Heilige Maria De Mattias
1805 - 1866

Teil 5 (Seite 16 bis Seite 19)




in den Volksschulen abgelegener Dörfer im Glauben unterrichten, die Menschen auf die Sakramente vorbereiten. Da das Lesen, Schreiben und Rechnen im Kirchenstaat nicht auf dem Lehrplan stand, ließ sie die Schülerinnen die Buchstaben und die Zahlen sticken und "spielte" mit den Buchstaben. Nach der Schule bereitete sie die jungen Mädchen in wöchentlichen Treffen vor, christliche Frauen und Mütter zu werden. Die Frauen und Mütter versammelte sie monatlich zum gemeinsamen Gebet, zum Austausch der Erfahrungen und zur Vertiefung des Glaubens. Sie spornte sie auch an, regelmäßig das Wirken der Schwestern durch ihr Gebet zu unterstützen und nannte auch diese Frauen "Anbeterinnen".

   Allen, wirklich allen, den Kleinen und den Großen, den Frauen und den Männern, den Reichen und den Armen verkündete Maria mit dem glühenden Eifer einer "Verliebten", dass der himmlische Vater sie zärtlich liebt, dass jesus aus Liebe für sie sein Blut vergossen hat... jeder Monat galt der Vertiefung eines Glaubensgeheimnisses: Im Januar stand das Jesuskind im Zentrum, im Februar die Schmerzensmutter, im März das Leiden Christi, ... der Monat Juni galt der Vorbereitung auf das Fest des Blutes Christi am 1. Juli ...

 
Die gehorsame Rebellin
 

   So betitelte Don Michele Colagiovanni, Kostbar-Blut-Missionar, Historiker und Journalist, die umfangreiche quellentreue Biographie von Maria De Mattias. Maria wollte ganz sicher keine Rebellin sein, wurde es aber auf eine fast unerhörte Weise, um Gott zu gehorchen. Nach einer Pilgerfahrt zu unseren Wurzeln in Acuto und Rom vor einigen Jahren sagte eine etwa 50-Jährige: "Diese Maria sollten wir zur Patronin der Frauenbewegung heute machen. Wir müssen gegen die Ungerechtigkeiten im Gesetz der Kirche und des Staates rebellieren, um Gott zu gehorchen."

Eine Schwester beim Vortrag

   Maria hatte ein "sehr feuriges" Temperament und brachte die Mutter fast zur Verzweiflung, berichtet ihr geistlicher Begleiter Merlini. Als junges Mädchen schloss sie sich trotzig in ihr Zimmer ein und eines Tages zerbrach sie die Gitarre ihres Bruders, weil sie seine Lieder "anstößig" fand... Zum Ärger ihrer Mutter legte sie nach einer Missionspredigt allen Schmuck ab und ging mit verkehrt angezogenem Kleid und in den groben Schuhen der Magd auf die Straße...

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   Die Dorflehrerin ohne Diplom schrieb dem Bischof vor Antritt der ihr von ihm angebotenen Lehrstelle, dass sie ein Kloster gründen und eine bis dahin für eine Frau unerhörte Seelsorge ausüben werde ... Weil sie in Christus "verliebt" war, wie sie selber bekennt, überschritt sie alle gesellschaftlichen Regeln, die als unantastbar galten: Sie predigte und erklärte das Wort Gottes, ohne je Theologie studiert zu haben. Der Bischof von Anagni war besorgt und schickte mehrmals gelehrte Priester, ihr heimlich zuzuhören... Alle waren überwältigt und überzeugt von ihrer Botschaft, und so ließ sie der Bischof gewähren.

   "Das Unerhörte in der Welt", wie Merlini es formulierte, war, dass ganz Acuto, dieses Dorf der Schafhirten und Bauern, nie müde wurde, dieser Frau zuzuhören. Sie rebellierten wie mit einer Stimme, als der Dorfpfarrer ihr das Reden in der Kirche verbot... Sie kamen nach getaner Arbeit, das heißt nach Sonnenuntergang, und baten um Unterricht im Glauben. Maria erbat und erhielt als "einmalige Ausnahme" von Merlini die Erlaubnis dazu mit dem Vermerk: "Bei Sonnenuntergang schließen sogar Ordensgemeinschaften von Männern die Klosterpforte... "

Als Frau, von Frauen begleitet, durchwanderte sie auf gefährlichen Berg- und Waldpfaden ganz Mittelitalien zu Fuß oder auf dem Rücken eines Maultieres. Nichts konnte sie aufhalten, weil sie zutiefst überzeugt war: "Es ist Gottes Werk", wie sie immer wieder die Gründung nannte. Sie musste allen sagen, dass das Leben jedes Menschen kostbar ist wie Christi Leben, weil Christus für alle sein Blut aus Liebe vergossen hat. Wenn die Menschen das wissen, mit dem Herzen, dann können sie nicht anders als sich freuen, danken, allen vergeben, sich mit allen versöhnen - in Frieden leben ... So sah Maria vor 160 Jahren die "Reform" der Kirche, die wirkliche "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit",

die in Frankreich und anderswo im Blut ertränkt wurde ... Maria hätte sicher statt "Brüderlichkeit" "Geschwisterlichkeit" verwendet.

Weltkarte

Fast 2000 Schwestern wirken auf allen Kontinenten in 26 Nationen.
(Auf der letzten Seite werden die Namen aus der Karte angegeben.)


   Das war vor 160 Jahren in Italien. Gott wollte noch mehr Menschen durch Maria erreichen. Merlini hatte ihr schon beim Schreiben der Regel nahegelegt: "Weiten Sie Ihren Blick, so gut Sie nur können. Stellen Sie sich vor, dass Sie Ihre Gemeinschaften nicht nur in Italien, sondern überall auf der Welt haben... ". Wie wird sich die Gründerin gefreut haben, als die ersten Schwestern im deutschen Sprachraum, in Bosnien, Kroatien und Polen, sowie in Amerika, Afrika und Indien bei der Ablegung der Gelübde als Anbeterinnen des Blutes Christi das "Herzchen" bekamen, das sie als Zeichen der Zugehörigkeit zu ihrer Gemeinschaft gewählt hatte!

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Diese Seite wurde am 23. Juli 2003
von Familie Wimmer erstellt.