Katholische Aktionen

R. k. Predigt zum 5. Sonntag der Osterzeit

Gehalten am 18. Mai 2003 von GR Pfarrer Mag. Eduard Öhlinger in der römisch katholischen Pfarrkirche zur Heiligen Margareta in Niederranna, Gemeinde Mühldorf / Niederösterreich und in der Filialkirche zum Heiligen Ulrich in Trandorf Gemeinde Mühldorf / Niederösterreich / Österreich.
 
Lesejahr B:
 
Evangelium:    Jo 15, 1-8
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:
 
Wahres Christsein verstehen und leben.
 


Vorgedanken:
 
Ich will damit von etwas sprechen, was so nicht im alltäglichen Sprachgebrauch der Christen vorkommen. Das ist ja gerade der Sinn der kirchlichen Verkündigung. Man soll sich dabei nicht zu sehr erschrecken. Das wäre nicht in dem Sprachspielder Zeitgenossen. In der Osterzeit ist diese Evangelium Einführung in die Geheimnisse christlichen Lebens für die Neugetauften.


Einleitung:
 
1: Vielleicht muss ich in der Seelsorge immer wieder davon reden.
 
Worin besteht mein christliches Leben? Die Meinungen werden vorerst sehr verschieden sein. Ich erleb mein Christsein als gute Gewohnheit, die ich nicht aufgeben will. Sie trägt mich auch durch mein Leben. Andere wieder sehen in ihr die Verpflichtungen, die sie auch treu erfüllen wollen und wo sie alles recht machen wollen. Wieder andere sind darauf gekommen. Zuerst ist es die lebendige Erfahrung von Jesus Christus, der auferstandnen ist. Dem sind sie begegnet und dem wollen sie folgen, mit dem wollen sie in seiner Kirche in innigste Lebensgemeinschaft treten. Das trägt sie durch im eigenen Leben. Für die lebendige Glaubensverbindung bekommen wir am heutigen Sonntag das Bild vom Weinstock und den Reben. So kann ich meine Lebensbestimmung entdecken. So kann ich entdecken. Wofür bin ich auf der Welt? Was für eine Lebensberufung habe ich. Was für ein Ziel ergibt sich daraus für mein Leben? Das hilft mir dann. Ich komme weg von einem bloß oberflächlich gelebten Dasein. Das ist ja sehr wichtig in unserer Wohlstandszeit.

2: Die Christen haben verschiedene Lebenserfahrungen.
 
Das ist dann die Realität ihres Lebens. Die Menschen sind ja verschieden. Das steht auch im Vordergrund des Wahrnehmens, des Bewusstseins. im Vordergrund meines Bewusstseins. Die verschiedenen Lebenserfahrungen ergeben dann auch verschiedene Lebenseinstellungen, wenn nicht eine Lebenserklärung aus gelebten Glauben an Christus dazu kommt. Davon aber muss man zuerst hören. Zu der anderen Lebenserfahrung mit der Möglichkeit anderer Lebenseinstellung muss man sich hinführen lassen. Dazu braucht man Beispiele, die einem vor Augen stehen. Dann werden sich einem auch Kraftquellen daraus erschließen und der Lebenshorizont damit sich weiten. (Siehe dazu das Evangelium, was es von den Reben am Weinstock sagt, und dass sie Frucht bringen dürfen.) Ich darf mich einführen lassen in mein Lebensgeheimnis mit Christus, ich in Christus und Christus in mir. Das ist dann das alles Tragende in meinem Leben, die lebendige Mitte, die Quelle meines Lebens. Das vermag dann alle Veräußerlichung im kirchlichen Leben abwehren.

3: Was bewegt mich als Christ und damit auch als Katholik?
 
Träume ich davon? Ach! Die nicht Chrisen sind haben des viel leichter? Die haben nicht all die Lasten zu tragen, die uns mit den Vorschriften auferlegt sind. Andere wieder sprechen davon. Vom Leben will man doch was haben. Man will sich auch was vergönnen. Die eigentliche Lebensfrage wird so niedergehalten durch Vordergründigkeiten. Wozu das alles, wird nicht gefragt. Da wird nicht gefragt nach dem wahren Lebenssinn, der einem ausfüllt und auch befriedigt. So sucht man Ersatzbefriedigungen als letzte Lebenserklärungen. (Ideologien) Die sind und wollen nur reich sein für die Welt und meinen so das Glück zu finden. Die Aussicht nach drüben lassen sie sich nicht aufmachen. Die erschreckt sie nur. Darum muss sie zu bleiben. Von diesem Diesseits gibt es keinen Zugang zum eigentlichen Jenseits im Leben, zu Gott. Ist das wahre Glück? Bringt das wirklich die Fülle des Lebens? Vom modernen Kontrast her kann ich das ganz andere Evangelium dann verstehen lernen und auch als Wegweisung annehmen.


