Katholische Aktionen

R. k. Predigt zum 30. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 24. Oktober 2004 von GR Pfarrer Mag. Eduard Öhlinger in der römisch katholischen Pfarrkirche zur Heiligen Margareta in Niederranna, Gemeinde Mühldorf / Niederösterreich und in der Filialkirche zum Heiligen Ulrich in Trandorf Gemeinde Mühldorf / Niederösterreich / Österreich.
 
Lesejahr C:
 
Evangelium:    Lk 18,9-14
  Evangelium vom Pharisäer und Zöllner
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:
 
Wie Christus uns auch jetzt retten kann.

Einleitung:
 
Was ist wahre Frömmigkeit?
 
Früher habe ich das Wort Frömmigkeit noch öfters gehört. Verstummt dieses Wort immer mehr? Weiß man nicht mehr um seinen Inhalt? Das ist sehr schade. Darum brauchen wir einen Spiegel für unser Leben. Wenn wir genau hinein schauen, lernen wir viel für uns kennen. Dann lernen wir auch kennen, was ist echte Frömmigkeit. Mögen wir diesem Spiegel nicht ausweichen. Sehen sie. Wir alle haben von Jesus die Berufung, Zeuge Gottes zu sein in dieser Menschenwelt. Aber was bezeugen wir? Welches Christentum leben wir den Menschen unserer Zeit vor? Wenn Mohamedaner uns begegnen, suchen sie danach. Sie fragen nicht zuerst nach unserer schönen Lehre, sondern, wie wir aus der schönen Lehre leben. Sie fragen. Ist unser Leben gerettetdurch Jersus Christus? Das ist dann unsere wahre Frömmigkeit. Dann ist auch unser Leben geheiligt. Dazu aber brauchen wir den katholischen Glauben als unsere Lebensgrundlage. Dafür kommen wir in die Kirche und dafür feiern wir auch die heilige Messe. Wie viele Missverständnisse gibt es auch da. Das zeigt doch, dass man das Eigentliche noch gar nicht begriffen hat. So sind wir eingeladen, das Eigentliche des Glaubenslebens zu entdecken, die Rettung durch Jesus Christus. Wenn so das Christ sein irgendwie neben meinen Alltagsleben einher läuft und es noch gar nicht einen direkten Kontakt dazu mit meinen Alltag gibt, mit meinen Leben, dann kann ich es wahrlich dann Segen der Gnade Christi nennen, wenn mir das aufgeht. Dann kann ich festhalten. Ich bin gemeint. Mir gilt das. Jetzt kann ich es buchstäblich nehmen. Jetzt ist es dann nicht mehr ein Tun als ob. Jetzt hört das vor Jesus ein Theater machen auf. So führt Christus auch seine Kirche. Wenn wir in unserer Zeit achtsam werden, kommen wir auf das. Dann beantworten sich viele Fragen in unserer wirren Zeit gerade auch in Bezug auf die Kirche.


Hauptteil:
 
Zu dir unserem Retter kommen wir.
 
Das ist die rechte Begründung für die gläubige Mitfeier der heiligen Messe. Aber dafür brauchen wir auch die rechte Glaubensgrundlage. Darum soll sie uns auch wirklich interessieren.
 
1: Was ist wahre Frömmigkeit? Darauf wollen wir eine Antwort versuchen.
 
Von deiner Heiligung Jesus müssen wir darum zuerst sprechen, ja dürfen wir es tun. Darum sprechen wir auch von unserer Frömmigkeit. Was sagst du uns im Wort Gottes?
 
So viele kostbare Worte hat uns Jesus also dafür gegeben. So brauchen wir vom Evangelium besonders immer wieder neue Orientierung für unser Leben. Da erfahren wir. Worum geht es bei uns und auch so im Leben der Pfarre.
 
