Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 3

Männer Gottes
Heft Nr. 3 (Doppelheft)

Teil 4

von Sage 98 bis Sage 108


98

ALTMANN RASTET AN DER QUELLE

    Als Altmann noch Student war und eines Tages an einer Quelle mit seinen Freunden rastete, um etwa das Brot einzunehmen, nicht um sich zu sättigen, scherzten sie miteinander und sagten, daß sie Bischöfe werden würden. Gebhard sagte, er werde Bischof an der Salzburger Kirche werden, Adalbero, er werde den Bischofsitz in Würzburg erlangen, Altmann sagte, er werde den Bischofsitz in Passau einnehmen. Dies alles erweist auch so der Ausgang; dennn Gebhard wurde in der Salzburger Kirche als Bischof mit der Infel geschmückt, Adalbero wurde am Würzburger Bischofsitze erhöht, Altmann aber wurde für den Passauer Bischofsitz als Bischof geweiht. Aber auch da ist bemerkenswert, daß jeder derselben in dem Kloster, welches er erbaute, begraben ist: denn Gebhard erbaute das Kloster mit Namen Admont und liegt dortselbst begraben; das Kloster Lambach wurde von Adalbero erbaut, in dem er selbst jetzt beigesetzt ist; die Klosterkirche auf dem Berg Göttweig wurde von Altmann erbaut, und in dieser wurde er selbst begraben.


Nach: Kap. 7.

(Vergleiche Sage Nr. 64)

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99

STIFT GÖTTWEIG AUF DEM WAXENBERG

    Als man einstmals Göttweig erbaute, sollte das Stift auf dem Waxenberge errichtet werden. Man begann es bereits zu erbauen. Die Mauern aber, welche tagsüber errichtet wurden, standen am nächsten Morgen auf dem Göttweiger Berge. Dies wiederholte sich einige Male. Darum entschloß sich der Gründer des Klosters es an seiner heutigen Stelle zu erbauen.


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2. Erzählform:

    Nach anderer Überlieferung stand dasselbe sogar schon längere Zeit auf dein Waxenberge. Den Mönchen war dies aber nicht sehr angenehm, denn der kleinere Göttweiger Berg gegenüber schien ihnen in vieler Hinsicht weit geeigneter. Sie sehnten sieh die Erfüllung ihres Wunsches aufs innigste herbei. Während einmal alle Bewohner des Stiftes im nächtlichen Schlummer lagen, trugen Engel das Gebäude hinüber. Am nächsten Morgen sahen die erwachten Stiftsinsassen zu ihrer größten Überraschung und Freude, daß sich das Kloster in unveränderter Gestalt auf dem von ihnen gewünschten Platze befand. Der Gipfel des Waxenberges wies keine Spur mehr vom darauf bestandenen Stiftsgebäude auf.


Aus: Dr. Plöckingers "Wachaussagen" (1926). Gew.: VS.Dir. Alois Bruckner in Paudorf, Aufz.: Dr. H. Plöcknger, 1925.

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100

VOM GÖTTLICHEN ORAKELSPRUCH

    Als Altmann eines Tages zu Mautern verweilte und den lieblichen Berg Göttweig von ferne sah, erforschte er von den Bewohnern desselben Ortes seine Beschaffenheit. Da sie ihm gewisse, fast unglaubliche Dinge erzählten, befahl er, sein Maultier zu satteln und stieg, freudig von einer großen Schar begleitet, auf einem abgekürzten und steilen Bergpfade hinan, was ein Vorzeichen, wie ich glaube, war, daß in Wahrheit, die dort Gott dienen sollten, durch einen engen und schmalen Weg in den Himmel aufsteigen sollten. Als er den ganzen Berg durchwandert hatte, sah er einen geräumigen Platz, der zum Baue eines Klosters geeignet war. Er schlug dort sogleich sein Zelt auf. Nach der Schlägerung des Waldes, welcher damals dicht herangewachsen war, begann er eine Kirche zu erbauen. Während er noch im Zweifel war, zu Ehren welches Heiligen sie vornehmlich geweiht werden sollte, kam plötzlich ein Bote, den die Herzoge von Böhmen geschickt hatten, der eine kostbare Tafel mit herrlicher Ziselierarbeit überbrachte, auf der das Bild der Gottesmutter ausgeführt war. Das Bild wird noch heute in derselben Kirche mit Ehrfurcht aufgehoben. Dieses küßte der gottgeliebte Bischof. Er sah es gleichsam als durch göttlichen Orakelspruch geschickt an. Er stimmte das Lied "Großer Gott wir loben dich" an und weihte das Kloster alsbald der heiligen Maria. Die Tafel aber hing er auf einer Eiche auf, die noch solange vor dem Altare stand, bis er den ganzen Bau der Kirche vollendet hatte. Diese werde hochstrebend vollendet, feierlich geweiht, mit vielen Gütern von ihm bestiftet und mit vielen Kostbarkeiten bereichert. Als der Bau vollendet war, zogen viele gottesfürchtige Brüder herbei, eröffneten das Klosur und führten das gemeinsame Leben mit feierlichen Handlungen durch.


