Katholische Aktionen

R. k. Predigt zum Fest Maria Empfängnis

Gehalten am 8. Dezember 2004 von GR Pfarrer Mag. Eduard Öhlinger in der römisch katholischen Pfarrkirche zur Heiligen Margareta in Niederranna, Gemeinde Mühldorf / Niederösterreich und in der Filialkirche zum Heiligen Ulrich in Trandorf Gemeinde Mühldorf / Niederösterreich / Österreich.
 
Lesejahr: A   
 
Evangelium:   Lk 1,26-38
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:
 
Was ist Gnade?

Einleitung:
 
Marienfeste sind für uns immer sehr kostbare Feste. Das gilt auch für heute.
 
Wir feiern heute ja das Hochfest der Unbefleckten Empfängnis der Seligen Jungfrau Maria. Wir feiern nicht die Empfängnis Jesu. Das wird immer verwechselt. Wenn Christus der Tag ohne Untergang ist, dann ist Maria dessen vor Schönheit strahlende Morgenröte. Da wollen wir uns Gedanken schenken lassen über die Lebenswichtigkeit der Gnade. Sie macht ja erst den Menschen schön von innen her. Es gab eine Zeit in der Kirche, da sagte man. Das Wort Gnade versteht in der Kirche niemand mehr. Ich aber sage. Es ist riesig schade, dass es verloren gegangen ist. Es muss wieder gewonnen werden.


Hauptteil:
 
Was ist Gnade?
 
Fragen wir so einmal ganz neu?
Das gerade ist sehr notwendig.
Versuchen wir das Wort neu zu verstehen.
Es ist ja so ganz der Segen Gottes,
die gnädige Zuwendung Gottes zu uns.
Gott gibt so etwas von sich an uns.
 
1:  Was sagen uns die Lesungen des Feiertages dazu?
 
Sie führen hinein in die ganze Heilsgeschichte angefangen vom Verlust der Gnade bis zu Maria und der Gnadenwirklichkeit in der Kirche. Der Verlust der Gnade aber führt uns an den Anfang der Menschheitsgeschichte, zu Adam und Eva. Die Lesungen sind so ausgewählt, dass dies eine klar ist. Die Ursünde der Stammeltern durchkreuzte die Ursprungsabsicht Gottes. Die war. Der Mensch als Gottesbild und Gleichnis sollte in Harmonie mit Gott und mit sich selbst leben. (Urstandsgnade) Die Ursünde der Stammeltern aber durchkreuzte diese Absicht Gottes. Sie war ein Ungehorsam gegenüber Gott. Man aß ja die Frucht vom Baum der Erkenntnis. Das heißt. Man wollte selber bestimmen, was gut und böse ist. Aber Gott ließ den Menschen in diesem Sündenelend nicht endgültig fallen. Gott eröffnete bei der Vertreibung aus dem Paradies die Sicht auf den Erlöser. Die Lesung sagt. Nach der Sünde von Adam und Eva ruft Gott Adam zu. „Wo bist du?“ Adam und Eva fühlen sich elend und armselig. Adam gibt aber selber die Sünde nicht zu. Er schiebt die Schuld auf Eva. Eva schiebt dann die Schuld auf die Schlange. Aber Gott hat auch gerade jetzt eine Verheißung. Das ist die Sicht auf den Erlöser. „Feindschaft setze ich zwischen dir und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf, und du triffst ihn an der Ferse.“ Das Evangelium aber ist von der Verkündigung des Engels an Maria. Wir hören dieses Evangelium wegen des Grußes des Engels an Maria. Da erfahren wir von der neuen Eva, die Maria ist, das Gegenteil vom menschlichen Sündenelend. „Du bist voll der Gnade. Der Herr ist mit dir.“ Da erfahren wir vom Gegenteil. Adam und Eva sind aus Angst vor Gott geflohen. Maria ist aber gehorsam und sagt demutsvoll ihr ja. „Mir geschehe.“ Hier passt auch das Wort des Paulus. „Wo die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden.“ Die Lesung aus dem Epheserbrief ist ein Lobpreis der Gnade des Heilswirkens Gottes. Es ist all das an Maria wirksam geworden und hat angefangen an uns Getauften wirksam zu werden seit unserer Taufe. Marias Leben war voll der Gnade und damit auch dann ein Leben zur Verherrlichung Gottes. „Siehe! ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem Worte.“

2: Was sagt speziell das Fest heute von der Mutter Gottes?
 
Maria aber war 12 bis 14 Jahre alt. Da geschah ihre Begegnung mit dem Engel. Da wurden in ihrem Leben und damit in ihrem religiösen Bereich Weichen gestellt.
 
