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1 1/2 Jahrhunderte
Grafitbergbau
in Mühldorf
von Ing. Alois Reifmüller

Teil 5 (Seite 16 bis Seite 18)


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Diese Aufbrüche dienten zur Wetterführung, zur Befahrung und vor allein zum Einbau der Sturzrollen, in denen das Hauwerk von den höheren Horizonten zur Sohlenstrecke (Richardstollen) gefördert wurde. Die Sturzrollen waren an ihren Enden mit sogenannten Füllschnauen versehen und das Hauwerk konnte durch diese nach Öffnung des Verschlußschubers direkt in die Grubenwagen ( Hunde ) abgezogen werden. Die Grubenhunde waren aus Holz mit einem Fassungsraum von 700 kg Rohgrafit und konnten auf Schienenbahn mit 500 mm Spurweite entlang das Gehänges einem Bremsberg zugeschoben und von dessen Fuß über hölzerne Zufahrsbrücke den Maschinen der Aufbereitungsanlage direkt zugeleitet werden.

Die Lagerstätte wurde in den ersten 15 Jahren ihrer Inbetriebnahme vollkommen aufgeschlossen und zum Abbau vorgerichtet. Erst dann wurde mit dem Abbau begonnen. Er erfolgte im streichenden Stoßbau mit Bergeversatz. Die Berge wurden in unmittelbarer Nähe der Aufbrüche gewonnen und durch die Sturzrollen in die Abbauräume gebracht. Durch diese Versatzbergewinnung wurde das Grafitlager am Ausbeißenden freigelegt, sodaß auch eine tagbaumäßige Gewinnung damit verbunden werden konnte.

Im Stollen

 

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Die Gewinnung des Rohgrafites erfolgte durch Sprengarbeit. Es kam durchwegs die maschinelle Bohrung mittels Bohrhämmer und Spiralbohrern zur Anwendung. Zum Ablauten und Zerkleinern des Hauwerkes waren auch Abbauhämmer im Betrieb. Zu diesen Zwecken war vor dem Mundloch des Richardstollen ein stationärer Luftdruckkompressor mit 3,6 m³ angesaugter Luftmenge in Betrieb und die Pressluft wurde durch Eisenrohre den einzelnen Arbeitsorten zugeleitet.

Die Wetterführung war durch den großen Höhenunterschied von der Sohle des Richardstollen und der Tagörterung der Aufbrüche eine natürliche, sodaß die Anwendung von Wettermaschinen nicht erforderlich war.

Der Wasseranfall war sehr gering und verursachte keinerlei Schwierigkeiten. Infolge der Zersetzung des Pyrites enthielten die Grubenwässer Eisensulphat in Lösung, waren deshalb stark sauer und von rasch zerstörenden Einwirkungen auf alle Eisenteile, vor allem auf die Grubenschienen. Das Gebirge in dieser Lagerstätte war äußerst standhaft und die meisten Strecken standen ohne Ausbau. Nur in den Abbauen wurde bei großer Mächtigkeit die Firste abgesichert (siehe Abbaubild). Beim Versetzen der Abbauräume mit Bergen (taubes Gestein) wurde das Ausbauholz zurückgewonnen.

Ungefähr 20 m vor dem Stollenmundloch wurde ein 8 m tiefer Schacht abgeteuft und zur Förderung ein elektrisch angetriebener Haspel aufgestellt, der in einem entsprechenden Fürderturm aus Holz untergebracht war. Das Lager wurde in diesem Unterbau auf eine Länge von 60 m ausgerichtet.

Alle aufgeschlossenen Grubenteile wurden abgebaut und der Betrieb des Trenningbaues ab 1960 eingestellt, sodaß die Lagerstätte nur noch in der Fortsetzung des Unterbaustollen und in weiterer Teufe unverritzt ist.

In den Kriegsjahren 1939 - 1945 wurde auch die Lagerstätte im Grubenmass "Aloisius" beschürft. Es wurde ein Stollen mit einer Länge von 120 m vorgetrieben, mit welchem die Lagerführung im 55. Meter angefahren wurde. Diese Lagerführung weitete sich beim 90-ten Stollenmeter zu einer 2 m mächtigen Grafitlinse.

 

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Die Linse hatte ein Streichen von 310º und ein Einfallen von 55º nach NNO. Im Streichen hielt die Linse 25 m an und der Grafit ging dann in einen etwa 6o cm mächtigen Grafitschiefer über, der einen Glühverlust von 36% hatte. Im Steinbruch, der etwa 6o m nordwestlich des Grafitaufschlusses zu sehen ist, beißt ein 90 cm mächtiger Grafitschiefer aus, dessen Glühverlust 40 % C beträgt. Erwähnenswert ist, daß in diesem Lager der körnige Kalk nicht wie bei den anderen Lagerstätten im Hangenden, sondern im Liegenden und der Gneis hingegen im Hangenden auffritt. Der Grafit dieser Lagerstätte ist kleinflinzig, kalk- und pyritarm und von mittlerer Härte. Bei der Vermessung des Stollen und des zutage getriebenen Aufbruches ergab sich, daß das Grubenmass "Aloisius" im Jahre 1832 schlecht gelagert wurde, sodaß die nunmehr aufgeschlossene Grafitlinse sich außerhalb des Grubenmasses befand. Um das Vorkommen abbauen zu können, mußten neue Grubenmasse verliehen werden. Es waren dies die Grubenmasse "Lindberg I und II" . Bei Einstellung des gesamten Betriebes wurde der Stollen bis zu seiner Standfestigkeit und großer Überlagerung verstürzt. Die Erstreckung des Lindberglagers ist zwar kilometerweit durch Bodenverfärbung angedeutet, zeigt jedoch erst auf der Höhe des Wolfsbühels ( 65o m ) am Lindberg eine abbauwürdige Mächtigkeit. Diese Grafitlinse wurde soweit beschürft, daß ein Grubenmass und zwar das "Antoni"-Mass verliehen werden konnte. Zu einem Abbau ist es nicht mehr gekommen und das Grubenmass befindet sich jetzt im Besitze der Bergbau- und Mineralgesellschaft in Wien.

Das nordwestlich der Lagerstätte in der Wegscheid, etwa 1,5 km entlang der Straße nach Amstall gelegene Grubenmass "Francisci" wurde ebenfalls aufgeschlossen. Da die bei der Belehnung erwähnten Aufschlüsse nicht mehr vorhanden waren, wurde beim Hause Trandorf Nr. in dem westlich davon liegenden Steinbruch ein Stollen angesetzt und 8m vorgetrieben. In flachem Abstand von 6 m über der Sohlstrecke wurde eine Laufstrecke aufgefahren und am Ende dieser Strecke, die das Ende des Grafitlagers erreicht hatte, ein Aufbruch zutage getrieben. Die Überlagerung von der Grundstrecke zur Aufbruchörterung beträgt 30 Meter. Die obere Lagerpartie wurde tagbaumäßig abgebaut. Etwa 18 m über der Sohlstrecke ist das Lager unverritzt. Die Bergbauberechtigung besitzt die Bergbau- und Mineralgesellschaft, Wien.



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Diese Seite wurde am 20. November 2003 erstellt.