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1 1/2 Jahrhunderte
Grafitbergbau
in Mühldorf
von Ing. Alois Reifmüller

Teil 4 (Seite 12 bis Seite 15)


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Es, muß allerdings zugestanden werden, daß eine Erweiterung des Betriebes und seiner Kapazität, große Investitionen erfordert hätten, die der damalige Besitzer offenbar scheute. Es wären nicht nur Umbauten, sondern auch neue Aufbereitungsmaschinen eriforderlich gewesen, vor allem aber die Schaffung einer eigenen Kraftanlage, da das in Betrieb stehende Wasserrad gerade noch die Pochwerke betreiben konnte.

In den Jahren 1912 bis 1916 wurde die erste genaue Grubenkarte des Bergbaues in der Wegscheid von Markscheider Karl Steiner vermessen und aufgetragen ( siehe Beilage ). Laut Kaufvertrag von 8. 11. 1918 kam das Unternehmen in den Besitz der Mühldorfer Grafit-Bergbau Ges.m.b.H. mit dem Sitz in Wien. Hauptgesellschafter war die Firma Bernfeld und Rosenberg in Wien, welche in Aflenz in der Steiermark bereits ein Grafitbergwerk betrieb.

Bei der Übernahme des Unternehmens durch die neue Firma war der Bestand des Bergbaues durch Freischürfe und Grubenmasse ausreichend gesichert ( siehe Freischurf und Massenskizze ). Aufgeschlossen war jedoch nur der seit Jahrzehnten in Betrieb gestandene Tagbau im Bernhardtymass in der Wegscheid, der durch Antoni- und Adolfistollen unterfahren war. Letzterer war 230 m lang und erreichte das Grafitlager bei 120 m. Bis zu dieser Teufe war der Stollen in elliptische Mauerung gestellt. Die Lagerstätte zeigte die Gestalt eines unregelmäissigen geteilten Lagerstockes. Die Mächtigkeit des Hangendlagers betrug bis zu 25 m, die des Liegendlagers bis zu 18 m. Die Lager hatten ein Streichen mit 280 Grad und fielen in Mittel mit 60 Grad nach Nordosten. Sowohl das Hängend- wie das Liegendlager bestand aus verschiedener Beschaffenheit des Grafitschiefers in Bezug auf den Grafitgehalt. Gegen das Hangende ging der Grafit in grafitischen Gneis über, der im Tagbau durchwegs rostig verfärbt war. Die Glrafitschichten waren vermischt mit mürben Gneisschichten, Quarz und Putzen von ziemlich reinen Weichgrafit. Der Glühverlust betrug im Mittel 45 Prozent. Im Grafitlager fanden sich Kaolinstreifen und harte jaspisartige, weiße oder rote Einlagerungen. Es dürfte sich um ein Umwandlungsprodukt von Feldspatmugeln gehandelt haben, die

 

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Freischurf

Seite DIN A4 Querformat. Wurde gedreht.

 

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kaolinisiert und später verkieselt wurden. Es ist erwähnenswert, daß im Rohgrafit einzelne Korundkristalle vorkamen, allerdings sehr selten.

Der Bergbau in der Wegscheid war bis 1926 und dann von 196o bis zur Stillegung des Betriebes im Jahre 1968 im Gange. Die Lagerstätte ist mit Ausnahme einiger unzugänglicher Restpfeiler bis zur Adolfistollensohle abgebaut, unter dieser unverritzt. Ein wirtschaftlicher Abbau dieses Grubenteiles, der erst aufgeschlossen werden müßte, ist gegenwärtig nicht möglich.

Um dem Vorhaben der Bergbaubesitzer, den Umsatz des Unternehmens weitgehendst zu vergrößern, entsprechen zu können, war ein weiterer Aufschluß von Lagerstätten unbedingt notwendig. Es wurde deshalb am Nordhange des Trenningsberges, ungefähr 4o m über der an der Straße errichteten Aufbereitungsanlage, ein Stollen angeschlagen und damit eine neue Lagerstätte aufgeschlossen, das sogenannte Trenninglager. Dieses Grafitlager streicht im Mittel mit 315 Grad und fällt mit ungefähr 70 Grad nach NNO. Die Mächtigkeit des Lagers wechselte von 1 bis 8 m, kann aber im Mittel mit 3,5 m angenommen werden. Bei der Stollenlänge von 250 m bog das Lager stark nach links ab und hatte dann ein Ost-West Streichen, stellte sich steil auf und verlor sich bei etwa 350 m Stollenlänge durch eine Btörung. Gegen das Hangende ging der Grafit in Grafitschiefer über, der im Ausbeißenden rostig gefärbt war, in der Teufe sehr hart wurde und an welchem ein gebändeter Kalk (bekannt als Mühldorfer Marmor) anschloß. Das Liegende war glimmnerreicher Gneis. Hin und wieder traten sowohl im Hangenden als im Liegenden mit Quarzit durchzogene Gneisbänke auf, die das Grafitlager verquerten und verdrückten. Diese Gneisbänke waren jedoch von geringer Mächtigkeit.

Der Richardstollen war als Sohlstrecke in einer Länge von 350 m durchwegs im Grafit aufgefahren. Am Stolleneilde betrug die Überlagerung etwa ll0 m . Über dem Stollen wurden in flachen Abständen von jeweils etwa l0 m, sogenannte Laufstrecken getrieben und diese von 50 zu 50 Meter mit bis zutage reichenden Aufbrüchen verbunden ( siehe Grubenkarte ).

 

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Richard - Stolleneingang ( Mundloch )

Richard - Stolleneingang ( Mundloch )


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Diese Seite wurde am 20. November 2003 erstellt.