Katholische Aktionen

r. k. Predigt zum 29. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 18. Oktober 2009 von Pfarrer Richard Staudigel, St. Martin Nürnberg / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr B:
 
Evangelium:    Mk 10, 35-45 oder Mk 10, 42-45
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:    Wir sind aufgerufen,
uns in gegenseitiger Liebe zu übertreffen.
 
Predigt zum Evangelium  (Mk 10, 35-45)

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Es ist ganz natürlich, dass Menschen an sich denken. Jeder will einen sicheren Platz in der Gemeinschaft haben, am besten nicht den letzten, sondern den ersten. Bereits Kinder bevorzugen Spiele, in denen sie zeigen können, dass sie zu den Ersten gehören. Zwar will nicht jeder Leitungsämter übernehmen, weil das ja auch mit Verantwortung verbunden ist, aber etwas gelten möchte jeder.
 
Die Jünger Jesu sind nicht anders. Das Geltungsstreben steckt auch in ihnen.
 
Unlängst haben wir gehört, dass sie sich darüber unterhielten, wer von ihnen der Größte sei. Heute hören wir, wie Jakobus und Johannes bei Jesus vorstellig werden und um einen bedeutenden Posten in seinem zukünftigen Reich bitten. Sie wollen die ersten Minister werden. Was ist dagegen einzuwenden? Strebsamkeit ist nichts Verwerfliches. Wichtig ist nur, dass man seine Ziele nicht mit unlauteren Mitteln verfolgt. Außerdem müssen die Voraussetzungen erfüllt werden und die notwendigen Fähigkeiten vorhanden sein.
 
Jesus fragt die beiden Bittsteller, ob sie seinen Kelch trinken und seine Taufe auf sich nehmen können. Sie werden kaum verstanden haben, dass Jesus damit den Kelch des Leidens meint. Denn im Brustton der Überzeugung sagen sie. Wir können es! Minderwertigkeitsgefühle haben sie offenbar nicht. Selbstvertrauen ist etwas Gutes. Wer sich selbst etwas zutraut, der kommt im Leben meist weiter. Die strebsamen Jünger werden von Jesus nicht gestoppt wegen ihres Strebens , sondern weil er über die gewünschten Plätze nicht verfügt. Und dass die anderen Jünger die Zwei zurechtweisen, das gefällt Jesus auch nicht.
 
Jesus holt seine Jünger dort ab, wo sie stehen: bei ihrem Streben nach oben. Er weist darauf hin, dass dieses Streben seine Gefahren hat. Die Mächtigen, die Herrscher, sind ein Beispiel dafür. Denn sie missbrauchen häufig ihre Macht und unterdrücken Menschen wie Völker. Wer oben steht, der läuft Gefahr, zu vergessen, dass er eigentlich den Menschen, die ihm anvertraut sind, zu dienen hat. Jesus ist kein Anarchist. Er spricht sich nicht gegen die Macht aus, sondern nur gegen den Machtmissbrauch. Er weiß, dass auch seine Jünger nicht dagegen gefeit sind, wenn sie einmal in der Verantwortung stehen. Darum gibt er ihrem verständlichen Streben, erste zu sein, eine neue Richtung.
 
„Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, der soll der Sklave aller sein.“
 
Schließlich weist er als Vorbild auf sich selbst hin. Er, der Meister und Herr ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen.
 
Jesus kritisiert das Streben nach oben nicht. Er weiß, dass es in jeder Gruppe eine Rangordnung gibt. Auch in seiner Kirche wird das nicht anders sein. Ohne Leitung kann keine Gesellschaft Bestand haben. In der Kirche sprechen wir von Hierarchie, das bedeutet übersetzt: heilige Rangordnung.
 
Leitung ist auch für Jesus eine Selbstverständlichkeit. Sie darf aber nicht missbraucht werden. Das beste Mittel gegen Missbrauch ist die Haltung des Dienens. Es geht um Demut, also Mut zum Dienen. So nennt sich auch der Papst: Servus servorum, also Diener der Diener. Er hat das höchste Amt in der Kirche inne, und dennoch ist auch dieses Amt ein Dienst.
 
Es ist nicht immer einfach, die Weisung Jesu zu verwirklichen. Wir sind Menschen und deshalb in der Regel strebsam. Es geht auch nicht darum, sein Geltungsstreben zu verleugnen oder zu unterdrücken. Jesus lässt seinen Jüngern das Verlangen, Erste sein zu wollen. Er sagt ihnen aber auch, dass sie das im Dienen sein sollen.
 
Demut ist gefragt, damit menschliches Streben sich mit christlichem Verhalten verbindet. Und es lohnt sich, für den Dienst an Gott und den Menschen bereit zu sein.
 
Wir sind aufgerufen, uns in gegenseitiger Liebe zu übertreffen.
 
Es wird nicht unser Nachteil sein, wenn wir das tun.
 
Oder wie sogar der Dichter Christian Morgenstern sagt:
 
Allen Menschen Bruder sein, allen helfen, dienen, ist, seit er erschienen. Ziel allein.
 

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Diese Seite wurde am 20. Oktober 2009 von Familie Wimmer erstellt
und am 11. Januar 2010 zuletzt bearbeitet.