Liebe Schwestern und Brüder! |
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Selig die Frieden stiften! |
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Dieses Wort Jesu aus der Bergpredigt, liebe Schwestern und Brüder, steht über
dem Weltmissionssonntag 2009. Es lenkt unseren Blick auf die vielen Menschen,
die in verschiedenen Teilen der Welt unter Krieg, Hass und Gewalt zu leiden haben. Die Menschen dort sehnen sich nach Boten des Friedens, die ihnen neue
Hoffnung und neue Zuversicht schenken. |
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Ein solcher Bote war der Prophet Jeremia. „Verkündet, lobsingt und sagt: Der Herr hat sein Volk gerettet!“ So haben wir
in der Lesung gehört. Für das Volk Israel waren diese Worte vor über zweieinhalbtausend Jahren von einer fast unglaublichen Kühnheit. Das Volk hatte damals eine
harte Zeit hinter sich: Fremde Truppen waren eingedrungen, hatten das Land verwüstet und die Hauptstadt zerstört. Große Teile des Volkes wurden nach Babylon
ins Exil verschleppt. Dort lebten sie, fern der Heimat, ohne Hoffnung. Noch schlimmer aber war die Frage: Hatte sich der Gott Israels für immer von seinem Volk
abgewandt? |
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In dieser hoffnungslosen Situation verkündet Jeremia eine unerwartete Wende: Der Rest Israels soll in das Land der Verheißung zurückkehren. Alle
Schwachen und Gebrochenen werden durch Gott Trost, Heilung und neue Kraft
finden. Ähnlich, wie es damals dem Volk Israel ergangen ist, geht es heute in weiten Teilen des afrikanischen Kontinents. Gewalt, Terror, kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Nationen und Stammesgruppen bestimmen das Leben. |
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In
keinem anderen Teil der Welt müssen so viele Menschen ihre Heimat verlassen.
Unzählige Menschen sind durch die grausamen Erfahrungen, die sie machen
müssen, traumatisiert. Dazu kommen die Probleme, die durch Krankheiten, durch
Hunger und durch Armut verursacht werden. All diese Menschen leben in einer
Situation der Hoffnungslosigkeit und der Verzweiflung, die ihnen den Mut und die
Kraft zum Leben nimmt und sehr leicht neue Gewalt hervorrufen kann. Es entsteht
ein Teufelskreis aus Armut, Not und Gewalt, aus dem es kein Entrinnen zu geben
scheint. |
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Umso größer ist die Sehnsucht nach einem Friedensstifter, nach einer
Hoffnungsgestalt, die die Menschen spüren lässt, dass sie nicht vergessen sind.
Weil Gott auf ihrer Seite steht! Gerade in diese Situation hinein die Frohe Botschaft zu verkünden, das ist die eigentliche Sendung der Kirche. Die Lage der
Menschen in Afrika erinnert sehr an den blinden Bartimäus. Wie er fühlen sich sich viele Menschen in Afrika an den Rand gedrängt und von den Menschen nicht beachtet. Ihr Schicksal
scheint die Großen der Welt nicht zu interessieren. Jesus verhält sich anders. Er
hört den Ruf des Mannes, er ruft ihn zu sich. Er schenkt ihm seine Aufmerksamkeit. Er fragt ihn nach seiner Not, nach dem, was ihn bewegt, was er ersehnt, was
er erhofft. Und so findet Bartimäus Heil und Heilung. |
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Er wird vom Blinden zum Sehenden, von einem, der keine Zukunft mehr hat für
sein Leben zu einem, der Jesus auf seinem Weg nachfolgt. In der Begegnung mit
Jesus hat Bartimäus Frieden gefunden. Markus berichtet aber nicht nur von Jesus
und Bartimäus. Er beleuchtet auch das Verhalten der Menschen, die Bartimäus
umgeben. |
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Die einen reagieren abweisend, sehen in ihm nur einen Störer. Für sie
ist das Leben des Mannes am Strassenrand gleichgültig. Es gibt aber auch die
anderen, die den Ruf Jesu an Bartimäus weitergeben, ihn ermutigen aufzustehen
und zu Jesus zu gehen. Durch ihr Mitwirken werden sie zu Wegbereitern der heilbringenden Begegenung des Bartimäus mit Jesus. Sie tragen dazu bei, dass Bartimäus Frieden finden kann für seine verwundete Seele. |
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In der Erzählung von der Heilung des blinden Bartimäus wird deutlich, wie Menschen zum wahren Frieden finden können, wenn sie auf ihrer Suche Begleitung
und Hilfe erfahren. Denn den wahren Frieden findet der Mensch nur in der Begegnung mit Jesus Christus. Frieden zu stiften, bedeutet, im tiefsten Sinn des Wortes,
Menschen mit Jesus in Berührung zu bringen. |
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Genau darauf zielt der Dienst der
Kirche in Afrika, wenn sie sich an die Opfer von Krieg und Gewalt wendet. Bischöfe und Priester, Ordensleute, Katechisten und viele Laien stehen an der Seite ihrer
Mitmenschen und setzen sich ein für Frieden und Gerechtigkeit in ihrem Land.
Wir Christen in Deutschland sind aufgerufen, mit diesen Friedensstiftern solidarisch
zu sein. Unsere Solidarität drückt sich aus in unserem Gebet für die Anliegen der
Kirche in Afrika, für ihren Einsatz im Dienst an Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung. |
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Sie drückt sich aus in unserer Verbundenheit mit den Bischöfen Afrikas, die in
diesen Tagen in Rom zur zweiten Afrikasynode zusammengekommen sind, um
über dieses Thema nachzudenken. Und unsere Solidarität findet nicht zuletzt einen ganz konkreten Ausdruck darin, dass wir die Arbeit und die Bemühungen der
Kirche in Afrika nach unseren finanziellen Möglichkeiten unterstützen. |
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Selig die Frieden stiften – dieses Wort Jesu ist für uns Zusage und Auftrag zugleich. Jesus traut uns zu, selbst zu Friedensstiftern zu werden, bei uns, in unseren Familien, im Kreis der Kollegen, in der Schule. Aber er weitet auch unseren
Blick auf die weltweite Gemeinschaft aller Menschen in dieser Welt. Auch hier
können wir mit beitragen, dass ganz konkrete Schritte des Friedens getan werden
und immer mehr Menschen in die Frohe Botschaft des Propheten Jeremia einstimmen können: Verkündet, lobsingt und sagt: Der Herr hat sein Volk gerettet!
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