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Die Kirche muß es daher in jedem geschichtlichen
Zeitalter, aber besonders in unserem, als eine ihrer
wichtigsten Aufgaben betrachten, das Geheimnis des
Erbarmens, das uns in Christus aufstrahlt, zu verkünden
und ins Leben hineinzutragen. Dieses Geheimnis ist
nicht nur für die Kirche selbst als Gemeinschaft der
Glaubenden, sondern in gewissem Sinn für alle
Menschen Quelle eines Lebens, das grundverschieden
ist von dem, welches der Mensch, seiner dreifachen
Begehrlichkeit überlassen, aufbauen könnte (...). |
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Die Kirche bekennt die Wahrheit vom Gottes
Erbarmen, die im Gekreuzigten und Auferstandenen
offenbar wurde, und verkündet sie auf verschiedene
Weise. Darüber hinaus ist sie bestrebt, durch Menschen
das Erbarmen mit dem Menschen Wirklichkeit werden
lassen; sie sieht darin eine unerläßliche Voraussetzung
der Bemühung um eine bessere und menschlichere Welt
für heute und morgen. Dennoch darf die Kirche nie, in
keinem Augenblick und keinem Abschnitt der
Geschichte – insbesondere nicht in einer so kritischen
Epoche wie der gegenwärtigen – den Aufschrei zu Gottes
Erbarmen vergessen gegen die vielen Formen des Übels,
welche drohend über der Menschheit lasten. Gerade das
ist von ihrem Stifter her das fundamentale Recht und
die fundamentale Pflicht der Kirche: Recht und Pflicht
vor Gott und den Menschen. |
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Johannes Paul II. |
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(Dives in misericordia 14,15) |
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DIE HEILIGE FAUSTINA |
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Die Aufgaben, vor welche der Heilige Vater
die ganze Kirche stellt, das Geheimnis der Barmherzigkeit
Gottes zu verkünden und ins Leben
einzuführen, wie auch alles Gebet um Barmherzigkeit
für die Welt, bezeugen Leben und Sendung
der heiligen Faustina. |
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1905 wurde sie im Dorf Głogowiec bei Łódź
in Polen geboren, als drittes von zehn Kindern
der Eheleute Stanisław und Marianna Kowalski. |
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Schon in ihrer Kindheit zeichnete sie sich durch
ihre Liebe zum Gebet aus, durch Arbeitsamkeit,
Gehorsam und Feinfühligkeit auf menschliche
Not. Nicht ganz drei Jahre besuchte sie die Volksschule
und als heranwachsendes Mädchen verließ
sie ihr Elternhaus, um bei reichen Familien
als Dienstmagd unterzukommen. |
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Mit zwanzig Jahren findet sie Aufnahme bei
der Kongregation der Muttergottes der Barmher- zigkeit,
wo sie als Schwester Maria Faustina dreizehn
Jahre lebte, in denen sie Pflichten als Köchin,
Gärtnerin und Pförtnerin ausübte. Ihr Leben
– augenscheinlich sehr einfach, monoton und |
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Jesus, ich vertraue auf Dich! |
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grau – barg in sich eine außergewöhnliche Tiefe der
Vereinigung mit Gott. |
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Bereits von frühester Kindheit, wollte sie eine
große Heilige werden und strebte konsequent
danach, indem sie in der Rettung verlorener
Seelen mit Jesus zusammenarbeitete, bis zur
Hingabe ihres Lebens, als Opfer für die Sünder.
