Katholische Aktionen

r. k. Predigt am 29. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 18. Oktober 2020 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Mt 22, 15-21
 
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Am Ende des Textes finden Sie Links zum Anfang der Messe und zum Anfang der Predigt auf YouTube.
 
Thema:
 
Gebe ich Gott, was Gott gehört oder bin ich selbst der eigentliche Herr meines Lebens?

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Glauben Sie noch wie ein Erstkommunionkind? Haben Sie noch den Glauben ihrer Firmung? Haben Sie noch denselben Glauben, den Sie als gerade erwachsen Gewordener hatten? Wohl kaum. Glaube ist lebendig, dynamisch. Er bleibt nicht stehen, sondern entwickelt sich, denn er begegnet in unserem Leben immer neuen Herausforderungen und wir fragen, wie sich das mit unserem Glauben vereinbaren lässt. Der Glaube geht Schritt um Schritt mit uns, in unserer geistigen Entwicklung und unserer menschlichen Erfahrung.
 
Was für den einzelnen Glaubenden gilt, das gilt auch für die Gemeinschaft der Glaubenden, für das Volk Gottes. Ganz deutlich wird das in der 1. Lesung aus dem Propheten Jesaja. Das Bekenntnis zu dem einen Gott Israels schloss nicht aus, daß mit anderen Göttern gerechnet wurde. Warum sonst heißt es in den Zehn Geboten: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Warum denn kritisieren die Propheten vor dem Babylonischen Exil die Könige und das Volk, dass sie vom Gott Israels abfallen und anderen Göttern folgen. In der Lesung aber heißt es unmissverständlich: Außer mir gibt es keinen Gott! Das gilt nicht nur für Israel, nein, alle Welt soll erkennen, dass es nur einen Gott gibt. Dieser eine und einzige Gott residiert nicht fern abgewandt von den Menschen, sondern ist mitten in der Geschichte der Menschheit und jedes Einzelnen zu finden. Und: Er handelt mit und durch andere Menschen. In unserem Text ist es der Perserkönig Kyros (559-530 vor Christus) der von Gott an die rechte Hand genommen wird, um seines Knechtes Jakob willen. Kyros handelt als der Gesalbte Gottes, ohne dass er diesen kannte. Sein Edikt von 538 vor Christus ermöglicht die Rückkehr Israels aus dem Exil und die Wiedererrichtung Jerusalems.
 
Außer mir gibt es keinen Gott! Dieses Wort ist auch in der Antwort Jesu an die Fragesteller im Evangelium enthalten. Denn der Kaiser ist eben nicht Gott. Zwar gibt es einen legitimen Bereich des Kaisers. Der wird aber begrenzt von dem, was Gott zusteht. Deshalb sagt Jesus: Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört und Gott, was Gott gehört. Damit hat Jesus die Fragesteller vor eine Entscheidung gestellt. Sie müssen für sich klären, was dem Kaiser gehört, vor allen Dingen aber als gläubige Menschen, was im Unterschied zum Kaiser Gott gehört. Mit seiner Antwort fordert Jesus eine klare Entscheidung für Gott. Gebe ich Gott, was Gott gehört? Ist Gott der Herr meines Lebens, oder behaupte ich das nur? Singe ich Lieder und bete ich Gebete, in denen ich Gott den Herrn meines Lebens nenne, aber der eigentliche Herr meines Lebens bin ich selbst? Entscheide ich nach meinen eigenen Vorstellungen, ohne nach ihm zu fragen?
 
Die Antwort auf diese Fragen kann unangenehm, ja erschreckend sein, wenn sie uns zeigen, dass wir nicht ehrlich sind vor Gott. Dann wären wir Heuchler. Dieses Erschrecken kann mich zur Umkehr bewegen, zur Ehrlichkeit vor Gott und voreinander, vor allem vor mir selbst. Das Erschrecken über mich wird mir helfen, so zu werden, wie Gott es will. Weichen wir deshalb nicht aus, sondern fragen wir uns weiter: Tue ich so, als wäre ich Christ, gehe Sonntags sogar in die Kirche, aber befasse mich nie mit meiner Schuld, die mir angesichts des Hauptgebotes der Gottes- und Nächstenliebe sicher schnell bewusst wird. Bitte ich Gott um Vergebung. Nicht mit salbungsvollen Worten, sondern mit zerknirschtem Herzen. Fragen wir weiter: Wie sieht es mit meiner Arbeit aus? Erledige ich sie gewissenhaft, als Auftrag Gottes und aus Liebe zu ihm - oder schlampig und rein nach Lust und Laune? Sage ich am Sonntag in der Liturgie „Ja, Herr“ zu Gott, aber in meinem Leben kümmere ich mich nicht um ihn und seinen Willen? Wie gehe ich mit meinen Mitmenschen um, in der Familie, am Arbeitsplatz, im Supermarkt, auf der Straße? Wir tun im Gebet oft so, als wäre alles in Ordnung und sagen: Gott, Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden; dein Reich komme >>> nicht meines! Stimmt mein Gebet wirklich mit meinem Leben überein???
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Wenn ich feststelle, dass mein Glaube so ähnlich ist, dann ist das für mich eine Gnade, eine Zeit der Reifung und Vertiefung meines Glaubens. Wir dürfen jetzt schon erkennen, wie es um mich steht und nicht erst im Gericht nach dem Tod. Was sollen wir tun? Ein demütiges und zur Umkehr bereitwilliges Herz wird Gott nicht verschmähen. Gehen wir zu ihm. Bitten wir den Hl. Geist um das Feuer der Erneuerung, das alles verbrennt, was unserer Berufung als Christen nicht würdig ist und in den Abgrund führt. Bitten wir den Hl. Geist ohne Unterlass: Hilf uns zur Umkehr; Hilf zu einem Leben nach dem Willen Gottes: Lehre uns die Liebe Gottes! Lassen wir uns dabei inspirieren von der Gemeinde in Thessaloniki, die das Evangelium, den Glauben an Jesus den Christus, engagiert und bereitwillig aufgenommen hat.
 
Darum kann Paulus schreiben: Wir erinnern uns unablässig vor Gott, unserem Vater, an das Werk eures Glaubens, die Mühe eurer Liebe und die Standhaftigkeit eurer Hoffnung auf Jesus Christus unseren Herrn. Das Werk des Glaubens, die Mühe der Liebe, die Standhaftigkeit der Hoffnung, lobt Paulus bei den Thessalonikern. Es sollten die Kennzeichen aller Christusgläubigen sein.
 
Lassen wir uns anspornen!


Link zum Anfang der Heiligen Messe auf YouTube.
 
Link zum Anfang der Predigt auf YouTube.
 
Die in der Heiligen Messe vorgetragene Predigt entspricht nicht immer wortgetreu dem Predigttext.


zur Home Page       zu den Katholischen Aktionen       zur Predigtauswahl

      zur Predigtauswahl Lesejahr A 2019 - 2020


Copyright © Richard Staudigel. All rights reserved.
Diese Seite wurde am 9. November 2020 von Familie Wimmer erstellt
und am 20. Dezember 2020 zuletzt bearbeitet.