Da geschah eine Berufung Gottes für sie.
 
Für diese ihre Berufung, Mutter Gottes zu sein, aber hatte Gott schon die Vorbereitung getroffen. Denn seit dem ersten Augenblick ihres Lebens ist sie voll der Gnade, die unbefleckt Empfangene. Maria ist vom Moment der Empfängnis an gewissermaßen ganz in den Mantel der Gnade gehüllt. Sie ist darum bewahrt vor dem Makel, wie die Erbschaft jedes Menschen ist, vor der Erbsünde.
 
Sie ist deshalb die überaus schöne und erhabene Frau, die Gott mehr begnadet hat als alle anderen Menschen zusammen. Die Kirche sieht die Begnadigung Marias ausgedrückt im Wort des Engels.
 
„Du bist voll der Gnade. Der Herr ist mit dir.“ Gott der Herr ist mit dir. Das heißt das.
 
Wir gedenken also damit der der außergewöhnlichen Tat, durch die der himmlische Vater jene Frau vor der Erbsünde bewahrt hat, die die Mutter seines menschgewordenen Sohnes werden sollte.
 
Dazu hat Gott sie ja auserwählt. Die Kirche singt auch einen Lobpreis der wirksamen Gnade Gottes auf sie. „Ganz schön bist du Maria. Der Erbschuld Makel ist nicht an dir.“ Auf Maria, die im Himmel als Mittelpunkt der Schar der Seligen aufstrahlt, richten sich heute die Blicke aller Gläubigen. Um Maria soll es in unserer Pfarre nie mehr stille werden. In jeder Messe will ich um ihre Fürbitte anrufen.

3: Warum ist dieses Wort Gnade verloren worden?
 
Das hängt sicher mit unserer Sündhaftigkeit zusammen. Das hängt damit zusammen mit der Unbekehrtheit unserer Herzen. Deshalb sage so viele. „Das interessiert uns nicht.“ Nehmen wir diese Reaktion schon ernst. Aber das heißt auch. „Gnade verloren - Segen Gottes verloren.“ Ich soll im Blick auf den Segen der Gnade das auch wissen, was mein Makel ist. Ich frage gerade trotzdem. Ich bin mit dem Empfang der Taufe von der Erbsünde befreit worden. Aber Folgen der Erbsünde sind geblieben. Sie werden oft Anlass zur Sünde. So ist man oft nicht im Zustand der Gnade. Will ich über meinen Zustand als Christ wirklich was wissen? In mir ist ein Zustand. Wir nennen ihn Neigung. Er drückt sich aus im Wollen. Ich will von Natur aus nicht das, was Gott will. Ich will selber meinen eigenen Willen durchsetzen. Ich trau sehr oft Gott nicht zu, dass er es gut mit mir meint. Ich misstraue Gott aus Stolz. Wir nenn dass die böse Begierlichkeit. Das ist die Erbsünde in mir. Daraus kommt dann. So ereignet sich dann auch bei mir neu die Sünde Adams und Evas mit all seinen Folgen. Was ist bei mir dann von Segen der Gnade Gottes verloren? Wo fehlt darum meine Sündenerkenntnis. So will jede ehrliche Begegnung mit Maria auch mich anregen zur Buße und Umkehr im eigenen Leben.
 
Maria, die unbefleckt Empfangne ist dann das positive Gegenbild. Alles geistliche Hineinsprechen Mariens in die Menschenwelt ruft deshalb zur Busse und Umkehr auf. Denken wir an all die Erscheinungsorte der Mutter Gottes. Man bleibt leider immer nur äußerlich an diesen Orten hängen. In der Kirche geht auch die Sündenerkenntnis umso mehr verloren. Damit geht verloren, was Erlösung durch Christus bedeutet. Wie lebensnotwendig ist da gerade für die Kirche die rechte Predigt von der Busse und Umkehr. Sie geschieht einerseits in der Nachfolge des Propheten Johannes und auch in der Nachfolge Mariens, im Geist ihrer mütterlichen Liebe. Sie ist ja auch im heiligen Geist gegenwärtig in der Kirche.

4: Welche Wichtigkeit hat Gnade für das kirchliche Leben?
 
