Katholische Aktionen

R. k. Predigt zum 28. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 10. Oktober 2004 von GR Pfarrer Mag. Eduard Öhlinger in der römisch katholischen Pfarrkirche zur Heiligen Margareta in Niederranna, Gemeinde Mühldorf / Niederösterreich und in der Filialkirche zum Heiligen Ulrich in Trandorf Gemeinde Mühldorf / Niederösterreich / Österreich.
 
Lesejahr C:
 
Evangelium:   Lk 17,11-19
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:
 
Herr rette mich, sonst gehe ich zugrunde!

Einleitung:
 
Von Heilung im Leben wird viel geschrieben. Es gibt dafür viele Bücher. Das antwortet alles auf eine Sehnsucht nach Leben und zeigt inmitten aller Bedrohungen einen großen Lebenshunger. Aber meistens geht es um irdische Lebensbefindlichkeiten. Dafür geben sich viele als Heiler aus Es geht das aber in das Gebiet der Esoterik. Denken wir auch daran. Auch Satan kann heilen. Wie oft wird er leider auch in Anspruch genommen. Aber er heilt nicht wirklich ganz. Wird da das eine gut, so gibt es wo anders noch viel mehr Probleme. (Phänomenverlagerung)
 
Aber ist das das ganze Leben? Was gehört zum ganzen Leben? Ist nicht da zuerst auch wichtig, wie steht es zwischen mir und Gott? So kommt es auf meine Lebenseinstellung an. Die ist da besonders wichtig.
 
Dann versteh ich auch richtig, was für mich Heil heißt und damit auch heil werden. Heil werden heißt ja dann ganz werden in all meinen Lebensbezügen. Darum ist da auch die Schuldfrage zu stellen bei der Erfahrung vom Unheil. Da ist ja gestört mein Lebensbezug zu Gott durch die Sünde. Denken wir ja an die Geschichte vom verlorenen Sohn. „Dieser mein Sohn war tot und verloren.“ Auch für die Aussätzigen des Evangeliums war es so. So darf ich auch heute Jesus bitten. Herr! Rette mich. Darum bin ich ja hier bei dir!


Hauptteil:
 
Herr! Rette mich!
 
Das darf damit auch unsere drängende Bitte gerade in unserer Zeit sein. Ich füge diese Bitten der Bitte vom vorigen Sonntag an. Stärke unseren Glauben!
 
1: Damit wir Heilung im biblischen Sinn richtig verstehen, müssen wir genau das Wort Gottes beachten.
 
So will das Evangelium darum zuerst besonders geistliche Nahrung sein für unser Leben. Als Christen brauchen wir diese Nahrung für unser Leben ganz notwendig. Als Nahrung ist das Wort Gottes auch Wegweisung darum. Am Anfang des Evangeliums steht darum. „Auf dem Weg nach Jerusalem..“ Da folgen ihm seine Jünger. Es ist der Weg mit Jesus zu Kreuz und Auferstehung. Am irdischen Abschluss des Weges segnet Jesus dann auch seine Jünger. Da erleben sie auch das, was im Evangelium heute steht. Jesus verkündet. „Das Reich Gottes ist euch nahe.“ Jesus ruft damit ein Gnadenjahr des Herrn aus. Darum bezeugt das auch Jesus. „Aussätzige werden rein.“ Jesu Gesinnung war damals schon zu den Menschen so. „Mich erbarmt des Volkes!“ So tut Jesus alles im Gehorsam gegenüber seinem Vater. Er will ja den Armen damit eine gute Nachricht bringen. So wirkt Jesus viele machtvolle messianische Zeichen. Petrus bekennt sich für die übrigen Jünger zu Jesus als Messias. Jesus sagt allen Armen im Volke. „Selig ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.“ Johannes der Täufer schickt einen von seinen Jüngern zu Jesus mit der Frage. „Bist du es, der da kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?“ Jesus antwortet auf diese Frage. Er verweist auf seine Taten, die ihn als Messias ausweisen. „Blinde sehen. Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf.“ So erweist sich Jesus als der versprochene Heilsbringer, der wahre Retter des Lebens durch Gott. So hat Jesus wirklich angefangen, die Sehnsucht nach Rettung des Lebens durch Gott zu erfüllen. Das hat damals eine große Volksbewegung ausgelöst Jesus aber hat das immer im Zusammenhang mit seiner Verkündigung gesehen. Dabei hat Jesus aber immer zuerst zur Umkehr aufgerufen. Jesu Ziel war nicht sosehr die körperliche Heilung, sondern die Wiederherstellung des gesamten Menschseins vor Gott, um wieder wirklich ganz zu leben. So darf ich Jesus bitten. „Herr rette mich, sonst gehe ich zugrunde!“