Hauptteil:
 
Wahres Christsein verstehen und leben.
 
Es hat sehr wohl seine Gründe, warum ich das so betone und damit auch herausstelle. Bei wie vielen ist das schon ganz vergessen worden? Die Welt mit all ihren drum und dran hat sie ganz umfangen. Das Christsein ist zur Nebensache geworden. Man hat die halt noch nicht ganz aufgegeben.

 
1: Worauf soll ich mich einlassen, damit ich davon auch leben kann.
 
Es ist die Wahrheit für mein Leben. Jesus sagt es uns heute im Evangelium. „Ich bin der wahre Weinstock, und min Vater ist der Winzer.“ Im Evangelium ist beieinander das Erdenleben der Jünger Jesus und ihre Verbindung mit Jesus auch schon vor dem Leiden und Sterben. Da sagt aber Jesus wesentliche Worte vor seinen Leiden und Sterben. Die Jünger in ihrer Ungewissheit brauchen von Jesus eine Stütze und eine Glaubensgewissheit. So kann man sich denken. Dieses Wort Jesu kann gesprochen worden sein, als die die Jünger nach dem Abendmahlssaal am Tempel vorbei auf dem Ölberg gingen, an dem das Bild vom Weinstock mit ausladenden Zweigen eingemeißelt war. Dem gegenüber redet Jesus von sich als wahrer Weinstock. Der ist dann die eigentliche Lebensmitte für die Jünger Jesu und auch für die Christen. Die Christen der Kirche als Jünger brauchen diese Lebensmitte in der Not der Welt ebenso. Da offenbart sich ebenso Jesus als der Lebendige und damit der Auferstandene. Jesus sagt somit auch uns, wodurch wir leben und als Christen in der Welt bestehen können. Unser Leben hängt nicht in der Luft. Das Wort von Jesus in göttlicher Hoheit ist Offenbarung Jesu des Gottessohnes für uns. Ich bin ganz Weinstock für euch und werde wie ein Weinstock für euch wirksam sein, ich und kein anderer. Jesus gilt es so zu betrachten. Jesus darf ich so auch in mein Herz aufnehmen. Aber Jesus das im Auftrag seines Vaters. Jesus als Sohn Gottes ist nichts ohne seinen Vater. Den Auftrag Weinstock zu sein, hat ja Jesus vom Vater. Dem Vater gehört ja der Weinstock mit den Reben. So gehören wir durch Jesus den Sohn auch ganz den Vater.

2: 

Jesus sagt für unser Leben auch die sich daraus ergebende Anforderung.
 
Jesu Wort an die Jünger ist so ein Wort an die Kirche. Das ist dann unsere Lebensaufgabe. „Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun.“ „... und jede Rebe die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt." Die Liebe Christi spricht so in einfachen Worten und Wiederholungen. Das Wort Jesu will in den Herzen der Jünger Wurzel fassen. Für den Weinstock gilt. Das gilt noch mehr für den Jünger Christi, den Christen, der in lebendiger Glaubensverbindung mit Christus lebt. Was sind die Früchte? Die Reben werden ja an der Frucht gemessen. Als Früchte dürfen gelten das Tun und damit das Leben der Christen, aus dem Glauben an Christus. Mit den Früchten aus dem Leben des Glaubens an Christus kann dann auch in anderen Menschen christliches Leben erweckt werden. So geschah Mission in der Urkirche. Es geht also nicht nur darum, dass man sagt. Ja ich bin getauft und gefirmt. Man muss aus dem auch leben im eigenen Nazareth. Es ist zu reden von der Ausstrahlung des Christseins, die andere auch anzuziehen vermag. Jesus sagt dazu auch die Vorraussetzung den Jüngern. „Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.“
 
