Katholische Aktionen

r. k. Predigt am Gründonnerstag

Gehalten am 1. April 2010 von Pfarrer Richard Staudigel, St. Martin Nürnberg / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr C:
 
Evangelium:    Joh 13,1-15 *
 
  * die Lesungen und das Evangelium sind in allen Lesejahren gleich
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag im Schott Meßbuch.
 
Thema:  Der Herr will seine Gemeinde
  nicht alleine lassen.
 
Predigt  
zur 1. Lesung (Ex 12,1-8.11-14)
zur 2. Lesung (1 Kor 11,23-26)
und zum Evangelium   (Joh 13,1-15)

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Jesus hält Mahl mit seinen Jüngern, das jüdische Paschamahl. Die 1.Lesung schildert uns dessen Ursprung. Das Volk Israel leistet in Ägypten Sklavendienst. Es leidet unter der Fremdherrschaft. Der Herr will sein Volk vom drückenden Joch befreien. Der Pharao ist aber nicht bereit, Israel ziehen zu lassen. Deshalb zerschlägt der Herr die Machtfülle des Königs von Ägypten auf fürchterliche Weise und endlich lässt er das Volk ziehen.
 
Alljährlich feiert Israel in dankbarer Erinnerung an diese Großtat seines Gottes das Paschamahl. So auch Jesus. Im Rahmen dieses Mahles nimmt er Brot und Wein, wie Paulus im 1. Korintherbrief (2. Lesung) berichtet, spricht das Dankgebet und gibt Brot und Wein eine neue Wirklichkeit: sie sind nun sein Leib, sein Blut, also er selbst. Und er trägt den mit ihm versammelten Aposteln auf: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“
 
Getreu diesem Auftrag erinnert sich die Kirche bis zum heutigen Tag an dieses letzte Mahl Jesu. Sie feiert das Herrenmahl, sie feiert die Eucharistie. Wie in einem Brennpunkt sind in dieser Feier Jesu Leben, sein Sterben und seine Auferweckung aus dem Tod zusammengefasst und werden auf geheimnisvolle Weise lebendige Gegenwart. In dieses Geschehen ist jeder Christ, der die Eucharistie mitfeiert, hineingenommen. Er wird auf den Weg gebracht, den Jesus in seinem Leben und Sterben, in seinem Tod und seiner Auferstehung gegangen ist.
 
Indem der Christ kommuniziert, also Christi Leib und Blut empfängt, wird er mit IHM verbunden und hat Anteil an der Erlösung durch Jesus Christus. Ich empfange nicht mehr Brot und Wein, sondern seinen Leib und sein Blut, IHN selbst.
 
Und er hat die Kraft, auch mich zu verwandeln: vom ängstlichen zu einem stärker vertrauenden Menschen, vom ICH-bezogenen zum DU-bezogenen, vom egozentrischen zum hingabebereiten Menschen. Deshalb ist uns die Eucharistiefeier auch so wichtig. Deshalb geben wir uns auch Mühe, die Kinder auf die volle Mitfeier der Eucharistie vorzubereiten, darum wird die erste Kommunion auch als Fest gefeiert. Wir empfangen den Herrn in den verwandelten Gestalten um selbst verwandelt zu werden, um IHM immer ähnlicher zu werden. Diesen grundlegenden Sinn der Eucharistie dürfen wir nie vergessen. Aus dem eucharistischen Mahl lebt die Kirche. In ihm wird die Verbindung mit Jesus Christus besonders erfahrbar, denn er hat sein Leben für die Menschen hingegeben und dadurch Gottes bleibende Liebe zu uns Menschen dokumentiert, aber auch die von ihm gestiftete Verbundenheit untereinander wird in diesem Mahl besonders deutlich.
 
Tut dies zu meinem Gedächtnis, sagte der Herr zu den Zwölf. Darum feiern wir mit seinem letzten Abendmahl nicht nur die Einsetzung der Eucharistie, sondern auch die Einsetzung des Weihesakramentes. Der Herr will seine Gemeinde nicht allein lassen.
 
Sie soll immer wieder neu gestärkt werden im Hören auf sein Wort und durch die Vereinigung mit ihm in der Feier der Eucharistie. Seine Erlösungstat ist einmalig und wurde durch ihn, den einzigen und wahren Priester, ein für allemal vollzogen. Um aber sein Vermächtnis zu erfüllen, muss seine Hingabe immer wieder neu gegenwärtig werden. Damit hat er seine Apostel beauftragt. In diesen Auftrag sind sie allmählich hineingewachsen. Das Geheimnis des Glaubens geht ihnen langsam auf. Nicht zuletzt durch die Sendung des Hl. Geistes hat sich das rechte Verständnis für diesen Auftrag Jesu entwickelt bis hin zum II. Vatikanischen Konzil, wo die Konzilsväter in der Konstitution LG 28 sagen: „Ihr hl. Amt aber üben die Priester am meisten in der eucharistischen Feier aus, bei der sie in der Person Christi handeln und sein Mysterium verkünden, die Gebete der Gläubigen mit dem Opfer ihres Hauptes verbinden und das einzige Opfer des Neuen Bundes, Christi nämlich, ... im Opfer der Messe bis zur Wiederkunft des Herrn vergegenwärtigen und zuwenden.“
 
Die Priester werden geweiht, um in der Person Christi zu handeln. Deshalb ist es höchst angemessen, wenn sie sich bemühen, IHM in der Nachfolge möglichst ähnlich zu werden. Aber sie setzt meine Bereitschhaft mitzuwirken voraus. Die Eucharistie ist kein Zaubermittel. Sie stimmt Judas nicht um. Sie macht aus Petrus keinen Helden. Aber ER lädt jeden ein: „Nimm und iss, nimm und trink – lass dich zu einem neuen Menschen machen.“
 
Die Kraft dazu gibt er: ich muss sie nur annehmen und mit ihm zusammenwirken. Und damit das, was der Herr seiner Kirche hinterlässt ja richtig verstanden wird, berichtet Johannes von der Fußwaschung, die Jesus an seinen Jüngern vornimmt. Er zieht sein Obergewand aus und bindet sich die Schürze eines Sklaven um. Die rissigen, vom Staub der Wege und vom Schmutz der Strassen überkrusteten, stinkenden und schwieligen Füße anderer zu reinigen, dazu durfte man einen jüdischen Sklaven nicht verpflichten. Doch Jesus tut dies ohne Berührungsangst und zeigt damit, wie wichtig ihm jeder seiner Jünger ist. Da muss einem aufgehen, wie ernst Gott den schwachen, hilfebedürftigen, auch den schuldig gewordenen Menschen nimmt, den Menschen, der an seine Grenzen gekommen ist, den, der krank ist und der den Tod fürchtet, jeden Menschen also.
 
Begreift Ihr, was ich an euch getan habe? Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müßt auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.
 
Gelegenheiten, einander die Füße zu waschen, also dem anderen einen nicht leichten Dienst ungezwungen zu tun und ohne auf Dank zu warten, solche Gelegenheiten gibt es viele.
 
Vielleicht fangen wir auch einfach an mit gegenseitiger Annahme, Bejahung und Vergebung.


 

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Diese Seite wurde am 24. April 2010 von Familie Wimmer erstellt.