Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 3

Männer Gottes
Heft Nr. 3 (Doppelheft)

Teil 3

von Sage 89 bis Sage 97


89

SEVERIN HEILT EINEN AUSSÄTZIGEN

    Eines Tages erschien im Kloster des Severin ein Aussätziger. Dieser hatte den weiten Weg van Mailand nach Favianis zurückgelegt, um vom Heiligen seine Heilung zu erlangen. Da er flehentlich ein Heilmittel erbat, verordnete Severin ein Fasten und vertraute ihn seinen Mönchen an. Gleich darauf wurde er durch Gottes Gnade geheilt. Als man ihn nach seiner Genesung zur Heimkehr riet, bat er, bleiben zu dürfen. Er wollte auch an seiner Seele genesen, und sein Leben lobenswert beenden. Severin bewunderte den frommen Sinn des Mannes und er blieb bei den Mönchen zu Favianis, wo er durch stetes Fasten und unablässiges Gebet von den Fesseln des irdischen Lebens befreit wurde.


Aus: Vita sancti Severini, Kap. 26.

    Ein zweiter Aussätziger erlangte gleichfalls durch die Fürbitte des heiligen Severin seine Gesundheit. Er veränderte durch seine Heilung auch seinen Charakter in guter Weise und seine Farbe. Er diente hernach Gott und verbreitete die Kunde von Gottes Wundern.


Aus: Vita sancti Severini, Kap. 34.

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90

SEVERIN HEILT EIN BÖSES GESCHWÜR

    Als einst dem Mönch Ursus eine schwere Erkrankun durch ein lebensgefährliches Geschwür drohte, sah der Mann Gottes die Gefahr voraus. Er verordnete dem Mönch ein strenges vierzigtägiges Fasten und lautes Wehklagen. Als die Fastenzeit vorüber war, erschien das Geschwür auf der Hand des Bruders. Severin empfing den Hilfesuchenden und sprach tröstend zu ihm: "Fürchte dich nicht vor der Gefahr, die ich dir vor vierzig Tagen angekündigt habe." Der gütige Mann Gottes machte mit eigener Hand das Kreuzeichen über dem bösen Geschwür, welches dadurch auf wunderbare Weise verschwand.


Aus: Vita sancti Severini, Kap. 38.

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91

SEVERIN BESCHAFFT RELIQUIEN

    Einst las der heilige Severin in seinem Kloster zu Favianis im Evangelium. Er erhob sich nach einem Gebete und befahl die Bereitstellung eines Bootes. Als seine Getreuen fragten, wozu er den Kahn verwenden wolle, entgegnete der Mann Gottes: "Wir müssen den Reliquien der Märtyrer entgegengehen." Man überquerte auf Geheiß des Heiligen die Donau und fand am jenseitigen Ufer einen Mann, der dringend bat, zu Severin geführt zu werden. Als man den Fremden Severin vorführte, übergab dieser die schon lange verwahrten Reliquien des heiligen Johannes des Täufers. Der Gottesdiener übernahm diese in seine Obhut und weihte die Basilika zu Favianis Johannes d. Täufer, dessen Segen, wie vorausgesagt, von selbst sich eingestellt hatte.


Aus: Vita sancti Severini, Kap. 23.