2: Fragen wir. Was möchte also Christus uns schenken?
Fragen wir das im Zusammenhang mit der Messfeier. Was ist Jesu Anliegen für uns heute? Wir dürfen als Bedürftige zu Jesus kommen, mit unseren Nöten und so beten, wie die Aussätzigen im Evangelium. „Jesus! Meister! Hab Erbarmen mit uns!“ In der Messe denken wir dann an das „Herr erbarme dich.“ Diese Art von Krankheit war sehr belastend. Wir können uns die seelische Not dieser Kranken fast kaum mehr vorstellen. Es waren nicht nur die körperlichen Beschwerden, sondern das Seelische war noch belastender. Sie galten, als wie tot. Es war noch viel mehr ihr Verhältnis zu Gott belastet Jetzt aber kommt Jesus als wahrer Lebensretter. Er verkündet ja das Reich Gottes und damit gerade für solche Heil und die Rettung ihres Lebens. Auch wir sind so der göttlichen Hilfe bedürftig, wie diese Aussätzigen, nur auf unsere Weise. Jesus sagt das uns auch in der Heilung des Samariters. „Dein Glaube hat dir geholfen.“ Jesus zeigt aber in seinen Worten, was ihn bei den übrigen neun Geheilten abgeht. „Es sind doch alle zehn rein geworden. Wo aber sind die übrigen neun?“ Das berührt Jesus schmerzlich. Jesu göttliche Liebe leidet. Sie aber zieht sich nicht von den Menschen zurück. Jesus leidet ja auch an der Ablehnung von Jerusalem und weint über diese Stadt. (Lk 19,41-44) Jesus aber sagt damit uns. Die wahre ganze Hilfe hat der dankbare Samariter erfahren und nicht die übrigen neun. „Einer von ihnen kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor den Füßen Jesu zu Boden und dankte ihm. Dieser Mann war aus Samarien.“ Er huldigt also Jesus und betet ihn an. Das Evangelium sagte auch. Als der Samariter sah, dass er geheilt war, ging er nicht mehr zu den Priestern als der offiziellen damaligen Gesundheitsbehörde, sondern er kehrte sofort um zu Jesus um ihm zu danken. Der Samariter ist hier der Gläubige. Jesus sagt ihm um Trost. „Steh auf und geh Dein Glaube hat dir geholfen.“ So kann sich das Heil von Jesus ihm Glauben an ihm auswirken. Zum Empfang des Heils und damit des Lebens von Gott ist Umkehr notwendig. Der Samariter begriff aber auch damit. Gott ist nicht bei den Priestern, sondern dort, wo Jesus ist. Deshalb kehrte er um und wandte sich Jesus zu. Der Samariter kommt zu Jesus, nicht nur um zu danken, sondern er beginnt bei Jesus einen neuen Gottesdienst. Das verweist dann auch auf unsere Messe. Laut preist er Gott, dass er Gnade und Erbarmen gefunden habe. Er huldigt Jesus und betet ihn an. Beim Samariter findet Jesus den Glauben, bei den Juden aber nicht. So haben auch wir die Wegweisung für das Leben.
 
