Katholische Aktionen

r. k. Predigt zum Sonntag der Barmherzigkeit

Gehalten am 19. April 2009 von Pfarrer Richard Staudigel, St. Martin Nürnberg / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr B:
 
Evangelium:    Joh 20, 19-31
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:
 
Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Wir feiern heute den Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit.
 
Papst Johannes Paul II. hat im Jahr 2000 dieses Fest für die ganze Kirche eingeführt gleichzeitig mit der Heiligsprechung der polnischen Ordensfrau, Schwester Faustina Kowalska. Diese Schwester hatte während ihres kurzen Lebens immer wieder Offenbarungen von Jesus. Ihre Visionen und Auditionen gehören kirchenrechtlich zu den sogenannten Privatoffenbarungen. Sie wurden von der Kirche beim Heiligsprechungsgprozess gründlich geprüft und als übernatürlich anerkannt. Privatoffenbarungen können die Offenbarung Jesu weder verbessern noch können sie neue Inhalte erbringen. Aber die von der Kirche anerkannten Privatoffenbarungen bieten wichtige Lebenshilfen für die Umsetzung des Evangeliums in eine bestimmte Zeit. Deshalb soll jeder Gläubige überprüfen, ob diese Offenbarungen für ihn von Bedeutung sind.
 
Karl Rahner schreibt zu diesem Thema (LthuK, 1986): Die Kirche bedarf der Privatoffenbarungen, denn diese sind nicht aufzufassen – wo sie eine kirchliche Sendung beanspruchen – als Verbesserungen oder Ergänzungen der endgültigen Offenbarung in Christus (was unmöglich und widersinnig ist ... ); aber das je neue situationsgerechte Handeln der Kirche ... setzt eine Entscheidung voraus, die nicht einfach von diesem Evangelium abgeleitet werden kann.
 
Der Blick in die Kirchengeschichte zeigt, dass es solche – kirchlich anerkannte – Privatoffenbarungen immer wieder gegeben hat. Im Mittelalter hat Jesus die hl. Gertrud von Helfta zum ersten Mal auf sein Herz als Sitz seiner Barmherzigkeit verwiesen. Der hl. Maria Margareta von Alacoque wurde die Verehrung des Herzens Jesu als ein Angebot der Barmherzigkeit Gottes für jeden Menschen geoffenbart. Auch bei den Erscheinungen von Fatima ist die Barmherzigkeit ein Thema. Denn dem Rosenkranz soll auf Wunsch Mariens ein kurzes Gebet eingefügt werden: „für die Seelen, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen“.
 
Bei Sr. Faustina hat diese Botschaft von der Barmherzigkeit ein ganz besonderes Gewicht. Bei der Barmherzigkeit geht es um die innerste Wirklichkeit Gottes. Im Lateinischen heisst Barmherzigkeit „misericordia“, das ist: miseri-cor-dare oder auf deutsch: dem Elenden sein Herz geben. Herz aber meint die innerste Mitte der Person. Wir dürfen also bei dieser Offenbarung gewissermaßen Gott ins Herz schauen.
 
Die Worte Jesu sind klar und eindeutig; sie betreffen meist die Situation des Menschen vor Gott. Unüberhörbar ist die Sehnsucht und Sorge Jesu um das ewige Heil der Menschen. Ehe ER die Welt nach der Gerechtigkeit richtet, will er den Menschen in seiner Barmherzigkeit begegnen. Das ist vom Inhalt her schon im Johannesevangelium zu lesen: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt,dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“
 
Neu aber ist die Dringlichkeit und Intensität mit der Jesu zum Gebet für die Sünder auffordert.
 
Vielleicht ist in den Worten Jesu an Sr. Faustina für unsere Ohren zu oft von Sünde und Sünder die Rede. Aber wenn Gott etwas zuwider ist, dann ist es die Sünde. Sie widerspricht seiner Heiligkeit im Innersten. Sünde ist alles, was seinem Gebot der Liebe zu Gott, zum Nächsten und zu sich selbst widerspricht. Gott verabscheut die Sünde, aber er liebt die Sünder.
 
Er will die Menschen in Ewigkeit um sich versammeln. Er kann das aber nicht gegen unseren Willen tun. Der Weg der Barmherzigkeit ist der Weg zum ewigen Leben.
 
