Katholische Aktionen

r. k. Predigt zum 9. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 6. März 2011 von Pfarrer Richard Staudigel, St. Martin Nürnberg / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Mt 7,21-27
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:    Glauben kann man nicht machen,
aber Glauben kann man einüben.
 
Predigt zur 1. Lesung  (Dtn 11, 18.26-28.32)
und zum Evangelium
  (Mt 7,21-27)

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Auch Jesus macht so seine Erfahrungen mit den Menschen, mit seinen Zuhörern und mit seinen Jüngern. Viele Menschen liefen ihm nach, viele jubelten ihm zu. Sie begegneten ihm, aber waren sie dadurch wirklich bereit, ihr Leben zu ändern? Die Jünger standen ihm besonders nahe, doch gerade sie bewiesen immer wieder, dass sie eigentlich nicht viel verstanden hatten: die Zebedäussöhne Johannes und Jakobus, die so gerne die Plätze zu seiner Rechten und Linken eingenommen hätten, sobald sein Reich – wohl politisch gedacht – Wirklichkeit geworden war!
 
Nicht jeder, der zu mir sagt „Herr, Herr!, wird in das Himmelreich kommen“, stellt Jesus am Ende der Bergpredigt fest. Worauf kommt es also wirklich an? Die Botschaft nur zu hören, zur Kenntnis zu nehmen, ist nicht genug. Jesus konnte seine Zuhörer mit seinen Worten offenbar begeistern, ja fesseln. Aber nur wenige nahmen sich seine Worte wirklich zu Herzen. Diese Menschen vergleicht Jesus mit einem Mann, der sein Haus auf Felsen baut. Sie sind ihm nicht aus Sensationsgier nachgelaufen. Sie haben sich von den Worten Jesu im Innersten berühren und verwandeln lassen. Danach ist für sie nichts mehr so wie vorher – sie sind neue Menschen geworden. Jesus macht mit dem Bild vom Felsen deutlich: Das Fundament, auf das diese Menschen sich gestellt haben, ist wirklich stabil, denn der Fels wächst aus der Tiefe der Erde. Wie können wir heute dieses feste Fundament finden? Nicht, indem wir nur mit dem Mund und nur dem äußeren Schein nach Christen sind. Auch nicht, wenn wir jeden Sonntag zur Kirche gehen, aber in unserem Alltag Gott keinen Raum geben. Wenn unser Glaube so oberflächlich bleibt, wird er sich in der Stunde der Entscheidung als Trugbild erweisen. Was wir für Glauben gehalten haben, könnte dann zerplatzen wie eine Seifenblase. Dass das Lebenshaus, das sich Menschen gebaut haben, einstürzt, weil es im Grund doch nur ein Luftschloss war, das müssen Menschen immer wieder erleben. Das Bild, das man von der eigenen Familie, von der Partnerschaft hatte, war so schön, aber es war eben doch nur ein Bild und nicht die Realität. Spätestens wenn der Partner oder die Kinder uns mit ihrer Sicht der Dinge konfrontieren, wird uns bewußt, dass das, was wir für Wirklichkeit gehalten haben, ein Traum war oder im schlimmsten Fall eine Lebenslüge. Viele Menschen erleben das, wenn ihre Ehe scheitert oder die Kinder andere Wege einschlagen, als sie es sich erhofft haben. Beispiele gibt es genügend.
 
Und was ist, wenn uns dann auch noch abhanden kommt, was wir für den Glauben gehalten haben? Warum trifft mich diese Krankheit – ich habe doch nichts verbrochen? Wie kann Gott das zulassen? Der Glaube kann uns über solche Krisen hinwegtragen, wenn er mehr ist als Fassade. Aber kann man Glauben, einen felsenharten, krisensicheren Glauben machen? Und was ist, wenn ich diesen Glauben einfach nicht habe – wenn es mir nicht gelingt, mich in der Stunde der Not in die Arme Gottes fallen zu lassen – weil meine Angst , dass niemand da ist, der mich auffängt, am Ende größer ist?
 
Jesus gibt darauf eine einfache Antwort: Glauben kann man nicht machen, aber Glauben kann man einüben. Es geht darum – sagt er – den Willen des Vaters im Himmel zu erfüllen. Das klingt wenig spektakulär. Läuft es also am Ende doch darauf hinaus, Gebote einzuhalten? Was ist denn der Wille des Vaters? Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Felsen baute. Diese meine Worte, das sagt Jesus am Ende der Bergpredigt. Aus all dem, was Jesus gesagt, aber auch aus der Art und Weise, wie er den Menschen begegnet ist, wie er sie heilend berührt hat, können wir erschließen, was der Wille des Vaters ist. Es ist nicht wenig, was Jesus von uns erwartet und was er uns vorgelebt hat. Er hat Gott als den bezeugt, der gerecht und zugleich barmherzig ist. Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue, sagt Jesus einmal, sind der Kern des Gesetzes. Gerecht, barmherzig und verlässlich sollen wir handeln, weil Gott genauso ist und weil Jesus, der Gottessohn, so gehandelt hat.
 
Wer sich nicht an diese Weisung hält, der mag sich so oft auf Jesus berufen, wie er will. Ihm und seinem Glauben und seinem Handeln fehlt das Fundament. Wenn es hart auf hart kommt, wenn die Stürme toben, wird sein Lebenshaus einstürzen. Jesus stellt Klugheit und Unvernunft gegeneinander. Klug sind wir, wenn wir uns an ihm orientieren, wenn wir nicht nur hören und das Gehörte bald wieder vergessen, wenn wir nicht nur reden, sondern Taten sprechen lassen, wenn wir uns das, was Jesus uns ans Herz legt, zu eigen machen, wenn wir uns Tag für Tag darin üben und nach jedem Scheitern immer wieder neu beginnen. Wir müssen das ja nicht ganz allein aus eigener Kraft vollbringen, denn wenn es uns wirklich ernst ist mit dem Glauben, dann ist Jesus an unserer Seite.
 

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Diese Seite wurde am 24. Juli 2011 von Familie Wimmer erstellt.