Katholische Aktionen

r. k. Predigt zum 30. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 25. Oktober 2009 von Pfarrer Richard Staudigel, St. Martin Nürnberg / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr B:
 
Evangelium:    Mk 10, 46-52
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:    Mission
 
Predigt zum Weltmissionssonntag
(1. Lesung Jer 31, 7-9 und Evangelium Mk 10, 46-52)

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Selig die Frieden stiften!
 
Dieses Wort Jesu aus der Bergpredigt, liebe Schwestern und Brüder, steht über dem Weltmissionssonntag 2009. Es lenkt unseren Blick auf die vielen Menschen, die in verschiedenen Teilen der Welt unter Krieg, Hass und Gewalt zu leiden haben. Die Menschen dort sehnen sich nach Boten des Friedens, die ihnen neue Hoffnung und neue Zuversicht schenken.
 
Ein solcher Bote war der Prophet Jeremia. „Verkündet, lobsingt und sagt: Der Herr hat sein Volk gerettet!“ So haben wir in der Lesung gehört. Für das Volk Israel waren diese Worte vor über zweieinhalbtausend Jahren von einer fast unglaublichen Kühnheit. Das Volk hatte damals eine harte Zeit hinter sich: Fremde Truppen waren eingedrungen, hatten das Land verwüstet und die Hauptstadt zerstört. Große Teile des Volkes wurden nach Babylon ins Exil verschleppt. Dort lebten sie, fern der Heimat, ohne Hoffnung. Noch schlimmer aber war die Frage: Hatte sich der Gott Israels für immer von seinem Volk abgewandt?
 
In dieser hoffnungslosen Situation verkündet Jeremia eine unerwartete Wende: Der Rest Israels soll in das Land der Verheißung zurückkehren. Alle Schwachen und Gebrochenen werden durch Gott Trost, Heilung und neue Kraft finden. Ähnlich, wie es damals dem Volk Israel ergangen ist, geht es heute in weiten Teilen des afrikanischen Kontinents. Gewalt, Terror, kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Nationen und Stammesgruppen bestimmen das Leben.
 
In keinem anderen Teil der Welt müssen so viele Menschen ihre Heimat verlassen. Unzählige Menschen sind durch die grausamen Erfahrungen, die sie machen müssen, traumatisiert. Dazu kommen die Probleme, die durch Krankheiten, durch Hunger und durch Armut verursacht werden. All diese Menschen leben in einer Situation der Hoffnungslosigkeit und der Verzweiflung, die ihnen den Mut und die Kraft zum Leben nimmt und sehr leicht neue Gewalt hervorrufen kann. Es entsteht ein Teufelskreis aus Armut, Not und Gewalt, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.
 
Umso größer ist die Sehnsucht nach einem Friedensstifter, nach einer Hoffnungsgestalt, die die Menschen spüren lässt, dass sie nicht vergessen sind. Weil Gott auf ihrer Seite steht! Gerade in diese Situation hinein die Frohe Botschaft zu verkünden, das ist die eigentliche Sendung der Kirche. Die Lage der Menschen in Afrika erinnert sehr an den blinden Bartimäus. Wie er fühlen sich sich viele Menschen in Afrika an den Rand gedrängt und von den Menschen nicht beachtet. Ihr Schicksal scheint die Großen der Welt nicht zu interessieren. Jesus verhält sich anders. Er hört den Ruf des Mannes, er ruft ihn zu sich. Er schenkt ihm seine Aufmerksamkeit. Er fragt ihn nach seiner Not, nach dem, was ihn bewegt, was er ersehnt, was er erhofft. Und so findet Bartimäus Heil und Heilung.
 
Er wird vom Blinden zum Sehenden, von einem, der keine Zukunft mehr hat für sein Leben zu einem, der Jesus auf seinem Weg nachfolgt. In der Begegnung mit Jesus hat Bartimäus Frieden gefunden. Markus berichtet aber nicht nur von Jesus und Bartimäus. Er beleuchtet auch das Verhalten der Menschen, die Bartimäus umgeben.
 
Die einen reagieren abweisend, sehen in ihm nur einen Störer. Für sie ist das Leben des Mannes am Strassenrand gleichgültig. Es gibt aber auch die anderen, die den Ruf Jesu an Bartimäus weitergeben, ihn ermutigen aufzustehen und zu Jesus zu gehen. Durch ihr Mitwirken werden sie zu Wegbereitern der heilbringenden Begegenung des Bartimäus mit Jesus. Sie tragen dazu bei, dass Bartimäus Frieden finden kann für seine verwundete Seele.
 
In der Erzählung von der Heilung des blinden Bartimäus wird deutlich, wie Menschen zum wahren Frieden finden können, wenn sie auf ihrer Suche Begleitung und Hilfe erfahren. Denn den wahren Frieden findet der Mensch nur in der Begegnung mit Jesus Christus. Frieden zu stiften, bedeutet, im tiefsten Sinn des Wortes, Menschen mit Jesus in Berührung zu bringen.
 
Genau darauf zielt der Dienst der Kirche in Afrika, wenn sie sich an die Opfer von Krieg und Gewalt wendet. Bischöfe und Priester, Ordensleute, Katechisten und viele Laien stehen an der Seite ihrer Mitmenschen und setzen sich ein für Frieden und Gerechtigkeit in ihrem Land. Wir Christen in Deutschland sind aufgerufen, mit diesen Friedensstiftern solidarisch zu sein. Unsere Solidarität drückt sich aus in unserem Gebet für die Anliegen der Kirche in Afrika, für ihren Einsatz im Dienst an Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung.
 
Sie drückt sich aus in unserer Verbundenheit mit den Bischöfen Afrikas, die in diesen Tagen in Rom zur zweiten Afrikasynode zusammengekommen sind, um über dieses Thema nachzudenken. Und unsere Solidarität findet nicht zuletzt einen ganz konkreten Ausdruck darin, dass wir die Arbeit und die Bemühungen der Kirche in Afrika nach unseren finanziellen Möglichkeiten unterstützen.
 
Selig die Frieden stiften – dieses Wort Jesu ist für uns Zusage und Auftrag zugleich. Jesus traut uns zu, selbst zu Friedensstiftern zu werden, bei uns, in unseren Familien, im Kreis der Kollegen, in der Schule. Aber er weitet auch unseren Blick auf die weltweite Gemeinschaft aller Menschen in dieser Welt. Auch hier können wir mit beitragen, dass ganz konkrete Schritte des Friedens getan werden und immer mehr Menschen in die Frohe Botschaft des Propheten Jeremia einstimmen können: Verkündet, lobsingt und sagt: Der Herr hat sein Volk gerettet!
 

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Diese Seite wurde am 27. Dezember 2009 von Familie Wimmer erstellt.