Nach Kapitel 29, V.S.A.

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101

ALTMANN ERBAUT DAS KLOSTER GÖTTWEIG

    Als ein unwürdiger König das deutsche Land beherrschte, wurde der Bischof Altmann von Passau von seinem Bischofsstuhl verjagt und verfolgt. Er kam als Flüchtling in unsere Heimat und wirkte hier. Die sündhaften Insassen des Klosters Kremsmünster hatten ihr Kloster in Brand gesteckt und das Klostergut vergeudet. Altmann errichtete daher als Ersatz für dieses Kloster ein schöneres auf dem Berge zu Göttweig. Er betreute von diesem Kloster aus Kirche und Volk unseres Heimatlandes.


Nach Kapitel 10 und 16, V.S.A.

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102

SAGE VON FRAU AVA

    Seit dem Jahre 1094 ist in Göttweig eine Benediktiner-Abtei. Der erste Abt war Hartmann, der mit achtzehn Mönchen aus St. Blasien im Schwarzwald kam. Er gründete am Fuße des Stiftsberges im heutigen Klein-Wien die St. Blasienkirche und in deren Nähe ein Nonnenkloster. Die Nonnen beschäftigten sich mit Erziehung und Unterricht von adeligen Fräulein.

    In diesem Kloster soll auch Frau Ava gelebt haben, die als erste Dichterin die deutsche Sprache verwendete. Um 1200 wurde das Nonnenkloster nach Göttweig verlegt. Ein kleiner Rest des früheren Klostergebäudes ist im "Ava-Turm" heute noch erhalten.


Gew.: Margarete Kainzmaier, Furth, 1953.

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103

ALTMANN, UND DER UNWÜRDIGE

    Als einst der Bischof auf dem Berge Göttweig die heilige Messe las, war auch ein fremder Diakon von üblem Rufe anwesend. Dieser erbat von ihm zur Lesung des Evangeliums den Segen. Doch Altmann sah ihn länger an, nahm ihm die Stola von seinem Halse und befahl einem anderen, daß er es lese. Daraus geht hervor, daß dem verehrungswürdigen Manne etwas geoffenbart wurde, was anderen verborgen blieb. Dieser fremde Diakon floh vom Berge zu Heinrich dem König, von Scham ergriffen, und bürdete die übelste Anklage dem Bischof und den Brüdern auf; aber von ihm widerlegt, ging er an der übelsten Todesart zu Grunde.


Nach Kapitel 16, V.S.A.

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104

BISCHOF ALTMANN UND DASS WEINWUNDER

    Eines Tages trug Bischof Altmann dem Mundschenk auf, daß er ihm geheim einen Becher Wasser auf den Tisch stelle, und damit die Beisitzenden es nicht merken, den Schaum von Bier aufgieße. Dieser machte es so, wie es ihm befohlen war, indem er dem Bischof einen Becher mit Wasser vorsetzte. Allein als der Mann Gottes die Flüssigkeit an den Mund setzte, entdeckte er- den Geschmack eine sehr guten, aber ungewöhnlichen Weines. Weil er glaubte, daß der Schenk ihm einen Possen gespielt habe und statt Wasser Weih dargereicht habe, schalt er den Übertreter seines Auftrages streng aus; dieser aber beteuerte unter den Höchsten Eiden, er habe, wie ihm anbefohlen war, Wasser aufgestellt. Der Bischof aber erkannte es als ein Werk der göttlichen Gnade und schwieg, da er es verheimlichen wollte. Allein die himmlische Gnade konnte nicht verheimlicht werden; denn der Schenk entfernte vom Tische den Becher und fand einen sehr guten Wein.


Nach Kapitel 19, V.S.A.

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105

ALTMANN BEFREIT VOM TEUFEL

    Zu einer anderen Zeit geschah es, daß der Bischof, als er am Altare stand und die heilige Messe las, dadurch gestört wurde, daß ein vom Teufel besessener Mensch schrecklich schrie. Da fragte der Mann Gottes, was es gäbe. Die Umstehenden antworteten, es werde ein Mann vom Teufel hart geschüttelt und werde gebunden von vielen Männern mit Mühe gehalten. Diesen ließ der gottgeliebte Bischof zur Armenherberge führen und ihm im Namen Gottes Speisen reichen; von da an wich der böse Geist alsbald aus dem Manne und dieser kehrte gesund in sein Haus zurück.


