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1 1/2 Jahrhunderte
Grafitbergbau
in Mühldorf
von Ing. Alois Reifmüller

Teil 6 (Seite 19 bis Seite 23)


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Lageplan
Lageplan der Raffinerie-Anlage
M 1:1000

 

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Die Erzeugung von Raffinadegrafit

Da die Weichgrafite, wie bereits erwähnt, zur Gänze abgebaut waren und die anstehenden Rohgrafite aller bekannten und in Besitz der Firma befindlichen Lagerstätten h a r t waren, war die Raffinierung dieser Grafite die Voraussetzung für ihre Verwendbarkeit. In der Erkenntnis, daß mit den bestehenden Einrichtungen eine rationelie Betriebsführung und die Erzeugung eines marktfähigen Produktes und außerdem eine Kapazitätssteigerung nicht möglich war, wurde bereits in den Jahren 1920/21 mit dem Umbau der Aufbereitungsanlage (Raffinerie) hegonnen. Vor allem wurde ein Dieselaggregat mit einer Leistung von 25 PS aufgestellt. Die Pochwerke wurden durch zwei kleinere Kollergänge ersetzt, die Absetzkästen wurden vergrößert und zwei Kammerfilterpressen mit Holzrahmen besorgten die teilweise Entwässerung des Grafitschlammes. Der Trockenherd und der Schornstein wurden abgetragen und an deren Stelle ein Gebäude errichtet, in welchem die Filterpressen und die Schlammdruckpumpen (Membranpumpen) aufgestellt wurden. Zur Trocknung der aus der Filteranlage kommenden Grafitkuchens wurde ein ebenerdiges Lufttrockenhaus errichtet und in Betrieb genommen. Entlang der Landesstraße Mühldorf-Trandorf wurde das bestehende Gebäude umgebaut und vergrößert und darin die Komprimiermaschinen zur Herstellung von Ofenschwärze-Granaten und Tabletten montiert.

Zum Antrieb dieser Maschinen und Einrichtungen reichte die Leistung der eigenen Dieselanlage nicht aus. Aus diesem Grunde wurde mit dem mittlerweile errichteten E-Werk der Elektrizitäts-Gen. Mühldorf ein Stromlieferübereinkommen abgeschlossen und der Betrieb bezog Kraftstrom aus dem Leitungsnetz des obigen E-Werkes. Es ergaben sich aber trotzdem immer noch Schwierigkeiten im Kraftbedarf insoferne, als das E-Werk der Elektrizitätsgenossenschaft nicht leistungsfähig genug war, um der von ihr übernommenen Lieferverpflichtung in der Höhe von 9 KW jederzeit nachzukommen. In den Spitzzeiten des Strombedarfes kam es daher wiederholt zu Betriebsstörungen, weil die Stromspannung derart sank, daß die Motore einfach den Dienst aufsagten. Für die Weiterentwicklung des Unternehmens war daher die Schaffung einer verlässlichen Stromquelle von eminenter Bedeutung.

 

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Es ist daher begreiflich, daß sich die damalige Betriebsleitung mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln für das Zustandekommen des Planes der Übernahme des Mühldorfer E-Werkes durch die Erlaufkraftwerke Melk - St.Pölten einsetzte.

Im Jahre 1928 war es dann soweit. Durch den nunmehr möglichen Bau und die Aufstellung eines eigenen Transformators mit einer Leistung von 150 KVA war dem Betrieb die Möglichkeit des weitgehenden Umbaues gegeben und dies ist zum größten Teil in den Jahren 1928/29 auch tatsächlich geschehen.

Im folgenden soll nun aufgezeigt werden, wie der Aufbereitungsbetrieb nach seinem Umbau arbeitete. (siehe Schema des technologischen Prozesses).

Die Aufbereitung des Grafites begann im allgemeinen bereits bei der Gewinnung in der Grube und zwar derart, daß das Hauwerk der Qualität nach ausgehalten und von den tauben Einlagerungen getrennt wurde. Diese Trennung war begreiflicherweise nicht von ausschlaggebender Bedeutung, weil der Grafit mit seinem Begleitgestein fest verwachsen war. Die Trennung in der Grube mußte sich deshalb auf die Aushaltung tauber Mittel und Einlagerungen beschränken.

Die Verwendung des Grafites ist in erster Linie durch seine Feuerbeständigkeit gegeben. Da die in Gebrauch kommenden Grafite aber nicht chemisch rein sind, sondern Beimengungen von Kieselsäure, Tonerde, Kalk, Pyrit u.a. enthalten, ist seine Brauchbarkeit besonders in der Gießereiindustrie nicht so sehr vom Grafit allein, sondern auch von seinen Begleitern abhängig. Die unangenehmsten Begleiter sind der Pyrit und der Kalk. Der Pyrit deshalb, weil er wenig feuerfest ist und bei seiner Verbrennung Schwefeldioxyd entsteht,das blähend wirkt und in die Metallschmelze eindringt. Dasselbe Bild ergibt sich bei den Karbonaden, da auch diese während des Gusses unter Abgabe von Kohlensäure verbrennen. Die Feuerfestigkeit und damit die Güte des Gießereigrafites hängt deshalb nicht ausschließlich vom C-Gehalt allein ab, sondern auch von der Schwerverbrennbarkeit seiner Asche. Die Beurteilung des Gießereigrafites auf seine Eignung durch den C-Gehalt allein ist daher nur bei der gleichen Grafitart möglich.

 

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Schema des Prozesses
Schema des technologischen Prozesses

Auf der Zeichnung angegeben 11. 2. 1954

 

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Im Jahre 1927 wurde die Ofenschwärzeerzeugung eingestellt und die Komprimiermaschinen wurden nach Rumänien verkauft. Sie kamen dort zur Aufstellung und die Mühldorfer Werke, die seit dem Jahre 1925 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurden, lieferten den zur Erzeugung von Ofenschwärze benötigten granulierten Grafit.

In den Aufbereitungsanlagen der Mühldorfer Grafit - Bergbau A.G. wurden geschlämmte Raffinadegrafite erzeugt, die vielfachen Verwandungszwecken dienten, jedoch hauptsächlich in den Gießereibetrieben verarbeitet wurden. Nachstehende Zusammenstellung einen Überblick über die Qualität und Eignung der erzeugten Raffinadegrafite :



Sorte: Marke:     Charakter: Hauptsächliche Eignung und Verwendung:
Raffinade-GRAFIT in Stücken PR allerfeinst geschlämmt, weich Gewöhnliche Bleistifte, Farbzwecke, feinste Gießereizwecke, Stahlguss, Schießpulverfabrikation.
MR feinst geschlämmt, weich Feine Gießereizwecke, zum Anstreichen von Eisengußwaren.
MR II fein geschlämmt Gewöhnliche Gießereizwecke, Schalenguß, zum Ausschmieren der Coquillen, Rohguß.
Raffinade-Mehl PRM
MRM
MRM II
Feinmehle der Stückraffinaden Kernschwärze, mit Ölfirnis getränkt als Anstrichfarbe, stauben von Gußformen, Gebläseschmiere u.a.m.
Schlämmerei-Abgänge ( Abfälle ) MA I-II griffig Hüttenmännische Zwecke, Glasfabrikation.


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Diese Seite wurde am 20. November 2003 erstellt.