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92

SEVERIN UND DIE FLÜCHTLINGE

    Zur Zeit, als der Rugenkönig Feletheus erfuhr, daß die Reste der Bevölkerung aller Städte, die dem Schwerte der Barbaren entgangen waren, sich auf den Rat Severins nach  L a u r e a c u m   (Lorch) begeben hätten, rückte er mit cinem Heere heran. Er beabsichtigte, sie sofort festzunehmen, abzuführen und in den ihm tributpflichtigen Nachbarstädten, wozu auch Favianis gehörte, anzusiedeln. Diese waren von den Rugiern nur durch die Donau getrennt. Darüber waren alle sehr beunruhigt und wandten sich flehentlich an den heiligen Severin, er möge dem König entgegengehen und dessen Herz besänftigen. Die ganze Nacht eilte daher dieser dahin und am frühen Morgen traf er beim zwanzigsten Meilensteine, von der Stadt Favianis weg, mit ihm zusammen. Der König war über sein Kommen sehr betroffen und versicherte, er bedaure seine Anstrengung außerordentlich. Und so fragte er ihn nach der Ursache seines plötzlichen Kommens. Da antwortete Severin dem König: "Der Friede sei mit dir, bester König! Ich komme als Gesandter des Herrn, um Barmherzigkeit für Unterwürfige zu erbitten. Erinnere dich der Gnade, gedenke der göttlichen Wohltaten, deren hilfreichen Beistand dein Vater oft verspürte. Denn während seiner ganzen Regierungszeit hat er nichts unternommen, ohne mich um Rat zu fragen. Da er heilsamen Ermahnungen keinen Widerstand entgegensetzte, erfuhr er durch zahlreiche Glücksfälle was gehorsame Gesinnung vermag und wie vorteilhaft es für die Sieger ist, wegen ihrer Erfolge nicht aufgeblasen zu sein."

    Und der König sagte: "Ich werde nicht zulassen, daß dieses Volk, als dessen wohlwollender Fürsprecher du auftrittst von den Alemannen und Thüringern auf einem wilden Beutezug gebrandschatzt, mit dem Schwerte niedergemetzelt oder in die Knechtschaft abgeführt wird, zumal ich in der Nähe tributpflichtige Städte habe, wo sie untergebracht werden können." Auf die Rede des Rugenkönigs entgegnete der Heilige: "Sind denn durch deinen Bogen oder durch dein Schwert, diese Menschen von den unaufhörlichen Raubüberfällen erlöst oder nicht vielmehr durch Gottes Wirken gerettet worden, damit sie dir noch eine Weile untertan sein können? Jetzt verschmähe also bester König meinen Rat nicht, übergib mir diese Untertanen zu treuen Händen, damit sie nicht im Gedränge eines so großen Heeres aufgerieben statt umgesiedelt werden. Ich vertraue nämlich auf Gott, denn er selbst hat mich zum Zeugen ihrer Nöte gemacht und wird mich zum geeigneten Bürgen bei ihrer Umsiedlung machen."

    Durch diese bescheidenen Vorhaltungen ließ sich der König umstimmen und kehrte samt seinem Heere alsbald um. So zogen also die Flüchtlinge, die der heilige Severin in seinen Schutz genommen hatte, von Laureacum ab, wurden auf Grund gütlicher Vereinbarungen in den Städten untergebracht und lebten nun in verträglicher Gemeinschaft mit den Rugiern. Er selbst aber hielt sich in seinem alten Kloster zu Favianis auf und bereitete seine Getreuen auf den bevorstehenden Abzug der Römer in ihre Heimat Italien vor.


Aus: Vita sancti Severini, Kap. 31.

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93

SEVERIN UND DER MÖNCH BONOSUS

    Im Kloster zu Favianis lebte ein Mönch, dessen Sehkraft zu erlahmen drohte. Er war von Severin bekehrt worden und trat nach seiner Taufe in die Schar der Mönche, die der Heilige in seinem Kloster versammelte. Der fast erblindete Mensch sah die vielen wunderbaren Heilungen Severins und war darüber sehr traurig, daß er einer solchen nicht teilhaftig werden konnte. Er bat eines Tages den Heiligen um seine Heilung vom unerträglichen Los der Erblindung. Da sprach Severin, der Knecht Gottes, zu ihm: "Es nützt dir nichts, mein Sohn, mit Hilfe der leiblichen Augen eine Sehschärfe zu besitzen und dem reinen Blick des äußeren Auges den Vorzug zu geben. Bete vielmehr, daß dein inneres Schauen gedeihe." Da bemühte sich nun der Mönch seine Sehschwäche zu meistern, wurde geduldig im Ertragen seines Leidens und diente vierzig Jahre lang ununterbrochen dem Kloster Severins.


Aus: Vita sancti Severini, Kap. 35.