Das Christusereignis so beschrieben ist auch so in der Kirche gegenwärtig. Was die Evangelien so von Jesus schreiben und damit auch bezeugen, darf nicht vergessen werden. Denken wir auch daran. Der geheilte Aussätzige kommt in eine ganz persönliche Beziehung zu Jesus Christus. Die ist besonders wichtig für die rechte andächtige Mitfeier der heiligen Messe. (volle und tätige und bewusste Teilnahme an der Messfeier-actuosa partcipatio) Jesus aber merkt auch. Die anderen neun, die auch beim Hingehen zum Priester geheilt worden sind, nehmen das als ganz selbstverständlich hin, als eine Wohltat vom Wunderheiler Jesus, für den man sich nicht extra zudanken braucht. Jesus als Spender aller Gaben wird von ihnen gar nicht wahrgenommen. Sie bleiben als Religiöse im Rahmen des Gesetzlichen. Wie viele solche gibt es nicht auch unter uns Christen. Es kommt zu keiner Beziehung zu Jesus. Das ist gerade die Not der Kirche. Es wird so vieles nur technisch und formal vollzogen, aber so wenig ohne inneren Bezug zu Jesus Christus. Darum ändert sich auch so wenig da Leben von Christen. Man erfüllt halt auch noch seine Christenpflicht. Das aber ist zu wenig. Merken wir nicht sehr gut bei diesem Evangelium, wonach Jesus bei uns Sehnsucht hat? Ich will wirklich der Retter eures Lebens sein. Jesus aber möchte so in der Kirche erfahren werden. Für die rechte Mitfeier der Messe braucht es eine Glaubensbegegnung mit Jesus in der Kirche. Fehlt die nicht auf weiten Strecken unseres Lebens?

3: Die Wohltat Christi als Retter der Welt, die Heilung von Aussätzigen, antwortet auch auf unsere Nöte.
Christus möchte uns auch in den Nöten unserer Zeit helfen. Gott möchte in ausweglosen Fällen helfen. Da aber sollen wir sie auch entdecken. Was ist jetzt bei uns da notwendig? Das müssen wir in unseren Tagen erkennen. Darum darf ich auch genau auf die Nöte von damals schauen. Es kommen Aussätzige zu Jesus. Sie schrieen von weiten zu Jesus um Erbarmen. Sie durften Jesus als Kranke nicht zu nahe kommen. Sie galten als unrein. Man sah solche Kranke wie tot an. Sie waren gleichsam lebendig begraben für die Leute. „Jesus! Meister Hab Erbarmen mit uns!“ Welche menschliche Not drückt sich in dieser Bitte aus. Der Aussatz als Krankheit umfasste mehrere Krankheiten. Er umfasste verschiedene heilbare und unheilbare Krankheiten. Sie haben alle in sich Übel an der menschlichen Haut. Das Wort Aussatz bedeutet aber im hebräischen von Gott geschlagen und gestraft. Der Aussatz wird also als eine von Gott verhängte Plage angesehen, als Zeichen der Sündhaftigkeit eines Menschen. Ein Aussätziger galt als ein von Gott Verfluchter, wie einer, der schon lebendig tot ist. Sie waren also ausgegrenzt aus der Gemeinschaft des Volkes Gottes. Das ausgegrenzt sein hatte also religiöse Gründe. Das gibt es auch modern. Ich darf darum dann weiter anführen die Nöte unserer Tage. Wie viele Getaufte erleben sich instinktiv ausgegrenzt aus der Kirche. Da geht es um eine geistliche Unreinheit durch die nicht vergebene Sünde. Das Leben in schwerer Sünde macht einem doch bewusst. Was die Kirche da feiert, das ist nichts für mich. Man bleibt der Kirche und ihrem Gebet fern. Letztlich ist es die Sünde des Unglaubens. Damals wie heute ist der Ruf nach dem Erbarmen Gottes wesenswichtig für das Leben. Irgendwie grenzt man also sich selber aus von dem Heiligen. Der Sinn für das Mysterium schwindet auch dann. In einem Leben in der Sünde hält man das Heilige nicht aus. Die Krankheit des Aussatzes ist dafür auch jetzt ein wichtiges Zeichen für das Unheil, das so tief im Menschenherzen drinnen ist. Umso mehr dürfen wir für die Menschen im Unheil betend eintreten. Wir dürfen aber auch darum von der kirchegroß denken und in ihr das erlösende Wirken Jesu zuerst selber erfahren und davon auch vor den andern so Zeugnis ablegen und Jesus so danken, wie es der Samariter vor Jesu getan hat. Wir dürfen auch hier das Wort Jesu anwenden. „Bei Gott ist kein Ding unmöglich.“ Wir dürfen das in dem Sinn der Vaterunserbitte tun. „Dein Reich komme.“