So darf ich wieder an die Anweisungen Jesu zu unserm Beten erinnern. Jesus ruft ein Gnadenjahr des Herrn aus. Die Jünger tragen seine Botschaft weiter. „Das Reich Gottes ist nahe.“ Die anderen Evangelien fügen dann noch hinzu. „Kehret um und glaubet an das Evangelium.“ Jesus gibt auch Wegweisung zum Leben in der Umkehr.
 
So fasst dann Jesus die wahre Frömmigkeit zusammen. Jesus sagt damit auch, wie wir das Leben gewinnen. Jesus spricht damit vom Leben in Fülle. „Du sollst den Herrn deinen Gott lieben aus ganzem Herzen und deinen Nächsten sollst du lieben, wie dich selbst.“ Jesus sagt über die Maria in Bethanien der Kirche. „Eines nur ist notwendig. Maria hat den besseren Teil erwählt. Der soll ihr nicht genommen werden.“ Das ist sehr geschäftigen Christengemeinden gesagt, die nicht mehr auf das eingehen können, was Jesus ihnen zu sagen hat, die auch nicht mehr das ihn ihr Herz aufnehmen können. Sie haben das Evangelium verraten durch die Werke des Gesetzes. Das kennzeichnet ja Jesus besonders in der Gestalt des Pharisäers. Er meint es ja sehr ernst in seinem sittlichen Strebe nach Vollkommenheit. Bei aller Anstrengung bringt das nie die Rettung durch Jesus. Dann sagt Jesus auch sehr viel über den sehr notwendigen Bezug zu ihm im Glauben. „Gehe hin in Frieden. Dein Glaube hat dir geholfen. Dein Glaube hat dich gerettet.“ Unser Tun der Umkehr braucht die stets wirksame rettende Verbindung mit Jesus.
 
Jesus verwendet auch den Vergleich vom Weinstock und Rebe. „Ich bin der Weinstock. Ihr seid die Reben… Wer in mir bleibt, der bringt reiche Frucht.“ Auch damit umschreibt Jesus so unsere Frömmigkeit und die Heiligung daraus in unsrem Leben.

2: Was ist Jesus dein Anliegen heute? Das gilt dann für unsere wahre Frömmigkeit.
 
Die wahre Frömmigkeit zeigt uns der der betende Zöllner. Jesus bittet uns auch damit um echte Selbsterkenntnis. Die lautet dann für uns. Wir sind Sünder und können uns durch gute Taten nicht retten und rechtfertigen. Paulus sagt es dann auch der Kirche ganz im Sinne Jesu. Ausgeschlossen ist jedes Rühmen der eigenen guten Taten (Werke des Gesetzes). Erst dann verstehen wir richtig die Seligpreisung von Jesus, die so direkt im Lukasevangelium steht. „Selig seid ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.“ Der Zöllner ist so ein Armer, der das in seiner Bitte im Tempel vor Gott auch eingesteht und wirklich weiß. Ich habe vor Gott nichts Gutes aufzuweisen. Wir sind alle so wie der Zöllner im Evangelium Sünder und können nur gerettet werden durch Gottes Erbarmen. Jesus hat bei uns stolze Menschen hier das größte Hindernis für seine rettende barmherzige Liebe. Das zeigt Jesus im Evangelium dann im Gebet des Pharisäers. Es ist damit der Stolz im Menschenherzen, sich so eingenistet hat in unseren Herzen und erst stirbt in uns zehn Minuten nach dem Tode. Jesus geht es hier aber um die Tugend der Demut bei uns. Es ist die Tugend, bei der wir zeigen unsere Wahrhaftigkeit. Die Wahrhaftigkeit soll dann uns zugeben lassen. Ja ich bin ein Sünder. Aber in der gelebten Wahrhaftigkeit darf sich eine große starke Hoffnung des Glaubens als sehr lebendig erweisen. Die Vergebung durch Christus will ich immer wieder annehmen. Es kann so dann auch neu bei uns anfangen. Das Evangelium ist so gesehen dann wirklich lebenswahr. Es nimmt uns so, wie wir sind. Es ist deshalb wahrlich eine Frohbotschaft für mein Sündenelend. Es sagt uns. Gottes rettende Liebe ändert dann auch mein Leben, wenn ich sie in mein Herz hinein lasse und sie glaubend annehme. Im Leben mit der Kirche darf sie sich ereignen und mich heiligen. In der Mitfeier der Messe darf unser beten ein beten zu Jesus mit dem Herzen sein in einer ganz persönlichen Glaubensbeziehung.

