Katholische Aktionen

r. k. Predigt zum 25. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 20. September 2009 von Pfarrer Richard Staudigel, St. Martin Nürnberg / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr B:
 
Evangelium:    Mk 9, 30-37
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:    Wer der Erste sein will, soll der Letzte sein von allen und der Diener aller sein.
 
Predigt zur 2. Lesung  (Jak 3, 16-4,3)
und zum Evangelium
  (Mk 9, 30-37)

 
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen.
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Wir kennen das Schicksal Jesu. Wir wissen, rückblickend, dass er mit diesen Worten seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung ankündigt. Wir wissen um seinen schrecklichen Tod und glauben an seine hoffnungsvolle Auferweckung.
 
Aber verstehen wir? Verstehen wir den Sinn der Worte Jesu?
 
Die Jünger verstanden den Sinn seiner Worte nicht. Wahrscheinlich geht es uns nicht viel anders, – weil diese Worte nicht so einfach zu verstehen sind, damals wie heute.
 
Jesus, der Hoffnungsträger, die Rettung so vieler Kranker und Leidender, Verzweifelter und Gescheiterter ja sogar Toter – die Jünger hatten das alles ja auf dem Weg mit ihm erlebt – redet vom Leiden-Müssen und Sterben. Das will ihnen nicht in den Kopf. Sie haben ganz andere Sorgen, die sie beschäftigen und über die sie miteinander reden.
 
In Kafarnaum angekommen, fragt Jesus sie, worüber sie auf dem Weg miteinander gesprochen haben. Sie schweigen. Doch Jesus kennt sie. Und ihr Thema ist ein nur allzu menschliches Thema: Rang und Ehre.
 
Kaum sind mehr Menschen als einer zusammen, dann geht es, offen oder versteckt darum: Wer ist der Größte, ∼ hat Vor-rang, ∼ leistet mehr? Und die Reaktion Jesu: Wie ein Rabbi damals setzt sich Jesus auf den Lehrstuhl und ruft die Zwölf zu sich, um sie zu belehren. „Wer der Erste sein will, soll der Letzte sein von allen und der Diener aller sein.“
 
Jesus stellt damit dem, was die Menschen wollen, – ihren Rangstreitigkeiten, ihrem Prestigedenken, dem worüber die Jünger unterwegs gesprochen hatten, das gegenüber, was Gott will. Wenn jemand der Erste sein will, werde er der Letzte von allen und der Diener aller.
 
Gott selbst hat so gehandelt. Er gibt seinen eigenen Sohn den Menschen preis, und der Sohn erfüllt diesen Dienst Gottes an den Menschen mit seinem eigenen Leben. Dieses Dienen Gottes geht allem Dienen der Menschen voraus.
 
Gott wollte und braucht Menschen, die wie er bereit sind zum Dienst. Denn das Dienen ist Gottes Weg. Gott selbst dient zuerst. Und auf diesen Dienst-Weg ruft nicht irgend jemand. Der Ruf kommt von dem, der nicht kam, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele. Ungeschützt setzt er sich den Menschen aus, ihrem Hass und ihrer tödlichen Gewalt. Willig lässt er sich am Kreuz zum Letzten, zum Niedrigsten, zum Diener von allen und zum Diener an allen machen.
 
Er hatte bei Gott alles, und doch lässt sich der Menschensohn von Gott preisgeben und den Menschen ausliefern. Und deshalb hat ihn Gott erhöht zum Ersten, zum Herrn, dem die Zukunft dieser Erde gehören soll. „Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen gegeben, der größer ist als alle Namen“, so singt eines der ältesten christlichen Lieder (Phil).
 
Und damit weder die Jünger damals, noch wir heute meinen, zu weit gehen zu müssen, stellt Jesus ein Kind in ihre Mitte. Er greift nicht weit und auch nicht hoch: Er streckt seine Hand aus nach einem Kind, das da einfach herumstand, vielleicht ein bisschen verloren in dieser Männergesellschaft.
 
Es geht Jesus nicht um das Spektakuläre, nicht um das Medienwirksame. Es geht um den Griff nach dem Nächstliegenden, es geht um die Aufmerksamkeit für den Nächststehenden, es geht um die Dienstbereitschaft im Täglichen und Gewöhnlichen. Mit dem Beachten schon beginnt das Dienen, und mit dem Achtgeben darauf, dass da auch noch ein kleiner Mensch ist, ein Kind oder auch ein Kleiner im Sinne der Grossen dieser Welt. Nicht von oben herab, sondern heruntersteigen vom hohen Ross, und dem anderen meine Aufmerksamkeit schenken, darum geht es.
 
Bei unserem Pfarrpatron St. Martin war das ein Bettler, bei Mutter Teresa von Kalkutta ein Sterbender, wer ist es bei dir und mir? „Wer ein solches Kind aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern auch den, der mich gesandt hat.“
 
Wer zu solchem Dienen findet, der nimmt den Herrn auf und den, der zuerst und vor allem dient: Gott selbst.
 

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Diese Seite wurde am 18. Oktober 2009 von Familie Wimmer erstellt
und am 2. Januar 2010 zuletzt bearbeitet.