So waren die Jahre ihres Ordenslebens mit
dem Stigma des Leidens gezeichnet, wie auch
mit außerordentlichen mystischen Gnaden. |
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An diese einfache, aber grenzenlos Gott vertrauende
Ordensfrau, richtete Jesus, der Herr,
erstaunliche Worte:
Im Alten Testament habe ich
zu Meinem Volk Propheten mit Blitz und Donner
gesandt, heute sende Ich dich zu der ganzen
Menschheit mit Meiner Barmherzigkeit. Ich will
die wunde Menschheit nicht strafen, sondern sie
gesund machen, sie an Mein barmherziges Herz
drücken (1588).* |
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Die Sendung von Sr. Faustina beruht auf drei
Aufgaben: |
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der Welt die in der Heiligen Schrift geoffenbarte
Wahrheit von der barmherzigen Lie- |
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Ziffern am Ende der angeführten Fragmente weisen
auf die Stelle des Textes im Tagebuch der heiligen
Faustina hin – nach der Randnumerierung. |
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Jesus, ich vertraue auf Dich! |
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be Gottes zu jedem Menschen näherzubringen
und zu verkünden; |
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die Barmherzigkeit Gottes für die ganze Welt
zu erbitten, u. a. durch die von Jesus empfohlenen
neuen Kultformen der Barmherzigkeit
Gottes: das Bild des Barmherzigen
Jesus mit der Unterschrift: Jesus, ich vertraue auf Dich,
das Fest der Barmherzigkeit Gottes
am ersten Sonntag nach Ostern, der Rosenkranz
zur Barmherzigkeit Gottes, das
Gebet in der Stunde der Barmherzigkeit (1500 Uhr)
und die Verbreitung der Verehrung
der Barmherzigkeit; |
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die Inspiration einer apostolischen Bewegung
der Barmherzigkeit Gottes, die die Aufgabe
übernimmt, die Barmherzigkeit Gottes
zu verkünden und für die Welt zu erbitten
und die – auf dem von der hl. Faustina
gezeigten Weg – nach Vollkommenheit
strebt. Dieser Weg beruht auf einer Haltung
kindlichen Vertrauens zu Gott, das sich in
der Erfüllung Seines Willens ausdrückt sowie
auf einer Haltung der Barmherzigkeit
gegenüber den Nächsten. |
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Heiligmäßig, entkräftet durch Tuberkulose
und Leiden, die sie für die Sünder auf sich nahm, |
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Jesus, ich vertraue auf Dich! |
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stirbt Schwester Faustina, kaum 33 jährig am 5.
Oktober 1938 in Kraków. |
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Am ersten Sonntag nach Ostern, dem 18.
April 1993, wurde Schwester Faustina auf dem
Petersplatz in Rom vom Heiligen Vater Johannes
Paul II. seliggesprochen. Am darauffolgenden
Tag sagte er während einer Generalaudienz:
„Gott sprach zu uns durch die Geistesfülle
der heiligen Faustina Kowalska. Sie hinterließ
der Welt ein großes Vermächtnis der
Barmherzigkeit Gottes und den Ansporn dem
Schöpfer vollends zu vertrauen. Gott gab ihr eine
außergewöhnliche Gnade, denn sie konnte seine
Barmherzigkeit auf dem Wege mystischen Erlebens
und durch das besondere Geschenk des
kontemplativen Gebetes erfahren. |
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Schwester Faustina, du Selige, ich danke dir,
daß du der Welt dieses große Geheimnis der
Barmherzigkeit Gottes gebracht hast. Dieses „erschütternde
Geheimnis“. Dieses unaussprechli- che
Geheimnis des Vaters, das der heutige
Mensch und die ganze Welt so sehr benötigt.“ |
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Schwester Faustina wurde vom Heiligen Vater
Johannes Paul II. auf dem Petersplatz in Rom,
am ersten Sonntag nach Ostern, dem 30. April
2000, heiliggesprochen. |
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Jesus, ich vertraue auf Dich! |
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– versprach Jesus – will ich jenen Seelen erteilen,
die Meiner Barmherzigkeit Vertrauen schenken
(687). Mögen alle Seelen dem Meer der Barmherzigkeit
mit großem Vertrauen nahen. Die Sünder
werden Rechtfertigung erfahren und die Gerechten
Festigung im Guten. Wer sein Vertrauen
in Meine Barmherzigkeit gelegt hat, dessen Seele
werde Ich in der Stunde des Todes mit Meinem
Frieden erfüllen (1520).