Er geht über das Sakrament der Beichte, wo ich mich mit Gott versöhnen lasse, und das Sakrament der Eucharistie. Das deuten auch die beiden Strahlen an, die nach dem Bild, das nach Jesu Weisung gemalt wurde, aus der Seitenwunde Jesu hervortreten: Wasser und Blut: Wasser als Rechtfertigung durch den Empfang der Taufe (und die mühselige Erneuerung der Taufgnade: Busse), das Blut für das Leben der Seele in der Eucharistie.
 
Doch hören wir einige Worte, die Jesus zu Sr. Faustina gesagt hat: Einmal, nach der hl. Kommunion hörte sie: „Ich bin der Herrscher in meiner Wesenheit und kenne weder Befehle noch Bedürfnisse. Wenn ich Geschöpfe ins Leben rufe, so geschieht es durch meine grenzenlose Barmherzigkeit.“ Das bedeutet: Gott fehlt nichts. Er hat keine Bedürnisse. Aber alles was er ins Leben ruft kommt aus seiner grenzenlosen Barmherzigkeit. Das muss doch Konsequenzen haben für meinen Umgang mit der Schöpfung und mit meinen Mitmenschen.
 
Weil Gott Ja sagt zu mir, kann ich JA sagen zu mir selbst, so wie ich bin: dieser ringende, kämpfende Mensch mit meinen Grenzen. Deshalb kann ich Nächstenliebe üben. „Seelen wie deine suche und verlange ich“ – demütig, das heißt, den Mut haben zu mir selbst zu stehen, wahrhaftig auch im Hinblick auf meine Schwächen und deshalb nicht stolz. „Meine Liebe und Barmherzigkeit kennt keine Grenzen“; Wie aber kann ich diese finden? Seit der Menschwerdung des Sohnes Gottes ist seine Gnade in der Regel gebunden an sichtbare Zeichen (Sakramente). Dadurch erhalte ich auch Sicherheit: zum Beispiel Beichte: Deine Sünden sind dir vergeben. Taufe: Wasser und Deuteworte.
 
Um die göttliche Barmherzigkeit zu ehren und sie anzunehmen, hat Jesus uns folgende Möglichkeiten gegeben: Das Fest der göttlichen Barmherzigkeit das mit einer Novene vorbereitet wird; den Barmherzigkeitsrosenkranz; die neunte Stunde des Tages (15.00 Uhr); das barmherzige Wort und die barmherzige Tat. Am Fest der göttlichen Barmherzigkeit erhält Sr. Faustina die Weisung: „Schau in den Abgrund meiner Barmherzigkeit und erweise ihr Lob und Ehre. Sammle an diesem Tag alle Sünder der ganzen Welt und tauche sie in den Abgrund meiner Barmherzigkeit. Ich will mich den Seelen hingeben. Mich verlangt nach Seelen. Durchstreife die Welt und bringe alle ohnmächtigen Seelen zur Quelle der Barmherzigkeit. Ich werde sie heilen und stärken.“
 
Zum Festtag der göttlichen Barmherzigkeit sagt Jesus: „Dieser Tag ist die Zuflucht und der Unterschlupf aller Seelen, besonders der Sünder. Das Innere meiner Barmherzigkeit ist geöffnet. Dem, der sich an diesem Tag der Quelle meiner Barmherzigkeit nähert, stehen alle Schleusen Gottes offen“. „Meine Barmherzigkeit ist so groß, dass sie in alle Ewigkeit nicht ergründet werden kann“. „Trotz meines bitteren Leidens gehen Seelen verloren. Ich gebe ihnen den letzten Rettungsanker, den jeder ergreifen kann". „Die Menschheit wird keinen Frieden finden, wenn sie sich nicht der Quelle meiner Barmherzigkeit zuwendet. Der furchtbare Tag meiner Gerechtigkeit ist nahe, aber vorher will ich als König der Barmherzigkeit kommen.“
 
Wenn wir Jesus wirklich lieben, dann versuchen wir mit aller Kraft seine Sehnsucht zu erfüllen: dass alle Menschen gerettet werden. Er verlangt nichts Übermenschliches von uns: „Ich benötige ein mit Liebe erfülltes Opfer“.
 
Dabei ist das Tun in Liebe das Entscheidende, nicht mein Gefühl der Liebe.


 
zur Home Page       zu den Katholischen Aktionen       zur Predigtauswahl

zu St. Martin auf unserer Seite


Copyright © Richard Staudigel. All rights reserved.
Diese Seite wurde am 19. April 2009 von Familie Wimmer erstellt.