Grafitbergbau in Mühldorf von Ing. Alois Reifmüller |
Diese Aufbrüche dienten zur Wetterführung, zur Befahrung und
vor allein zum Einbau der Sturzrollen, in denen das Hauwerk
von den höheren Horizonten zur Sohlenstrecke (Richardstollen)
gefördert wurde. Die Sturzrollen waren an ihren Enden mit
sogenannten Füllschnauen versehen und das Hauwerk konnte durch
diese nach Öffnung des Verschlußschubers direkt in die Grubenwagen
( Hunde ) abgezogen werden. Die Grubenhunde waren aus
Holz mit einem Fassungsraum von 700 kg Rohgrafit und konnten auf
Schienenbahn mit 500 mm Spurweite entlang das Gehänges
einem Bremsberg zugeschoben und von dessen Fuß über
hölzerne Zufahrsbrücke den Maschinen der Aufbereitungsanlage
direkt zugeleitet werden. |
Die Gewinnung des Rohgrafites erfolgte durch Sprengarbeit. Es
kam durchwegs die maschinelle Bohrung mittels Bohrhämmer und
Spiralbohrern zur Anwendung. Zum Ablauten und Zerkleinern des
Hauwerkes waren auch Abbauhämmer im Betrieb. Zu diesen Zwecken
war vor dem Mundloch des Richardstollen ein stationärer
Luftdruckkompressor mit 3,6 m³ angesaugter Luftmenge in Betrieb
und die Pressluft wurde durch Eisenrohre den einzelnen
Arbeitsorten zugeleitet. |
Die Linse hatte ein Streichen von 310º und ein Einfallen von 55º nach
NNO. Im
Streichen hielt die Linse 25 m an und der Grafit ging dann in einen etwa 6o
cm
mächtigen Grafitschiefer über, der einen Glühverlust von 36% hatte. Im
Steinbruch, der etwa 6o m nordwestlich des Grafitaufschlusses zu sehen ist,
beißt
ein 90 cm mächtiger Grafitschiefer aus, dessen Glühverlust 40 % C beträgt.
Erwähnenswert ist, daß in diesem Lager der körnige Kalk nicht wie bei den
anderen
Lagerstätten im Hangenden, sondern im Liegenden und der Gneis hingegen im
Hangenden auffritt. Der Grafit dieser Lagerstätte ist kleinflinzig, kalk- und
pyritarm und von mittlerer Härte. Bei der Vermessung des Stollen und des
zutage
getriebenen Aufbruches ergab sich, daß das Grubenmass "Aloisius" im Jahre
1832
schlecht gelagert wurde, sodaß die nunmehr aufgeschlossene Grafitlinse sich
außerhalb des Grubenmasses befand. Um das Vorkommen abbauen zu können,
mußten
neue Grubenmasse verliehen werden. Es waren dies die Grubenmasse "Lindberg
I und
II" . Bei Einstellung des gesamten Betriebes wurde der Stollen bis zu seiner
Standfestigkeit und großer Überlagerung verstürzt. Die Erstreckung des
Lindberglagers ist zwar kilometerweit durch Bodenverfärbung angedeutet,
zeigt
jedoch erst auf der Höhe des Wolfsbühels ( 65o m ) am Lindberg eine
abbauwürdige
Mächtigkeit. Diese Grafitlinse wurde soweit beschürft, daß ein Grubenmass
und
zwar das "Antoni"-Mass verliehen werden konnte. Zu einem Abbau ist es nicht
mehr
gekommen und das Grubenmass befindet sich jetzt im Besitze der Bergbau- und
Mineralgesellschaft in Wien. |