahe sind und der Gnade am meisten bedürfen. Heiligstes Herz Jesu, vermehre meine Leiden und schenk mir dafür Seelen, die ich für dich retten kann! Heilige Schmerzensmutter, verleihe mir stets einen brennenden Durst, am Heil der unsterblichen Seelen zu arbeiten, für sie zu beten und zu leiden!"


Gebet aus Anlaß einer Novene

Herr, gestärkt durch Deine unendliche Gnade, hat sich Deine treue Dienerin Anna Schäffer in heroischer Hingabe an den Willen Gottes im stillen Opfer für andere verzehrt. Schenke uns durch ihr Vorbild und ihre Fürsprache die Erkenntnis, daß in Gebet, Opfer und Sühne das große Mittel zum ewigen und zeitlichen Heil zu suchen ist. Gib uns die Kraft dazu, nach ihrem Vorbild zu handeln. Schenke auf ihre Fürsprache hin, den Sündern die Bekehrung, der Kirche Einheit, den Familien und Völkern Frieden, den Priestern Starkmut und Treue, der Jugend Gottesfurcht und Reinheit. Rufe die Ungläubigen und Irregeleiteten in Dein Reich! Sei den Seelen der Verstorbenen gnädig und barmherzig. Erhöre unser Gebet und schenke uns persönlich, auf die Fürsprache Anna Schäffers die Gnade..., um die wir Dich innig anflehen. Durch Christus, unsern Herrn. Amen.

Gebet um Seligsprechung
der Dienerin Gottes Anna Schäffer

Dreieiniger Gott, Du Krone aller Heiligkeit! Du erweckst in Deiner Kirche immer neue Heilige. Wir bitten Dich, laß Deine Dienerin Anna Schäffer, die ihr Leben und Leiden Dir ganz und gar als Sühneopfer dargebracht hat, bald zur Ehre der Altäre erhoben werden, damit sie allen Gläubigen ein Vorbild opferbereiten Lebens sei und damit Du, allmächtiger Gott, durch sie um so mehr verherrlicht wirst, der Du lebst und regierst in Ewigkeit. Amen.


Sacra Congregatio pro Causis Sanctorum
(L. S.)      Nihil obstat      N. 87
Traianus Crisan, Subsecretarius
Romae, die 1 decembris A. D. 1981


Zur Förderung des Seligsprechungsprozesses Anna Schäffers berichte man Gebetserhörungen und Gnadenerweise, die der Fürsprache der Dienerin Gottes zugesprochen werden, ausführlich und wahrheitsgetreu an: Abteilung für Selig- und Heiligsprechungsprozesse beim Bisch. Konsistorium f. d. Bistum Regensburg, Schwarze-Bären-Str. 2, 93047 Regensburg. Oder an: Pfarramt Mindelstetten, Kirchplatz 2, 93349 Mindelstetten.




  Fundort und Alter ist uns nicht bekannt. Herausgegeben nach der Umstellung der Postleitzahlen.
Orginal 6 Seiten, Größe 9,5 x 13,5 cm. Gescanned und so orginalgetreu wie möglich umgesetzt.



 
Vor einem Jahr selig gesprochen: Anna Schäffer

Lasset uns beten
Gott, du hast deine Dienerin, die selige Anna, die durch Krankheit mit dem Leiden des Herrn verbunden war, bewunderungswürdig in der Geduld und im eifrigen Gebet gemacht. Wir bitten dich, gib, dass wir nach ihrem Beispiel deine Liebe in den Widerwärtigkeiten des Lebens erfahren und Zeugnis von der Hoffnung des Evangeliums geben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Anna Schäffer 2. Bild

 
Anna-Schäffer-Gedenkmedaille aus Anlass des ersten Jahrestages der Seligsprechung am 7. März 2000
Bronze mit Lederetui, Durchmesser 6 cm; limitierte Auflage.
Bestelladresse: Abteilung für Selig- und Heiligsprechungsprozesse für das Bistum Regensburg, Schwarze-Bären-Str. 2, D-93047 Regensburg, Fax 0941/57003

 

Obiger Artikel ist der Zeitschrift "BOTE VON FATIMA" Jahrgang 58 / Nr. 3, März 2000, Seite 47, rechts oben, entnommen. Dies ist laut Impressum des "BOTE VON FATIMA" mit genauer Quellenangabe, erlaubt.

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"Bote von Fatima", Schwarze-Bären-Str. 2, 93047 Regensburg



  Wir freuen uns sehr, dass die Gebete zur Seligsprechung der Dienerin Gottes Anna Schäffer erhört wurden und uns Gott auf ihre Fürbitten hin, Gebetserhörungen geschenkt hat. So können alle Gläubigen sich mehr und mehr, vertrauensvoll in ihrer Not an Anna Schäffer als Fürbitterin wenden. Nehmen wir uns aber auch ihr Leben und Leiden als Vorbild für unser Leben.
Beten wir nun gestärkt weiter um die Heiligsprechung.



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Diese Seite wurde am 23. Juli 2000 von Familie Wimmer erstellt
und am 7. Dezember 2000 zuletzt bearbeitet.
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