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Das Vertrauen ist nicht nur allein Wesen und
Geist dieser Andacht, aber auch Bedingung des
Gnadenschöpfens. Aus Meiner Barmherzigkeit –
sagte Jesus zur Schwester Faustina – schöpft man
Gnaden mit nur einem Gefäß, und das ist das
Vertrauen. Je mehr eine Seele vertraut, um so mehr
bekommt sie. Seelen, die unbegrenzt vertrauen,
sind Mir eine große Freude, denn in solche Seelen
gieße Ich alle Meine Gnadenschätze. Es freut
Mich, daß sie viel verlangen, denn es ist Mein
Wunsch, viel zu geben (1578).
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Die glücklichste Seele ist jene, die sich Meiner
Barmherzigkeit anvertraut, denn Ich Selbst kümmere
Mich um sie (1273). Keine einzige Seele, die
Meine Barmherzigkeit anrief, ist enttäuscht oder
beschämt worden. An einer Seele, die Meiner Güte
vertraut, habe ich besonderes Wohlgefallen (1541).
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Jesus, ich vertraue auf Dich! |
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2. Die Barmherzigkeit – bezeichnet
unsere Haltung zu jedem Menschen. Jesus sagte
zur Schwester Faustina: Ich verlange von dir
Taten der Barmherzigkeit, die aus deiner Liebe
zu Mir hervorgehen sollen. Barmherzigkeit sollst
du immer und überall deinen Nächsten erweisen,
du kannst dich davor weder drücken, noch ausreden
oder entschuldigen. Ich gebe dir drei Möglichkeiten,
dem Nächsten Barmherzigkeit zu erweisen:
erstens – die Tat; zweitens – das Wort;
drittens – das Gebet. In diesen drei Stufen ist die
Fülle der Barmherzigkeit enthalten; sie ist ein
unumstößlicher Beweis der Liebe zu Mir. So
preist und verehrt die Seele Meine Barmherzigkeit (742).
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Die Haltung der tätigen Nächstenliebe ist auch
Bedingung für den Empfang von Gnaden. Wenn
die Seele nicht in irgendeiner Weise Barmherzigkeit
übt, Wenn
die Seele nicht in irgendeiner Weise Barmherzigkeit
übt, wird sie am Tage des Gerichts Meine
Barmherzigkeit nicht erfahren. Wenn doch die Seelen
ewige Schätze ansammeln wollten, sie würden
Meinem Urteil mit Barmherzigkeit zuvorkommen
und nicht gerichtet werden (1317).
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DAS BILD DES BARMHERZIGEN JESUS |
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Die Herkunft des Bildes hängt mit der Vision
zusammen, die Schwester Faustina am 22.
Februar 1931 in Płock hatte, in der Christus, der
Herr, den Wunsch äußerte, ein solches Bild zu
malen, mit der Unterschrift: Jesus, ich vertraue
auf Dich. |
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Das Bild stellt den auferstandenen Herrn dar,
der an Händen und Füßen Spuren der Kreuzigung
trägt. Aus dem durchbohrten, auf dem Bild
nicht sichtbaren Herzen, gehen zwei Strahlen
hervor: ein roter und ein blasser. Gefragt nach
ihrer Bedeutung, erklärte Jesus, der Herr: Der
blasse Strahl bedeutet Wasser, das die Seelen rechtfertigt,
der rote Strahl bedeutet Blut, welches das
Leben der Seelen ist... diese zwei Strahlen drangen
aus den Tiefen Meiner Barmherzigkeit, damals
als Mein sterbendes Herz am Kreuz mit der Lanze
geöffnet wurde (299). Anders gesagt, bedeuten
die zwei Strahlen die heiligen Sakramente und
auch die aus der durchbohrten Seite Christi ge- |
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Jesus, ich vertraue auf Dich! |
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borene Heilige Kirche und die Gaben des Heiligen
Geistes, deren biblisches Symbol das Wasser
ist. Glücklich, wer in ihrem Schatten leben
wird, sagte Jesus, denn der gerechte Arm Gottes
wird ihn nicht erreichen (299). |
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Dieses Bild zeigt somit die große Barmherzigkeit
Gottes, die im paschalen Mysterium
Christi vollends offenbart worden ist und sich
in der Kirche durch die heiligen Sakramente am
fruchtbarsten vollzieht. Das Bild soll die Rolle
eines Gefäßes zum Schöpfen der Gnaden erfüllen
und es soll Zeichen sein, welches die Gläubigen
an die Notwendigkeit erinnert, Gott zu
vertrauen und dem Nächsten gegenüber barmherzig
zu sein. Über die Grundeinstellung des
Vertrauens sagen die unter dem Bild angebrachten
Worte aus: Jesus, ich vertraue auf Dich. Das
Bild – sagte Jesus – soll an die Forderungen Meiner
Barmherzigkeit erinnern, denn auch der stärkste
Glaube hilft nichts ohne Taten (742). |
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Die Verehrung des Bildes beruht auf vertrauendem
Gebet, verbunden mit Taten der Barmherzigkeit.
