Katholische Aktionen

r. k. Predigt zum Erntedank am 27. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 4. Oktober 2009 von Pfarrer Richard Staudigel, St. Martin Nürnberg / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr B:
 
Evangelium:    Mk 10, 2-16 oder Mk 10, 2-12
Externer Link zum entsprechenden Sonntag des Lesejahres mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:    Erntedank
Unser Leben ist ein Geschenk.
 
Abweichend vom Lesejahr in der Pfarrei St. Martin Lesung und Evangelium zum Erntedank.
 
Lesung:    1 Kor 3,6-11      Externe Links zu den jeweiligen Stellen der Bibel im virtuellen Theologischer Leseraum der „Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Innsbruck“ (Österreich).
Evangelium:    Mk 4,26-29
 
Im Anhang finden Sie GEISTLICHER IMPULS womit komme ich.

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Dass Jesus großartig erzählen konnte, ist bekannt. Seine Gleichnisse zählen zur Weltliteratur. Mit ein paar Sätzen bringt er anhand ganz einfacher Vergleiche die kompliziertesten Zusammenänge auf den Punkt. Dabei gelingt es ihm, seine Zuhörer so in die Erzählung zu verwickeln, dass sie sich selbst darin wiederfinden. So ist es auch mit dem Gleichnis des heutigen Evangeliums. Es sind nur wenige Sätze, aber sie enthalten eine unerhörte Aussage:
 
Da war die Rede vom Reich Gottes. Immer wieder hat Jesus davon gesprochen. Wie sollen wir uns das Reich Gottes vorstellen? Wo können wir jetzt schon etwas vom Wirken Gottes sehen? Wenn das alles so großartig sein soll, wo ist davon jetzt schon etwas zu merken? So oder so ähnlich könnten die Menschen damals Jesu gefragt haben. Jesus antwortet mit einem Gleichnis. Er greift zurück auf Erfahrungen, welche die Menschen mit der Natur machen. Er bezieht sich auf Vorgänge rund um die Aussaat.
 
Und was sagt er damit: Es braucht gar keine große Anstrengung und schon gar keine besondere Leistung des Menschen. Der Mensch kann das Kommen des Reiches Gottes nicht selbst bestimmen oder gar durch eine christliche Revolution herbeiführen. Nein! Gott nimmt seine Herrschaft selbst in die Hand. Sie kommt, wörtlich übersetzt, automatisch, ohne jedes Zutun des Menschen. Die Zuhörer damals werden zugestimmt haben: Ja, so ist es bei den Gewächsen. Das Wachstum kann nicht wesentlich beschleunigt werden. Und jeder unter uns, der eine Ahnung von Garten oder Landwirtschaft hat, weiss es auch: Letztlich ist es ein Geschenk,dass alles so wächst und gedeiht. Die größten Anstrengungen der Menschen bewirken kaum etwas, wenn z.B. das Wetter nicht mitspielt. Die überraschende Schlussfolgerung Jesu: Genau so ist es mit dem Wirken Gottes.
 
„Von selbst bringt die Erde die Frucht hervor“ – und von selbst bricht die Herrschaft Gottes an. Mehr noch: Diese Herrschaft Gottes ist schon angebrochen.
 
Sie ist schon da. Gott wirkt: „Wo zwei oder drei ...“.
 
Wir feiern heute das Erntedankfest und damit steht heute ausdrücklich das Danken in unserer Mitte. Wir sagen „Danke“ für alles, was uns letztlich geschenkt wird. Es steckt sicher eine große Mühe dahinter, damit alles wächst und gedeiht. Aber eigentlich ist es eine Gabe des Schöpfergottes, die wir empfangen dürfen. Genau genommen feiern wir Sonntag für Sonntag so ein Danke-Fest. Wir kennen das griechische Wort dafür: Eucharistie – Danksagung. Wir danken und stellen dabei Jesus in die Mitte unserer Feier: sein Leben, sein Sterben, seine Auferstehung.
 
Dabei sind wir Gott dankbar, dass nach Jesu Tod gleichsam als Bestätigung seines Lebenswegs die Auferstehung steht. Und von dieser Auferstehung her leben wir, sie gibt uns die Kraft, in unseren Alltag ihm nachzufolgen. Er schenkt uns jetzt, in dieser Feier seine Nähe, er selbst ist in unserer Mitte, gerade jetzt, da wir zu seinem Gedächtnis versammelt sind. „Wo zwei oder drei ...“.
 
Alles ist ein Geschenk Gottes. Davon ist auch Paulus in seinem Brief an die Christen in Korinth mehr als überzeugt. „Gott aber ließ wachsen!“ Damit ruft er die Streitenden zum Frieden. Jede Gruppe meinte im Recht zu sein, jede Gruppe meinte, sie hätte einen Vorrang gegenüber den anderen. Paulus gelingt es in seinem Vergleich, jedes Wachstum auf Gott selbst zurückzuführen. Das gilt auch für den Glauben in der Gemeinde von Korinth. Es ist nicht wichtig, wer missioniert oder gepredigt hat. Jeder ist ein Teil am Bau Gottes. Der alles entscheidende Grund ist gelegt.
 
Und auf den kommt es an. Dieser Grund ist Jesus Christus selbst. An diesem Grundstein gilt es, sich auszurichten. Das Maß aller Dinge ist Jesus selbst – und an ihm kann und darf sich jeder messen.
 
Unser Leben ist ein Geschenk. Gerade das Erntedankfest lädt uns, wieder dafür zu danken. Und es erinnert uns: Es muss nicht immer die allerletzte Anstrengung sein – und auch nicht der maximale Einsatz. Es ist ja Gott, der wachsen und reifen lässt, auch bei uns in der Kirche. Es ist seine Sache. So will uns dieses Evangelium zu dankbarer Gelassenheit veranlassen, ohne dass wir in Faulheit verfallen.
 
Trotz unserer Verantwortung und unserem Tun für das Reich Gottes bleiben wir doch zuerst und immer Empfangende.
 

 
GEISTLICHER IMPULS
ERNTEDANKFEST
 
Herr Jesus Christus,
 
  wir kommen zu dir mit dem Dank für
die Reichtümer der Schöpfung und mit
der Freude über die Gaben der Ernte
 
  wir kommen mit den Sorgen unserer
Gesellschaft und mit dem Wissen um
die Armut vieler Völker
 
  wir kommen mit dem Hunger und
Durst nach Zuwendung und Liebe
sowie mit der Sehnsucht nach einem
Leben in Fülle
 
  ich komme ...



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Diese Seite wurde am 19. Oktober 2009 von Familie Wimmer erstellt
und am 11. November 2009 zuletzt bearbeitet.