Katholische Aktionen

r. k. Predigt zum 14. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 3. Juli 2011 von Pfarrer Richard Staudigel, St. Martin Nürnberg / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Mt 11, 25-30
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:    Der Geist Gottes wohnt in mir.
 
Predigt zur 2. Lesung  (Röm 8, 9.11-13)
und zum Evangelium
  (Mt 11, 25-30)

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Es gibt Worte, die uns so treffen, dass wir sie nur einmal zu hören brauchen, vor allem, wenn es harte Worte oder Urteile über uns sind. Es gibt aber auch andere, die wir beim ersten Hören gar nicht begreifen können, die wir öfter hören müssen. Es sind Worte oder Weisheiten, in die wir „hineinwachsen“ müssen oder die wir – im Bild gesprochen – nur langsam in uns einsickern lassen können.
 
Unsere Lesung enthält beides. Was uns zuerst trifft, sind die harten Gegensätze: Fleisch oder Geist, Tod oder Leben. „Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, müsst ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die sündigen Taten des Leibes tötet, werdet ihr leben.“ Was will Paulus den Römern damit sagen? Das Fleisch bedeutet in der Bibel den ganzen Menschen, die menschliche Wirklichkeit, irdisch und hinfällig. Dazu gehört bei Paulus dann auch die Neigung zum Bösen, zur Sünde. Der Gegensatz zum Fleisch ist aber nicht die Vernunft, sondern der Geist Gottes, der rettet. Gottes Geist will den ganzen Menschen ergreifen, nicht nur seinen Leib. Der Geist Gottes befreit den Menschen aus der Unheilssphäre der Sünde, in der Gott abwesend ist. Mit dem Geist wohnt die Lebensmacht und die Lebensfülle Gottes in uns, so wie sie auch im auferstandenen Christus wirksam ist. Das ist eine großartige Aussage und Perspektive für den Menschen, der an Jesus Christus glaubt. Aber wie sollen wir uns das vorstellen, wie sollen wir aus dieser Wahrheit leben? Ist das nicht total irreal in dieser unserer Welt, die so sachlich orientiert ist? Nun, es ist real und irreal zugleich. Nach den naturwissenschaftlich ausgerichteten Massstäben unserer Welt ist es irreal, also außerhalb der Wirklichkeit, die wir messen und beweisen können. Aber es gibt für glaubende Menschen noch eine andere Wirklichkeit. Paulus spricht davon im 6. Kapitel, dass wir durch die Taufe mit Jesus Christus begraben wurden und mit ihm auferstehen werden. Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt, damit wir nicht mehr Sklaven der Sünde bleiben. Und das ist die neue Wirklichkeit, in der wir als getaufte Menschen leben dürfen, als Erlöste und Befreite. Diese neue Wirklichkeit ist der Grund für ein neues Leben aus dem Geist Gottes.
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Ist uns diese Realität bewußt? Glaube ich an die reale Gegenwart des Geistes Gottes in meinem Leben, in mir und in den Mitgetauften, in der versammelten Gemeinde? Der Geist Gottes wohnt in mir – diese Worte müssen erst ihre Wirkung in mir entfalten. Sie erschließen sich nicht beim ersten Hören. Wie soll ich mir diesen Geist Gottes vorstellen? Der Hl. Geist ist für viele Christen die göttliche Person, die ihnen am wenigsten vertraut ist, sozusagen der unbekannte Gott!
 
Manche charismatische Gruppen und freikirchliche Kreise suchen den Geist Gottes im Gesang, im freien Gebet, im ekstatischen Erleben. Die Mystiker, Frauen wie Männer, erleben die Einwohnung Gottes in der Zurückgezogenheit, in der Stille des Gebets, im Einssein mit Gott. Paulus beschreibt das Verhältnis des Glaubenden zum Geist eher nüchtern, als den Anfang und den Grundsatz eines erneuerten und heilen Lebens.
 
So unterschiedlich die Erfahrung des Geistes Gottes auch sein mag, ob als Feueratem, Sturm oder stiller Hauch, er ist wirkmächtig. Er vermag unser Leben in neue Bahnen zu lenken, er heilt, er tröstet, treibt uns an, er beugt, was verhärtet ist, und wärmt, was erkaltet ist. Er kann sogar Totes lebendig machen. Dieser mächtige Geist ist uns geschenkt, besonders in den Sakramenten der Taufe und Firmung. Er will die Kraft unseres Lebens sein und er wird die Kraft unseres Lebens sein in dem Maß, wie wir es zulassen und ihn darum bitten. Der Hl. Geist ist seinem Wesen nach ein Gott des Schenkens. Er dürstet danach, sich mitzuteilen, sich auszuweiten, sich zu geben. Bitten wir um sein Kommen: Komm Hl. Geist und erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe. Bitten wir den Vater im Himmel: „Sende aus deinen Geist und das Angesicht der Erde, dieser Erde, wird erneuert“. Und Erneuerung hat diese Erde bitter nötig. Nutzen wir diesen Sonntag, diese Eucharistiefeier, um uns neu seiner Gegenwart in uns bewußt zu werden und von jetzt an öfter zu ihm zu beten. Vertrauen wir ihm: er wird diese Welt erneuern, er wird uns erneuern – denn sein Geist wohnt in uns.
 

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Diese Seite wurde am 24. Juli 2011 von Familie Wimmer erstellt.