3: Wo und wie willst du uns Jesus besonders immer helfen?
 
Jesus geht es um unsere rechte Selbsterkenntnis. Sie muss auch in den richtigen Zusammenhang gestellt werden. In der Bibel dürfen wir das bezeugte Wirken Gottes erfahren. Das will sich auch uns offenbaren. Aber damit erfahren wir auch das Lebenswahre von uns Menschen, wie sehr wir der Hilfe und Rettung durch Gott bedürftig sind. An der Figur des Pharisäers kann man es ersehen. Was geht im bei all seinen guten Bemühen ab? Es geht ihm die rechte Selbsterkenntnis ab. Der Pharisäer setzt seine guten Taten ins rechte Licht. Er betet und lobt dabei seine Gerechtigkeit vor Gott. Bei dem Pharisäer aber denkt das Evangelium an die Christen, die sich sittlich und damit religiös sehr bemühen. So gibt es auch viele gute Christen, die bestrebt sind, vor Gott gut zu sein. Sie aber bekämpfen und verdrängen das Negative in sich bloß mit guten Vorsätzen. Es gibt also eine tief sitzende Angst vor Gott, so zu sein, wie man ist. Das verdeckt man. Es gibt in dem Zusammenhang aber auch das dunkle Empfinden, nicht besser werden zu können. Aber gibt man das auch zu? Neigt man nicht eher dazu, das Gute darum noch mehr und besonders heraus zu stellen. So gilt es in diesem Sinn leider. Je besser Christen so sein wollen, desto mehr wachsen leider auch in die Haltung des Pharisäers hinein, wo man seine eigene Sündhaftigkeit vergisst. Der Weg zur Heiligkeit und damit auch zur wahren Frömmigkeit geht aber über die Haltung des Zöllners. Warum kommt der Zöllner zur Rettung durch Jesus? Der Zöllner schlägt sich an die Brust, an sein sündiges Herz. Das ist ein Zeichen seiner Trauer und seiner Klage. Der Zöllner macht nicht viele Worte. Er entschuldigt sich nicht. Der Zöllner klagt nicht andere an. Er klagt damit auch nicht seine Eltern an. Der Zöllner verspricht auch nichts. Sein Gebet ist ein Notschrei um Gnade und Erbarmen. Der Zöllner hofft, dass die Liebe Gottes größer sei, als seine Schuld. Der Zöllner lässt sich von Gott retten und rettet nicht sich selber. Darum ist auch Gott das wichtigste Wort in seinem Gebet. Hier gelingt die Begegnung mit Gott. Der Zöllner erfährt so den ganzen Reichtum der Gnade Gottes. Der Zöllner tut auch damit das einzig Richtige. Gottes rettende Liebe allein kann sein Herz umwandeln. Jesus selber sagt in dem Sinn. „Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist.“ Jesus gibt dem der sich so ihm zuwendet, sich zu ihm kehrt, eine ganz neue Lebensgrundlage. Das ist ja Christen zuerst gesagt, die aus dem Heidentum so als Sünder zu Christus und seiner rettenden Barmherzigkeit gefunden haben. Sie haben sie ja auch dann angenommen. So haben die Getauften Christus angenommen. Sie dürfen wahrlich in der Freiheit der Kinder Gottes leben. Sie sollen nicht wieder in das Joch der alten Knechtschaft zurückfallen. (Galaterbrief) Paulus verteidigt ganz im Sinn Jesus das rettende Evangelium. Das Joch der Knechtschaft ist das Leben nach dem Gesetz als einziger Heilsweg. Das lehnt auch Lukas sehr vehement ab. Das Evangelium warnt damit auch vor dem unbewussten Hochmut und dem Absolutheitsanspruch von solch guten besseren Christen. Sie messen andere an sich selber. Aber damit gilt auch. Selbstbezogenheit behindert sehr die Beziehung zu Gott und den Nächsten und macht unempfänglich für die Gnade und Liebe Gottes. Es zerstört das auch die Gemeinschaft der Beter und behindert den Gottesdienst und damit auch das Gebet. Es fehlt die wahre Demut beim Pharisäer. Jetzt geht es um die Demut in der Wahrheit. Christen brauchen darum die Mahnung sehr notwendig. Macht euch keine falsche und übertriebene Meinung von euch selber, wie beim Pharisäer. Es gilt deshalb bei sich zu pflegen eine rechte und nüchterne und damit objektive Selbsteinschätzung. Der Mensch ist weise, wenn er demütig ist, und dass er demütig ist, wenn er weise ist. Demut ist so in der Wahrheit wandeln. Das ist dann wahrlich ein Leben in der Freiheit der Kinder Gottes, ein Leben in Fülle.