An einen so verstandenen Kult des
Bildes knüpfte Jesus folgende Verheißungen: die
Gnade der Erlösung, große Fortschritte auf dem
Weg der christlichenVollkommenheit, die Gna- |
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Jesus, ich vertraue auf Dich! |
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de einer glücklichen Sterbestunde, wie auch
Gnaden aller anderen zeitlichen Wohltaten, um
die barmherzige Menschen Ihn mit Vertrauen
bitten. |
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Ich überreiche den Menschen ein Gefäß, sagte
Jesus zur Schwester Faustina, mit dem sie zur
Quelle der Barmherzigkeit um Gnaden kommen
sollen. Das Gefäß ist dieses Bild mit der Unterschrift:
Jesus, ich vertraue auf Dich (327). Durch
das Bild werde ich den Seelen viele Gnaden erteilen,
deshalb soll jede Seele Zugang zu ihm haben (570). Ich verspreche, daß jene Seele, die dieses Bild
verehrt, nicht verlorengeht. Ich verspreche auch,
hier schon auf Erden, den Sieg über Feinde, besonders
in der Stunde des Todes. Ich Selbst werde
sie verteidigen, wie meine Ehre (48). |
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Die Strahlen der Barmherzigkeit brennen Mich;
Ich will sie über die Seelen der Menschen ergießen.
O welchen Schmerz bereiten sie Mir, wenn
sie die Annahme verweigern (...) Sage der leidenden
Menschheit, sie möge sich an Mein barmherziges
Herz schmiegen und Ich will sie mit Frieden
erfüllen (1074). Die Menschheit wird keinen Frieden
finden, solange sie sich nicht mit Vertrauen
an Meine Barmherzigkeit wendet (300). |
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Jesus, ich vertraue auf Dich! |
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Verkünde der Welt Meine Barmherzigkeit.
Möge die ganze Menschheit Meine unergründ- liche
Barmherzigkeit kennenlernen. Das ist das
Zeichen der Endzeit. Danach kommt der Tag der
Gerechtigkeit. Solange noch Zeit ist, sollen sie
zur Quelle Meiner Barmherzigkeit Zuflucht nehmen;
sie sollen das Blut und das Wasser, das für
sie entsprang, nutzen (848). Ehe Ich als gerechter
Richter komme, öffne Ich weit die Tür Meiner
Barmherzigkeit. Wer durch die Tür der Barmherzigkeit
nicht eingehen will, muß durch die Tür
Meiner Gerechtigkeit... (1146). |
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Akt des Vertrauens auf die Göttliche Barmherzigkeit |
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O barmherzigster Jesus, Deine Güte ist unendlich
und die Schätze Deiner Gnaden unermeßlich.
Ich vertraue grenzenlos Deiner Barmherzigkeit,
die über allen Deinen Werken steht.
Ich gebe mich Dir ganz hin ohne Vorbehalte,
um so die christliche Vollkommenheit anzustreben
und leben zu können. Ich will Deine Barmherzigkeit
künden, indem ich Werke der Barmherzigkeit
ausübe an Seele und Leib, vor allem |
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