Die Offenheit der Jünger beantwortet Jesus einerseits mit fruchtbarer Beziehung. Er verheißt ihnen reiche Frucht. Das Leben der Jünger darf so werden. Jesus aber stellt auch klar. Vorraussetzung ist das bleiben in Jesus, die treue und damit beständige Liebesverbindung mit Jesus Christus. Damit ist das Gebetsleben der Kirche gemeint, das unser Ausdruck unserer lebendigen Verbindung mit Jesus sein darf. Aber der Jünger ist nicht automatisch Rebe am Weinstock. Der Jünger und damit der gläubige Christ braucht die Entscheidung zum Bleiben in Jesus. Erst dann kann man ein Leben führen, dass zum Zeichen des Glaubens werden kann. Diese Zeichen wirken dann auch weiter. Sie können so das ganze christliche Tun in der Bruderliebe meinen, das dann zeigt. Man lebt ja aus Christus und ist nicht nur menschlich gut. Jesus spricht aber auch von der notwendigen Reinigung der Reben, damit sie noch mehr Frucht bringen. Wenn wir da nur weltlich denken, verstehen wir Jesus gar nicht. Es geht um das Ziel unseres Lebens, die Verherrlichung des Vaters.
 
Aber dafür brauchen wir eine Reinigung unserer Lebensfrüchte des Glaubens. Aber da geht es damit auch um unsere Heiligung, die Heiligung unseres Lebens. Dafür ist Reinigung sehr notwendig. Jesus spricht so von den Fehlern der Anfängerchristen. Jesus nimmt sie sehr ernst. Gereinigt wird aber vom Vater durch Zweitursachen. Das sind Umstände und Menschen, Schicksale und Ereignisse und auch Rückschläge. Manches kann uns genommen werden. Manches kann auch abgebrochen werden in unseren Leben. Da können wir dann lernen. Man soll auf das Eigentliche schauen im Leben, auf das Wesentliche. Es ist Gott das höchste und liebenswürdigste Gut, das alles Irdische weit übersteigt an Wert und Lebenserfüllung. Dann wird christliches leben anziehend und für viele bekömmlich und Leben in Christus kann dann so auch wieder weiter Leben zeugen. (Glaubensweitergabe) So hat das Leiden im Glaubensleben auch seine wesentliche Aufgabe.

3: Jesus sagt aber auch was sehr ernstes.
 
Es klingt sehr plakativ. Hier bei den Jüngern um Jesus sind die Guten. Jesus aber spricht auch von Christen, die versagen. Jesus spricht das in die Kirche hinein. „Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.“ Jesus sagt deutlich. Meine Jünger ! Rechnet mit dem in der Kirche. Die Liebe Jesu spricht das auch ungeschminkt aus. Haben verschiedne moderne Lebensumstände nicht auch Christen ihr Christsein wegwerfen lassen und ihr christliches Leben ist geistlich verdorrt. (Glaubensverdunstung) Ich kann an den Lebensüberdruss denken. Ich kann an den Verdruss aus dem Verlust der seelischen Spannkraft im Leben denken. Ich kann an die Sünden denken, die man deswegen nicht beachtet und die dann einen dazu führen kann. Man fühlt sich ausgelebt. Jesus aber ist kein Schönfärber für die Kirche. Die Kirche umfasst auch sündige Glieder. Wir erschrecken darüber sehr, besonders dann, wenn die Sünde von Priestern bekannt wird. Viele beginnen dann an der Kirche irre zu werden. Sie beten, empfangen aber kein Leben. Sie empfangen Sakramente. Diese aber bleiben wirkungslos. Es gibt also auch in der Gottesdienstgemeinde auch Nein des Herzens, gegen das auch Gott nicht ankommt. Vielfach ist gar nicht sichtbar, wo der Mangel ist. Christen können also verdorren. Aber auch von Suchenden werden diese Reben gemieden. Ich kann aber auch an die menschliche Natur denken, die halt einem so die eigenen Grenzen spüren lässt. Sie sind nicht geistlich gewachsen. Das ist aber darum auch ein Wort an uns Glieder der Kirche zur guten Gewissenserforschung. So ist es auch Mahnung und Wegweisung. Wir brauchen das ganz besonders in unserer Zeit. Für unsere Zeit aber darf ich dazu fügen. ich darf so das Evangelium weiter führen, die Warnung sehr wohl beachtend. Auch geistlich verdorrte Christen können zum Leben finden in Christus, das dann Frucht bringen kann. Erbitten wir für sie alle die Gnade echter Umkehr zum Leben in Gott. Aber verdorrte Christen finden sich oft auch in ihrer Lebenseinstellung und geraten in Feuer, das das Gegenteil zum Feuer der liebe Christi ist. Sie schließen sich oft sogar zusammen und solidarisieren sich auch dann gegen die Kirche. Solche Getaufte können eines Tages für die Kirche gefährlicher werden als die Heiden.