4: Was hat das alles für deine Kirche zu tun?
 
In der Kirche soll das wahr werden, was das Evangelium uns sagt. Wir dürfen in unserer durch Jesus gewirkten Heiligung ein offenes Buch des Evangeliums für das Leben sein. Diese Kirche geistlich verstanden sollen wir entdecken. Darum sollen wir uns dann auch immer weniger über das Menschliche in der Kirche ärgern. Denn das Sündhafte werden wir auch damit entdecken. Wir müssen ja sehr oft noch viel mehr das wirklich Fehlende in der Kirche entdecken und auch fragen. Warum geht gerade das uns ab? Meistens ärgert uns eigentlich nur das, was die Ruhe unseres bequemen Menschseins stört. Es soll viel mehr das uns auch schmerzen, was an Sünden im Raum der Kirche geschieht, und wo man nicht mehr die Vergebung Christi sucht. Das erinnert uns doch auch an das Sündhafte, das wir gerade bei uns selbst so leicht übersehen. (man vergleiche auch die Bildrede von Jesus vom Span im Auge des Bruders, dem man herausziehen will, aber dabei den Balken im eigenen Auge übersieht) So möchte ich auch immer im Auge behalten die kirchliche Frömmigkeit. Gerade dafür haben wir ja die zwei Typen im Evangelium. (Pharisäer und Zöllner) Es werden auch einander gegenübergestellt ihr beten und in welcher Haltung es geschieht. Da wird also ein Gebetsverhalten sehr negativ beurteilt. Man ist von seiner eigenen Gerechtigkeit überzeugt und verachtet die anderen. Wie ich schon sagte, soll ja das Beten das Leben formen. Aber welches Leben zeigt sich da? Welche Einstellung offenbart sich da? Es ist Stolz und Verachtung. Da können wir alle dann auch auf ein solches Beten schließen. Es ist also so nicht in Ordnung. Solches beten braucht eine große Korrektur. Das gehört also auch zum beten lehren. Ich sehe da schon eine große Aufgabe für mich nach diesem Evangelium. Hier ist Beten nicht eine Quelle des Glaubens, sondern falsche Selbstbespiegellung. Das ergibt dann auch kein wahrhaftiges beten. So kann es dazu kommen, wenn oft nur nach der Form gebetet wird und ohne innere Anteilnahme. Im Beten bin ich eingeladen, es direkt zu meinen und auch zu tun. Der Zöllner in seinem Beten lehrt uns. In dieser Haltung dürfen wir das Herr erbarme dich beten.


Schluß:
 
Zusammenfassend kann man festhalten. Jesus zeigt uns auch damit die Tugend der Demut. Wie notwendig ist sie gerade in unseren Tagen. Jesus zeigt uns auch die Tugend der Glaubenshoffnung, aus der heraus wir Gottes Wirken noch viel mehr zutrauen dürfen.
 
