Liebe Schwestern und Brüder! |
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Wir feiern heute den Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit. |
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Papst Johannes
Paul II. hat im Jahr 2000 dieses Fest für die ganze Kirche eingeführt gleichzeitig mit der
Heiligsprechung der polnischen Ordensfrau, Schwester Faustina Kowalska. Diese
Schwester hatte während ihres kurzen Lebens immer wieder Offenbarungen von Jesus.
Ihre Visionen und Auditionen gehören kirchenrechtlich zu den sogenannten Privatoffenbarungen.
Sie wurden von der Kirche beim Heiligsprechungsgprozess gründlich geprüft und als
übernatürlich anerkannt. Privatoffenbarungen können die Offenbarung Jesu weder verbessern noch können sie neue Inhalte erbringen. Aber die von der Kirche anerkannten
Privatoffenbarungen bieten wichtige Lebenshilfen für die Umsetzung des Evangeliums in
eine bestimmte Zeit. Deshalb soll jeder Gläubige überprüfen, ob diese Offenbarungen
für ihn von Bedeutung sind. |
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Karl Rahner schreibt zu diesem Thema (LthuK, 1986): Die
Kirche bedarf der Privatoffenbarungen, denn diese sind nicht aufzufassen – wo sie eine
kirchliche Sendung beanspruchen – als Verbesserungen oder Ergänzungen der endgültigen Offenbarung in Christus (was unmöglich und widersinnig ist ... ); aber das je
neue situationsgerechte Handeln der Kirche ... setzt eine Entscheidung voraus, die nicht
einfach von diesem Evangelium abgeleitet werden kann. |
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Der Blick in die Kirchengeschichte zeigt, dass es solche – kirchlich anerkannte – Privatoffenbarungen immer wieder gegeben hat. Im Mittelalter hat Jesus die hl. Gertrud von
Helfta zum ersten Mal auf sein Herz als Sitz seiner Barmherzigkeit verwiesen. Der hl.
Maria Margareta von Alacoque wurde die Verehrung des Herzens Jesu als ein Angebot
der Barmherzigkeit Gottes für jeden Menschen geoffenbart. Auch bei den Erscheinungen von Fatima ist die Barmherzigkeit ein Thema. Denn dem Rosenkranz soll auf
Wunsch Mariens ein kurzes Gebet eingefügt werden: „für die Seelen, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen“. |
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Bei Sr. Faustina hat diese Botschaft von der Barmherzigkeit ein ganz besonderes Gewicht. Bei der Barmherzigkeit geht es um die innerste
Wirklichkeit Gottes. Im Lateinischen heisst Barmherzigkeit „misericordia“, das ist: miseri-cor-dare oder auf deutsch: dem Elenden sein Herz geben. Herz aber meint die innerste Mitte der Person. Wir dürfen also bei dieser Offenbarung gewissermaßen Gott ins Herz
schauen. |
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Die Worte Jesu sind klar und eindeutig; sie betreffen meist die Situation des
Menschen vor Gott. Unüberhörbar ist die Sehnsucht und Sorge Jesu um das ewige Heil
der Menschen. Ehe ER die Welt nach der Gerechtigkeit richtet, will er den Menschen in
seiner Barmherzigkeit begegnen. Das ist vom Inhalt her schon im Johannesevangelium
zu lesen: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt,dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der an ihn glaubt nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“ |
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Neu
aber ist die Dringlichkeit und Intensität mit der Jesu zum Gebet für die Sünder auffordert. |
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Vielleicht ist in den Worten Jesu an Sr. Faustina für unsere Ohren zu oft von Sünde und Sünder die Rede. Aber wenn Gott etwas zuwider ist, dann ist es die Sünde.