Wie will Gott wirken? Am heutigen Festtag soll es bedacht werden im Blick auf Maria. Gerade für unser Glaubensleben müssen wir es wieder verwenden. Es muss wieder gewonnen werden für unsere Glaubenssprache. Die Glaubenssprache brauchen wir für das Glaubenszeugnis ganz notwendig. Das darf deshalb nicht verunglimpft werden als bloß exotisches Sprachspiel, wo niemand mehr sonst mittut. Das kann uns mit Gnade Gottes beschenken, wenn wir im persönlichen Advent auf Christus erwartend zugehen. Unsere Begnadigung aber hat in der Taufe schon angefangen mit der heilig machenden Gnade. So hat uns Gott Vater in Jesus im heiligen Geist herausgerissen aus dem Unheilsstrom der Welt. Der Priester betet an unseren Sarg dann. „Im Wasser und im Heiligen Geist wurdest du getauft. Der Herr vollende an dir, was er in der Taufe begonnen hat.“ Wenn es in unserer Pfarre nicht mehr still ist um Maria und wir zu ihr beten als zu der Zuflucht der Sünder, wird uns auch klar, was Gnade bedeutet. Wir werden uns dann davon beschenkt erfahren, wenn wir uns Maria anvertrauen, als unserer Wegführerin zu Christus. Es wird wieder ein heimfinden geben in das Vaterhaus Gottes.


Schluß:
 
Zusammenfassend sei gesagt. Lassen wir uns gerade von Maria ein Glaubensgespür für Gottes Gnadenwirken im eigenen Leben schenken. Das haben wir sehr notwendig. So beten wir voll Vertrauen. „O Maria, ohne Erbsünde empfangen, bitte für uns, die wir zu dir unsere Zuflucht nehmen.“ An der Hand unserer himmlischen Mutter gehen wir unseren Weg durch das Leben voller Zuversicht, Christus dem Herrn entgegen.
 
 
Nachfolgendes sei noch festgehalten.
 
Verschiedene Begriffe sollen vertieft angeschaut werden.
 
1.    Verstehen wir das Wesen der Erbsünde? Wir sind in unserem Menschsein ja davon geprägt. Wir müssen gut unterscheiden zwischen der Ursünde von Adam und Eva. Dann erst sind die Folgen zu beachten von der Ursünde. Das ist die Erbsünde. Das ist auch damit das Unheil der ganzen Menschenwelt. Im jeden einzelnen zeigt sie sich als ungeordnete Begierlichkeit. (Konkupiszenz) Das ist damit unser ungeordneter Wille.
 
2.    Was besagt Marias als Mutter Gottes für unser Glaubensleben?
 
  Maria ist die Gottesmutter.
 
  Das ist ein so großes Geheimnis, dass wir uns davor nur in tiefster Ehrfurcht beugen können. Sie ist so mit Recht Gottesgebärerin zu nennen. Sie gehört ja auch unlösbar in das Christusgeheimnis hinein. Christus aber ist nicht nur Mensch, sondern Sohn Gottes. Mit Christus aufs innigste verbunden, hat sie die Absichten und die Sendung ihres göttlichen Sohnes ungleich besser erkannt und befolgt, als die Apostel. Denen sind erst nach Pfingsten die Augen dafür aufgegangen.
 
3.    Heiligkeit und Gnade sind Themen, die wichtig sind im Zusammenhang mit Maria. Das ergibt auch den Zusammenhang mit der Kirche. Wir beten ja. „Ich glaube an die heilige Kirche.“ Neben dem Wort Gnade ist auch das Wort heilig für den Zeitgenossen obsolet geworden. Aber es gilt trotzdem. „Die Heiligen heilen die Welt.“ Heiligkeit ist das Wesen Gottes als Liebe.
 
4.    Was macht das Wesen der Sünde aus?
 
  Das muss man als Erfahrung des Lebens immer auch zulassen. Wenn wir sie noch mehr verdrängen, kommt sie von der Gegenseite als ganz scharfe Anklage uns zu.
 
 
Kirchliches zum Festtag:
 
1.    Am 8.Dezermberr jährt sich zum 150.Mal die Verkündigung des Dogmas von der unbefleckten Empfängnis der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria durch den seligen Papst Pius IX.
 
2.    Aus diesem Anlass ist der heilige Vater nach Lourdes gepilgert als Kranker mit den Kranken. Am Fest Maria Himmelfahrt hat der Heilige Vater das Gedenken an die Dogmatisierung von 1854 gefeiert.
 
3.    Lourdes und Maria Empfängnis haben einen innigen Zusammenhang. Als Bernadette Maria nach ihren Namen gefragt hat, stellt sic Maria vor. "Ich bin die Unbefleckt Empfangene."
 
4.    Reinheit ist Durchsichtigkeit auf Gott hin. Auch für Maria gilt. "Selig, die reinen Herzens sind. Denn sie werden Gott schauen."
 
5.    Maria ist die vollständig von Gott geheilte Person, die ganz wiederhergestellte Schöpfung Gottes.
 


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Diese Seite wurde am 5. Dezember 2004 von Familie Wimmer erstellt.