4: Was sagt dieses Evangelium für das Leben der Kirche jetzt?
 
„Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. .Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.“ Das Wort Jesu will aller Veräußerlichung kirchlichen Lebens wehren. Denn dadurch geschieht ja keine wirkliche Glaubensweitergabe. Aber Leben zeugt Leben. Fragen wir uns selbst! Will ich, dass so eine Beschreibung christlichen Lebens in mir wahr werden darf? Oder genügt euch ein bisschen Christentum zu Feiertagen, wo ich dann sagen kann. Jetzt ist der Bedarf wieder gedeckt für längere Zeit. Jesus spricht von einem in ihm bleiben. Das muss gepflegt werden und am Leben erhalten werden. Immer wieder muss vom äußeren Mittun zum Mitvollzug mit dem Herzen es im kirchlichen Leben kommen. Da aber dürfen wir zuerst den Heiligen Geist darum bitten. Zeige du mir, was das heißt für mein Leben. Offenbare du mir das! Zum Mitvollzug mit dem Herzen will ich als Seelsorger helfen. (2.Umkehr) Dann kann es zum wirklichen Leben aus dem Glauben kommen. Sie dürfen damit alle erfahren, wie die geistliche Reise vom Kopf zum eigenen Herzen vor sich geht. So ermuntere ich immer wieder zu einem Glaubensleben, das ein von Christus schöpfen ist, das dann zu einem Leben von ihm her wird. In der Kirche ist davon sehr zu unterscheiden, wo es nur Geschäftigkeit gibt und alles letztlich dann nur eine Eintagsfliege bleibt.


Schluß:
 
Ich möchte euch immer wieder so ein herrliches Ziel für euer Leben aufzeigen und euch ermuntern, danach zu leben. Dafür lohnt es sich zu leben. Dafür lohnt es sich auch zu sterben um Jesu willen. Das bringt wahre Lebenserfüllung und lässt auch wirklichen Lebenssinn jetzt schon erfahren,


Nachgedanken:
 
Diese Gedanken sollen für den Seelsorger das Verkündigte vertiefen.
 
1.   Christsein darf sein ein Jünger Jesu sein. Der Jünger Jesu soll aber sich ganz verbunden wissen mit Jesus seinem Meister.
 
2.   Christsein darf ein Leben sein in Jesus Christus. Es ist nicht nur eine äußerliche Berührung mit Jesus. (tangential) Da muss man sich schon was sagen lassen, was über das weltliche Denken hinausgeht.
 
3.   Das Leben in Christus darf sein eine Teilhabe an seiner Auferstehung. Das Leben Jesu soll mein Leben werden dürfen. In mir ist ja das neue göttliche Leben wirksam. So darf ich das Credo der Kirche leben. Denn ich bin ja auf den Glauben der Kirche getauft.
 
4.   Was heißt das alles für die Heilige Kommunion? --- Ich darf das in Bezug auf Jesus im Empfang des Altarssakramentes in unseren Tagen sagen.
 
5.   Christenleben in einer Zeit der Trägheit. Das hängt viel zusammen mit den verdorrten Reben in der Kirche. Da kann einem ganz verlassen alle seelische Spannkraft. Das kann schuldhaft auch sein. Das kann aber auch einen seelischen Reifungsprozess darstellen.
 
6.   Was sind dann die Prioritäten in der Seelsorge? Diese Frage muss man sich als Seelsorger beantworten.
 
7.   Kann man nicht sehr gut das Evangelium vom modernden Kontrast her gut verstehen. Was geht diesen Kontrast im Menschsein eigentlich ab?
 
8.   Eigentlich spreche ich auch von der Glaubensgnade. In der kann so in Christus gelebt werden. Es verlangt aber auch meine Gefolgschaft.
 
9.   Wahres Christsein verstehen und leben. Das ist deine Lebensaufgabe.
 
10.   Hier wird auch klar. Es besteht ein großer Unterschied zwischen einem rein weltlichen Denken und den Gedanken, die Gläubige bewegen können.
 


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Diese Seite wurde am 15. Februar 2006 von Familie Wimmer erstellt.