Zusätze:
 
1.   Katholischer Glaube ist uns in der Taufe als unsere unverzichtbare Lebensgrundlage übergeben worden. Die muss wieder mehr bekannt werden. (Fides, qae creditur) Wir sind ja auf den Glauben der Kirche getauft. Wir bekennen darum diesen Glauben auch im Credo. Das will auch heißen. Das, was wir bekennen, ist gegenwärtig heilswirksam in der Kirche. Das ist das unbedingt notwendige Heilsgut in der Kirche. Das ist dann auch zusammengefasst in der Feier der heiligen Messe und in der Feier des ganzen Kirchenjahres. Im Sterben will dann das bei uns zur Vollendung kommen. „Im Wasser und im heiligen Geist wurdest du getauft. Der Herr vollende an dir, was er in der Taufe begonnen hat.“
 
2.   Heiligung unseres Menschseins: Ich kann sie auch nennen, die innere Erneuerung des Menschseins in Christus. Auch das will ich mehr und mehr zum Inhalt meiner Verkündigung machen. Ich muss doch auch dann sagen können. Eigentlich geht das mich an. (neue Schöpfung- erneuerte Kreatur in Christus) Im Sakrament der Taufe ist das in mir grundgelegt worden. Das Evangelium vom Pharisäer und Zöllner zeigt das uns in der Gestalt des Zöllners.
 
3.   Was heißt also Frömmigkeit? Können wir es auf den Punkt bringen. Es ist das Leben in der in uns lebendigen Liebe Gottes. Jesus Christus ist dafür unser Lebensspender. Frömmigkeit ist so leben und will immer neu in der Kirche im Beten zu Jesus anfangen bei der Feier des Messopfers.
 
4.   Was heißt also für uns Demut? Das ist ein sehr unmodernes Wort. Dem steht gegenüber unser emanzipiert sein wollen, unser frei sein von jedweder Abhängigkeit. Das Versprechen davon ist nur ein scheinbares Glück. Da fehlt die Demut in all seinen Bestandteilen.
 
5.   Das sehe ich auch. Ich darf also auch von der Notwendigkeit der göttlichen Tugend der Hoffnung sprechen. Darin wird ja der Glaube lebendig. Wie sehr fehlt die in unserer Zeit. Man drischt auf die menschliche Kirche los. Die moderne Menschheit sucht selbst das Gute in ihr zu entlarven und als schlecht hin zu stellen. Mann erwartet nichts mehr von Christus. Maria will Fürbitterin für die große Hoffnung in unseren Leben sein als Mutter Christi.
 
6.   Wie sehr kann bewusst werden im Mitleben mit der Kirche, was für mich selbst dann Erlösung bedeutet. Ein anderes Wort dafür ist auch Segen Gottes. An Gottes Segen ist alles gelegen. Was aber steht im Zeitgeist dagegen? Es ist die Selbsterlösung. Es ist das ein selbst gut sein wollen aus eigener Kraft.
 
7.   Von da aus kann ich in neuer Bedeutsamkeit von Befreiung und Heilung im Leben der Kirche sprechen. So kann ich am Zöllner erkennen, wovon Jesus so einen Sünder befreit. Was hat ihn alles an wirkliche Sünden gebunden? Sein Leben war ja ganz darin verstrickt. Jesus schenkt ihm ja neues Leben. Er erfährt das Heil in Gott durch Jesus.
 
8.   Pharisäer und Zöllner als Typengestalten für die Kirche und ihrer Gemeinden. Für die Kirche sind sie eine gute Gewissenserforschung. (einen Spiegel vorhalten) Aber auch das muss richtig geschehen. Es darf nie zur bloßen Moral verkommen. Es muss zur Grundlage haben den Ruf zur Heiligkeit von Christus.
 
9.   Kirche: Das ist die eigentliche Dimension des Evangeliums. Für das Leben der Kirche mit und durch Jesus sind der Kirche in der Kirche die Glaubenszeugnisse der Evangelien gegeben. Das Evangelium steht ja nicht über der Kirche bloß.
 