Sie widerspricht seiner Heiligkeit im Innersten. Sünde ist alles, was seinem Gebot der
Liebe zu Gott, zum Nächsten und zu sich selbst widerspricht. Gott verabscheut die Sünde, aber er liebt die Sünder. |
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Er will die Menschen in Ewigkeit um sich versammeln. Er
kann das aber nicht gegen unseren Willen tun. Der Weg der Barmherzigkeit ist der Weg
zum ewigen Leben. |
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Er geht über das Sakrament der Beichte, wo ich mich mit Gott versöhnen lasse, und das Sakrament der Eucharistie. Das deuten auch die beiden Strahlen
an, die nach dem Bild, das nach Jesu Weisung gemalt wurde, aus der Seitenwunde
Jesu hervortreten: Wasser und Blut: Wasser als Rechtfertigung durch den Empfang der
Taufe (und die mühselige Erneuerung der Taufgnade: Busse), das Blut für das Leben
der Seele in der Eucharistie. |
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Doch hören wir einige Worte, die Jesus zu Sr. Faustina
gesagt hat: Einmal, nach der hl. Kommunion hörte sie: „Ich bin der Herrscher in meiner
Wesenheit und kenne weder Befehle noch Bedürfnisse. Wenn ich Geschöpfe ins Leben
rufe, so geschieht es durch meine grenzenlose Barmherzigkeit.“ Das bedeutet: Gott
fehlt nichts. Er hat keine Bedürnisse. Aber alles was er ins Leben ruft kommt aus seiner
grenzenlosen Barmherzigkeit. Das muss doch Konsequenzen haben für meinen Umgang mit der Schöpfung und mit meinen Mitmenschen. |
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Weil Gott Ja sagt zu mir, kann
ich JA sagen zu mir selbst, so wie ich bin: dieser ringende, kämpfende Mensch mit
meinen Grenzen. Deshalb kann ich Nächstenliebe üben. „Seelen wie deine suche und
verlange ich“ – demütig, das heißt, den Mut haben zu mir selbst zu stehen, wahrhaftig auch im
Hinblick auf meine Schwächen und deshalb nicht stolz. „Meine Liebe und Barmherzigkeit
kennt keine Grenzen“; Wie aber kann ich diese finden? Seit der Menschwerdung des
Sohnes Gottes ist seine Gnade in der Regel gebunden an sichtbare Zeichen (Sakramente). Dadurch erhalte ich auch Sicherheit: zum Beispiel Beichte: Deine Sünden sind dir vergeben. Taufe: Wasser und Deuteworte. |
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Um die göttliche Barmherzigkeit zu ehren und sie
anzunehmen, hat Jesus uns folgende Möglichkeiten gegeben: Das Fest der göttlichen Barmherzigkeit das mit einer Novene vorbereitet wird; den Barmherzigkeitsrosenkranz; die neunte Stunde des Tages (15.00 Uhr); das barmherzige Wort und die barmherzige Tat. Am Fest der göttlichen Barmherzigkeit erhält Sr. Faustina die Weisung:
„Schau in den Abgrund meiner Barmherzigkeit und erweise ihr Lob und Ehre. Sammle
an diesem Tag alle Sünder der ganzen Welt und tauche sie in den Abgrund meiner
Barmherzigkeit. Ich will mich den Seelen hingeben. Mich verlangt nach Seelen. Durchstreife die Welt und bringe alle ohnmächtigen Seelen zur Quelle der Barmherzigkeit. Ich
werde sie heilen und stärken.“ |
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Zum Festtag der göttlichen Barmherzigkeit sagt Jesus:
„Dieser Tag ist die Zuflucht und der Unterschlupf aller Seelen, besonders der Sünder.
Das Innere meiner Barmherzigkeit ist geöffnet. Dem, der sich an diesem Tag der Quelle
meiner Barmherzigkeit nähert, stehen alle Schleusen Gottes offen“. „Meine Barmherzigkeit ist so groß, dass sie in alle Ewigkeit nicht ergründet werden kann“. „Trotz meines
bitteren Leidens gehen Seelen verloren. Ich gebe ihnen den letzten Rettungsanker, den jeder ergreifen kann". „Die Menschheit wird keinen Frieden finden, wenn sie sich nicht
der Quelle meiner Barmherzigkeit zuwendet. Der furchtbare Tag meiner Gerechtigkeit ist
nahe, aber vorher will ich als König der Barmherzigkeit kommen.“ |
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Wenn wir Jesus wirklich lieben, dann versuchen wir mit aller Kraft seine Sehnsucht zu erfüllen: dass alle Menschen gerettet werden. Er verlangt nichts Übermenschliches von
uns: „Ich benötige ein mit Liebe erfülltes Opfer“. |
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Dabei ist das Tun in Liebe das Entscheidende, nicht mein Gefühl der Liebe. |
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