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94

SSEVERIN BETET FÜR SEINE BEDRÄNGTEN BOTEN

    Einstmals sandte der heilige Severin den Mönch Marcianus und den Bruder Renatus nach Noricum. Als sie bereits drei Tage unterwegs waren, überkam den Mann Gottes ein großes Angstgefühl für seine beiden Boten. Er rief deshalb die Brüder zu sich und bat, sie möchten für die Boten beten, denn diese befänden sich in großer Feindesnot, aus der sie nur durch Gottes Hilfe errettet werden könnten. Das gemeinsame Gebet rettete sie wirklich vor Gefangenschaft, in die sie um die angegebene Zeit zu fallen in Gefahr waren. Sie kehrten wohlbehalten ins Kloster heim. Marcianus wurde später Klostervorsteher.


Aus: Vita sancti Severini, Kap. 37.

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95

SEVERIN UND FEDERUCH


W a r n u n g  a n  F e d e r u c h

    Als der hl. Severin sein Ende nahen fühlte, zählte auch der Bruder des Rugenkönigs Fewa, dem Favianis untertan war, zu seinen Besuchern. Durch Vorsehung wissend gemacht, warnte der Mann Gottes den Königsbruder vor der Ausführung einer Schandtat, die er gegen das Kloster zu Favianis im Schilde führe. Federuch war darüber sehr verwundert und entgegnete Severin: "Warum bringst du uns durch diese beschwörende Mahnung aus der Fassung, da wir doch nicht wünschen, uns einer so wertvollen Unterstützung zu berauben, und es sich für uns gehört, deine allgemein bekannten frommen Spenden zu vermehren statt sie zu vermindern, damit ich mir den sicheren Schutz deines gewohnten Gebetes verdiene, so wie unser Vater Flaccitheus, den die Erfahrung gelehrt hat, daß ihm durch die Verdienste deiner Frömmigkeit immer geholfen wurde." Nach diesen Worten warnte aber Severin erneut Federuch vor solcher Gewalttat und kündigte auch für den Fall der Tat die Strafe des Herrn an. Federuch versprach die Mahnung zu beherzigen und kehrte nach seinem Wohnsitz zurück.


(Kap. 42)

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V e d e r u c h s  b ö s e  T a t

    Kaum hatte aber Severin seine Augen auf dieser Welt geschlossen, erwachte in Federuch die Habgier, denn er wußte, daß Severin in seinem Kloster reiche Gaben aufbewahrte, die zur Verteilung an die Armen bestimmt waren. Er plünderte die Vorratsräume des Klosters und verübte noch eine andere Schandtat. Er vergriff sich sogar an den heiligen Gefäßen in der Kirche des Klosters. Wohl getraute er selbst nicht Hand anzulegen, doch zwang er einen Soldaten zu dieser verruchten Tat. Als derselbe aber sie vollbracht hatte, wurde er von heftigem Zittern an allen Gliedern befallen. Auch vom Teufel wurde er.besessen. Da der Soldat nur widerwillig dem Befehl Folge geleistet hatte, fiel es ihm leicht durch eine reumütige Tat zu sühnen. Er nahm auf einer einsamen Insel des römischen Reiches Abschied vom rauhen Handwerk des Kriegers und trat in den Dienst Gottes. Federuch hatte das einstige Kloster Severins nächst Favianis gänzlich ausgeraubt, so daß nur der nackte Bau zurückblieb. Die Beute schaffte er hinweg. Er hatte auch die schwere Schuld des Kirchenraubes auf sich geladen. Nicht lange sollte er sich seines Raubgutes erfreuen.


(Kap, 44)

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F e d e r u c h s  B e s t r a f u n g

    Die böse Tat des Rugen veranlaßte nunmehr König Odoaker zu einem Krigeszuge gegen König Fewa und seinen Bruder Federuch. Die Rugen wurden besiegt und ihr König in die römische Gefangenschaft geführt, wo er gemeinsam mit seiner bösen, schuldbeladenen Gemahlin Giso hingerichtet wurde. Über dieses Leid war der Königssohn Friedrich so erschüttert, daß er den Urheber allen überkommenen Leides, seinen Oheim Federuch, ermordete. Selbst geflohen, kehrte er in das Land seines Vaters zurück. Als dies Odoaker erfuhr, schickte derselbe seinen Bruder  H u n w o l f  abermals gegen die Rugen, der sie wiederum besiegte. Friedrich floh zu seinem Verwandten König Theoderich. Hunwolf führte über Auftrag des Königs Odoaker alle Römer vom Gestade der Donau zurück nach Italien. Auf dem Zuge dahin nahmen die Getreuen des Heiligen seine Gebeine mit, um in römischer Erde ewige Ruhe zu finden.