4: Was heißt das für das Leben der Kirche?
Das Leben der Kirche ist die erste Auslegung des Wortes Gottes. Im Leben der Kirche möchte das wahr werden. Ich muss ja für das Evangelium Zeugnisse aus dem Leben finden können. Dann stimmt das Wort eines heiligen Irenäus von Lyon. „Die Herrlichkeit Gottes ist der lebendige Mensch.“ Den Dienst in der Kirche, der das bezeichnet, nennt man Heilungsdienst. Da ist alles Tun des Priesters mit einbeschlossen und das, was dann daraus für sie möglich wird. Ich denke besonders an das Bußsakrament. Ich denke auch an die notwendige Verkündigung in der Kirche, aufbauend auf dem Wort Gottes. Es ist zuerst das der Dienst der Priester und das dann der Dienst solcher Menschen, die besonders für andere zu sorgen haben. Was heißt dann christlich, Heilung des Lebens. Es beginnt mit der direkten Hinwendung zu Jesus Christus. Dafür muss geworben werden durch Verkündigung. Das muss ganz im Sinn von Jesus Christus geschehen. In der Kirche braucht es sehr notwendig darum Glaubensweckung und nicht nur bloß ein technisches beten. Es geht also um viel mehr, als um den Vollzug einer Form, mag sie auch noch so korrekt sein. In der Mitfeier der heiligen Messe wollen wir den Höhepunkt haben von unserer Beziehung zu Jesus. Darum ist das Erste die Anbetung und der Dank durch und in und mit Jesus an Gott dem Vater. Das bringt das Heil von Gott dem Ursprung allen Lebens. So bringt die Kirche dann in die Welt hinein auch die gelebte Kultur des Lebens. So braucht es von der Kirche das gelebte Glaubenszeugnis und so darf man dann auch hoffen, dass daraus Früchte des Christ seins für das Leben in der Welt erwachsen.


Schluß:
 
So fass ich zusammen.
Wir brauchen nicht nur das Schlechte und damit das allzu Menschliche in der Kirche zu sehen. Das springt ja leider uns oft zu viel ins Auge. Das ärgert uns dann oft sehr. Von daher kommen dann viele Kirchenaustritte. Wir aber haben nie eine sündenreine Gemeinde auf Erden. Im Glauben an Christus ist sehr notwendig. Das wird oft zu sehr übersehen. Wir dürfen vielmehr Christus am Werk sehen und dafür ein Gespür kriegen. Ich spreche daher bei der Messe besonders von einem Christusereignis in der Messe. Darum geht es dann um die Überwindung all des Bösen ihn der Welt. So darf ich immer wieder beten. „Jesus! Sohn des lebendigen Gottes! Erbarme dich meiner.“
 
Zusätze:
 
1.  Schuldfrage und das Unheil des Menschen. Diesem Zusammenhang darf man nicht ausweichen. Das geschieht viel zu oft. Es ist auch die Abwesenheit des Reiches Gottes im Leben. Es ist auch damit der Raum des Unheils in einer Welt ohne Gott.
 
2.  Störung des Lebensbezuges zu Gott durch die Sünde. Erkennen wir darin unsere Schwäche, aus der wir immer wieder um Hilfe und Rettung Christus anflehen dürfen.
 
3.  Heil ist ein sehr oft missbrauchtes Wort. Wir dürfen es uns von der Kirche nicht nehmen lassen. In der Gegenwelt Gottes ist es ein verführerisches Versprechen, dem sehr viele anheim fallen.
 
4.  Heilserfahrung ist auch damit Segenserfahrung. Davon sollte man Zeugnis geben. Das ist dann Glaubensweckung für unsere Zeit. Davon sollen Leute auch ihren Mitchristen zuerst erzählen.
 


zur Home Page       zu den Katholischen Aktionen       zur Predigtauswahl

Zurück zu Lesungen und Evangelien bitte mit dem Browserbutton „Zurück“.


Copyright © GR Pfarrer Mag. Eduard Öhlinger. All rights reserved.
Diese Seite wurde am 21. Oktober 2004 von Familie Wimmer erstellt.