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U N S E R  B U N T E S  L E B E N

Liebeserklärung
an die Iljuschin IL-18


Würde man den am 31.März 1894 in einem Dorfe namens Diljalewo im Wologodsker Gebiet als Sohn armer Bauern geborenen Sergei Wladimirowitsch Iljuschin heute befragen, auf welche Flugzeugentwicklung aus seinem „Stall“ (Konstruktionsbüro) er rückblickend am stolzesten sei, so gehe ich jede Wette ein, er würde die IL-18 nennen. Dieses Flugzeug wird von vielen ehemaligen Besatzungen, wie Technikern einhellig als das ausgereifteste Flugzeug seiner Zeit beschrieben, Meinungsverschiedenheiten inklusive. Dabei gab es nur ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkrieges, im Jahre 1946 (Erstflug 1947) schon einmal eine IL-18. Ein Flugzeug, konzipiert als Grossversion mit vier Kolbenmotoren (ohne Druckkabine), geeignet zum Transport von 60 Passagieren über längere Strecken. Dieses Projekt wurde allerdings wieder lange Zeit auf Eis gelegt. Zu groß für die damalige Zeit, wie man zunächst meinte. Ein Jahrzehnt später wurden die Pläne wieder aus der Schublade geholt und 1957 in Paris ein völlig neues Flugzeug mit gleicher Bezeichnung, mit Druckkabine, vier Ivtschenko „Propeller-Turbinen-Luftstrahltriebwerken“ und vielen Weltrekorden der Öffentlichkeit vorgestellt. Ein extrem robustes und zuverlässiges Flugzeug sollte die nächsten 25 Jahre in zahlreichen Modifikationen für die zivile, wie auch militärische Nutzung, als auch für Forschungszwecke vom Band laufen. Eine beispiellose Erfolgsstory jenseits des „eisernen Vorhanges“ sollte fortan geschrieben werden. Wie zum Trotz wurde im beginnenden Jetzeitalter ein Flugzeug mit Propellerantrieb der Weltöffentlichkeit vorgestellt, das vornehmlich nur nach (vermeintlichen) Sekundärtugenden konzipiert worden war, nämlich Betriebssicherheit, Komfort und Wirtschaftlichkeit. Zu Zeiten des Kalten Krieges wurden in Ost wie West andere Projekte verfolgt. Der Kampf um Monate, ja Wochen und Tage, Erster zu sein bei der Vorstellung des ersten Jetflugzeuges, des ersten Überschallflugzeuges, des schnelleren, des größeren, des höher und weiter fliegenden Gerätes, dieser Kampf um die Schlagzeile, trieb in Ost wie West die seltsamsten Stilblüten, die ihren stärksten Ausdruck in Konstruktionen, wie der Baade 152, der Comet 4, TU-104, TU-114, Convair Coronado, der TU-144, der Concorde und weitere fanden. Alles Flugzeuge, die mir als Fan vom Standpunkt der stilistischen wie aerodynamischen Extravaganz größte Bewunderung abnötigen, jedoch (mit Ausnahme der lange subventionierten Concorde) nach wenigen Jahren und nach spektakulären – auf Konstruktionsfehlern bedingten – Abstürzen auf beiden Seiten der Mauer, verschämt in der Versenkung der Realität verschwanden. Ausgerechnet die IL-18 mit einer Bandbreite von Inland bis Interkontinental, die technologisch zum Zeitpunkt ihrer Vorstellung in den 50er schon veraltet schien, sollte sich über 30 Jahre und länger weltweit bewähren und behaupten. Ausgerechnet dieses Flugzeug wurde vor 50 Jahren nach Kriterien entwickelt, getestet und serienmäßig gefertigt, die heute aktueller sind, denn je.
 
Aber, warum hat dieses Flugzeug mit die hartnäckigste Fangemeinde, warum hat es so zielsicher die Herzen der älteren wie jüngeren Fans erobert? Was ist es, was mir dieses „Baby“ so nahe bringt?
 
Ist es das so unverkennbare Dröhnen der Riesenpropeller, ein unverwechselbarer Sound (böse Zungen nennen das „ohrenbetäubenden Krach“), der tagelang nachhallt?
 
Ist es die Verlässlichkeit und die Gutmütigkeit, die das Innere wie Äußere dieses überdimensionierten vollrunden U-Bootrohres mit seinen Einstiegsluken und riesengroßen „Bullaugenfenstern mit Omas Gardinenvorhängen“ ausstrahlt?
 
Ist es die Großzügigkeit und der Komfort der Kabine, die jedem Vergleich zu heutigen Entwicklungen standhält?
 
Ist es der einnehmende Eindruck eines charmanten, ewig „lächelnden Gesichtes“?
 
Ist es dieser einzigartige undefinierbare Duft von weiter Welt an Bord (böse Zungen nennen das „Gestank von Mottenpulver“)?
 
Ist es der Eindruck der Robustheit, der Unverwüstlichkeit, den dieses Flugzeug bei stundenlangem Nonstop Fluge auf einem Flight Level von 8800 m ausstrahlt?
 
Sind es doch einfach nur Kindheitserinnerungen?
 
Ich weiß es nicht, ich weiß nur, es war damals Liebe auf dem ersten Blick und wie bei der ersten Liebe, setzen diese ersten Flugerfahrungen Maßstäbe für die künftige Empfindung von Schönheit, Eleganz, Zuverlässigkeit, Erlebnis, Abenteuer und Vertrautheit.
 
Vielleicht ist ja die IL-18 für mich das, was für meine Kinder später mal der A-320 sein wird (ohhh, Gräuel und Graus :-( )?
 
Aber, ein Foto erzählt mehr als 100, ein Sound mehr als 1000, ein Video mehr als 10000 Worte, und ein Mitflug …………….
 
Daniel Frohriep-Ichihara




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Diese Seite wurde am 1. März 2008 erstellt
und am 18. Juli 2009 zuletzt bearbeitet.