(Kap. 44).

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Altmann von Passau

    Hoch vom Berge blickt der stolze Bau der Gottesburg Göttweig. Viele Jahrhunderte sind seit der Gründung dieses Heiligtumes ins Land gezogen. Sehr viele Generationen haben diese Schöpfung des ehrwürdigen Bischofs Altmann von Passau in ihrem unvergänglichen Bestande bewundernd gesehen. Das Werk des edlen Menschen hat für das Land um den Berg im Laufe der Zeiten Kultur und Wohlstand gebracht. Als die Stiftung einst vollzogen war, wurde sie das Ziel Ungezählter. Sie alle, fanden an dieser Stätte Trost und Stärkung durch den Mann Gottes, der hier nicht allein sein gottesfürchtiges Leben lebte, sondern auch dem Glauben eine Heimstätte schuf. Er fand nach seinem Tode auch hier das letzte Ruheplätzchen, das späterhin das Ziel vieler Pilger wurde. Geschahen doch der Wunder daselbst gar viele. Darum spinnt sich um Bischof und Stiftung ein Kranz vieler Sagen. Höret nun!

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96

ALTMANN WIRD BISCHOF

    Altmann stand einst im Dienste des deutschen Königs Heinrich des Frommen, dem er als Kaplan an seinem Hofe Dienste leistete. Als dieser starb, zog er mit dessen Gemahlin, der Königin Agnes, nach Passau und nahm an einer Pilgerfahrt ins Heilige Land teil. Diese führte ihn mit vielen Edlen aus Bayern und Franken durch unsere Heimat nach Pannonien. Als daselbst der an der Pilgerfahrt teilnehmende Bischof Gunther von Bamberg und zu Passau der Bischof Egilbert verstarb, wurde Altmann als Bischof von Passau gewählt. So wurde er auch zugleich Bischof unseres Heimatlandes. Er war ein gottesfürchtiger Mann. der auch das Volk zur Gottesfurcht erzog. Er linderte die Not der Armen mit reichlichen Almosen. Er demütigte seinen Geist durch Gebet und kasteite seinen Leib durch Fasten und Nachtwachen. Er lebte dem Volke ein heiliges Leben vor.


Nach:. Fuchs, Leben des hl. Altmann, 2. bis. 5. Kapitel, V.S.A.

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97

BISCHOF ALTMANN VERTREIBT VERKOMMENE MÖNCHE

    Die Klöster zu Sankt Florian und Sankt Pölten waren zu Heimstätten tief herabgesunkener Menschen geworden. Die Mönche lebten statt eines gottgeweihten Lebens ein Leben voll von Lastern. Sie vernachlässigten den Gottesdienst, heirateten, wucherten, schwelgten in Speise und Trank und wandten sich dem Spiele zu. Altmann vertrieb sie, als er sein Kloster auf dem Berge Göttweig erbaut hatte aus ihren Klöstern. Er setzte gottesfürchtige Männer als neue Klostervorsteher ein und rief Weltgeistliche in die leeren Häuser. Die Vertriebenen drangen darauf, deshalb von Wut erfaßt, mit Waffen ausgerüstet, kühn in das Klöster ein und erbrachen, nachdem sie alle in die Flucht schlugen, den Keller der Brüder. Sie ließen den Wein auf den Erdboden ausfließen. Dieser Übeltat folgte augenblicklich die Strafe Gottes; denn alle fielen in Wahnsinn und suchten das unwegsame Gebiet der Einöde auf.


Nach Kap. 9. V.S.A.

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Diese Seite wurde am 17. August 2002 erstellt.