Nach Kapitel 20. V.S.A.

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106

ALTMANN VERTREIBT DEN TEUFEL

    Als einmal Altmann am Altare stand, um die Messe zu lesen, geschah es, daß einer vom Teufel besessen war. Dieser wurde zu ihm geführt. Er heilte ihn durch Vertreibung des Teufels mit beharrlichem Gebete; er befahl ihm, der Sünde, infolge deren er dem Teufel untertan wurde, zu entsagen. Er sagte ihm aber voraus, daß er, falls er die Sünde wieder begehe, der Herrschaft des Teufels nicht entrinnen werde. Er gab ihm den Auftrag, daß er im Kloster mit den Brüdern das gemeinsame Leben führe. Für ihn baten die Brüder den Bischof, daß er ihn zum Priester weihe. Aber der verehrungswürdige Bischof sagte voraus, es werde ihm nicht frommen, geweiht zu werden. Endlich, durch die Bitten der Brüder erweicht, weihte er ihn zum Priester, wobei er ihm ein schreckliches Gottesgericht vorherverkündete, falls er die Sünde nicht meiden sollte. Als er durch einige Jahre Messe las und unterdessen das verbotene Vergehen mied, dann aber gleichsam die Mahnung des Bischofs vergaß und wie ein Hund, der zum Erbrochenen zurückkehrt, in die frühere Gewohnheit zurückfiel, fühlte er im selben Augenblicke in sich wie früher den wütenden Teufel. Abermals trieb der heilige Mann den unreinen Geist aus, entfernte ihn aber ganz und gar vom Dienste beim Altar und hielt ihn schützend davon ferne, indem er ihm wieder betreffs des gottlosen Werkes Ermahnungen erteilte. Aus Furcht vor dem Bischofe und einer neuen Strafe enthielt er sich durch einige Zeit von der Sünde, aber weil eben leider die lange Gewohnheit der Begierlichkeit als ein Gesetz der Natur angesehen wird, so kehrte er nach dem Tode des Bischofs zu seiner alten Torheit zurück. Da er dies öfter wiederholte, drang der Teufel in ihn ein, indem er, wie geschrieben steht, sieben andere böse Geister mit sich nahm. Er quälte ihn grausam bei Nacht und Tag und offenbarte all seine schändlichen und ruchlosen Werke durch seinen eigenen Mund vor aller Welt. Was soll man dazu sagen? Der unreine Mensch, der durch die gewinnenden Worte des Bischofs nicht umgestimmt wurde, wurde mit harten Fesseln zusammengebunden. Durch das Gefängnis der Menschen wird der eingeengt, der den Schutz der Engel verachtet. Endlich, am Feste der heiligen Maria, in der Fastenzeit, wurde er durch das Gebet der Brüder dem bösen Feinde entrissen und starb nach drei Tagen.


Nach Kapitel 21. V.S.A.

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107

BISCHOF ALTMANN HEILT KRANKE

    Es geschah einst, daß ein von bösen Dämonen besessener Geistlicher vom Bischofe dieser Peiniger entledigt wurde. Diesem erteilte der Bischof den Segen, nötigte den Dämon ihn zu verlassen und stellte die Gesundheit des Menschen wieder her. Einer aus den Brüdern oblag sehr den Gebeten und dem Fasten, weshalb er auch eine gefährliche Blutung erlitt; nachdem er zum Bischof geschickt worden war, erlangte er von ihm den Segen und wurde bald gesund. In gleicher Weise war ein anderer Bruder, der dem Gebete und dem Fasten sehr eifrig oblag, innerlich ganz zusammengebrochen, welcher in ähnlicher Weise durch den Segen des Bischofs geheilt wurde und unter Frohlocken zurückkam.


Nach Kapitel 22, V.S.A.

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108

ALTMANN LINDERT DIE NOT

    Als nach der Schlacht hei Mailberg, die zwischen denn Böhmenherzog und Herzog Leopold geschlagen wurde, große Not herrschte, da Leopold die Schlacht verloren hatte, linderte der heilige Altmann diese in greßem Maße. Durch die hereinbrechende Hungersnot getrieben, kamen alle zum Bischof des Landes und baten um Hilfe und Nahrung. Da der getreue Hausverwalter ans innerstem Herzen mit ihnen Mitleid hatte, verkaufte er alles Gerät seines Bistums bis zum Leintuche und verteilte alles unter die Notleidenden, weshalb er "Vater der Armen" genannt wurde. Auf dem Berge zu Göttweig ernährte er viele Tausende von Armen. Auf diesem Berge nahm er öfters mit seinen Lieblingen geistliche Handlungen vor.


Nach Kapitel 25, V.S.A.

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Diese Seite wurde am 17. August 2002 erstellt.