10.   Ich kann auch als Christ wie der Zöllner beten. Man vergleiche dazu das Jesusgebet der Ostkirche. „Jesus! Sohn des lebendigen Gottes erbarme dich unser.“ Ich kann das Bußgebet der Messe in dem Sinn des Zöllners beten. Rechte Mitfeier der Messe verlangt darum echte Sündenerkenntnis.
 
11.   Ich kann die Psalmengbete auch hier anführen und so das Evangelium für mein Leben fruchtbar machen. Im Psalm 51 heißt es. „Gott sei mir gnädig nach deiner Huld, tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen. Wasch meine Schuld von mir ab, und mach mich rein von meiner Sünde. Denn ich erkenne meine bösen Taten, meine Sünden steht mir immer vor Augen.“ Dann aber könnte man sich den Zöllner auch so vorstellen. Er betet ja im Tempel. Ps 63 sagt dazu am Anfang. „Gott, du mein Gott, dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir.“
 
12.   Biblische Realien vom Pharisäer und Zöllner. Der Pharisäer ist ein ernstlich bemühter, zuchtvoller, in ständiger Selbstkontrolle, in Ehrfurcht vor Gott, in Bußbereitschaft lebender Mensch. Er lebt nicht nur für sein Heil. Ihm geht es auch um die Zukunft Israels. Er will das gesamte Volk durch lückenlose Erfüllung des Gesetzes für den Messias bereiten. Er ist der Typus, der bei dem Gesetzesfrommen geltenden Doktrin vom Leben nach dem Willen Gottes. Auch über den Zöllner ist zu sagen. Der Zoll wurde in der Perserzeit eingeführt. Römische Provinzen waren aber auch Zollbezirke. Sie wurden an den Meistbieter verpachtet. Zöllner hielten sich nicht an die Tarife, sondern verlangten willkürlich überhöhte Gebühren und trieben diese brutal ein. Sie waren deshalb auch reich. (Lk 19,1ff) Sie waren auch deshalb verhasst. Zöllner und Sünder war eine gängige Redeweise. Nach dem Urteil der Pharisäer können sie sich nicht bekehren. Sie müssten sonst ihren Beruf aufgeben. Sie müssten alles ungerecht Geforderte mit 20% Zuschlag zurückgeben. Da die Geschädigten aber vielfach unbekannt waren, konnten sie ihre Schuld nicht gut machen. Sie galten deshalb auch als kultisch unrein. Alle Ehrenrechte hatte man ihnen aberkannt. Der betende Zöllner darf deshalb auch nicht in den Vorhof der Männer im Tempel sein. Er muss sich im Vorhof der Heiden aufhalten. Wenn man beim Zöllner an die bekehrten Heiden denkt, die zu Christus den Retter gefunden haben, merkt man, wie sich das Evangelium so auch auswirken kann. So ist das Evangelium sehr fruchtbar geworden im Leben der Kirche. Das darf betrachtet werden. Das Evangelium erinnert die Christen an die biblische Vergangenheit für ihre eigene Gegenwart.
 
13.   So darf man sagen. Wie ist im kirchlichern Leben das Evangelium fruchtbar geworden. - Es ist als Erlösungsevangelium fruchtbar geworden. Es gibt im kirchlichen Leben auch den Pharisäer und auch den Zöllner. Ich kann so ganz anders zu den Mitmenschen sein, weil ich ja auch ganz anders zu Gott bin. So geht es um das neue Leben in Christus. Es geht um das Leben in der heilig machenden Gnade.
 
14.   Gebetsevangelium. Es ist eine gute Wegweisung zum Beten. Neu entdeckt sollen solche Wegweisungen von Jesus für unser Leben. Darin darf man sich dann einüben. Darum muss ein christliches beten immer im Bewusstsein unserer menschlichen Schwachheit geschehen. Jeder muss bitten lernen aus menschlicher Schwachheit heraus.
 


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Diese Seite wurde am 21. Oktober 2004 von Familie Wimmer erstellt.