Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 3

Männer Gottes
Heft Nr. 3 (Doppelheft)

Teil 5

von Sage 109 bis Sage 121


109

ALTMANN UND DER TREUBRÜCHIGE

    Einst kam ein Graf, der dem König Heinrich IV. treu ergeben war zu Bischof Altmann. Er beteuerte ihm gegenüber seinen Gehorsam und bekräftigte das Versprechen mit einem Eide. Als er zufällig eine Schar Krähen sah, wünschte er sich selbst Böses an mit den Worten, daß ebenso viele Teufel seine Seele in Besitz nehmen sollten, als er Krähen gehe, wenn er die Altmann versprochene Treue nicht hielte. Aber nicht viel später wandte er sich, nachdem er den Friedensvertrag gebrochen hatte, dem König zu und wurde ein Feind der Kirche und des Bischofs. Doch Altmann belegte ihn mit der Strafe des Kirchenbannes, worauf die rächende Strafe Gottes sofort folgte. Denn unvermutet von Feinden umringt, wurde er mit vielen Wunden bedeckt, und nachdem ihm fast der Oberschenkel vom Rumpfe getrennt worden war, hinkte er für alle Zeit.


Nach Kapitel 23, V.S.A.

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110

ALTMANNS TOD

    Als Bischof Altmann im Dorfe Zeiselmauer vom Fieber befallen wurde und dortselbst verschied, war die Trauer im Vaterlände groß. Man brachte ihn in Begleitung einer großen Zahl trauernden Volkes in sein Kloster auf dem Berge Göttweig. Dortselbst empfing ihn der Brüder Schar mit großer Wehklage und Trauerliedern. Als man seinen Leib der Erde übergab, eilte viel adeliges und gemeines Volk herbei, um vom geliebten Toten Abschied zunehmen. Groß war auch die Zähl der Armen, die man auf dem Berge Göttweig speiste, um Altmann ein gutes Gedächtnis zu bewahren. Erzbischof  T y e m o  hielt das Lobopfer und übergab den Leib des Entseelten der Erde. Er wurde in der Kirche seines Klosters bestattet. An seinem Grabmal ereigneten sich viele Wunder.


Nach Kapitel 31, V.S.A.

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111

AM GRABE ALTMANNS GENESEN

    Voll Krankheit und Leid eilten viele zum Grabe des heiligen Mannes. Sie flehten um Erlösung von Pein und Not. Da geschah es eines Tages, daß ein Mädchen, das von einem unreinen Geiste in Besitz genommen worden war, von ihren Eltern zum Grabe des Heiligen gebracht wurde. Es wurde dort auf wunderbare Weise in kurzer Zeit geheilt und vom Dämon befreit. Frohen Herzens verließen die Eltern und ihr Kind die gottgeweihte Stätte. Durch die Fürbitte des Heiligen war der Dämon dem Leib des Mädchens entwichen.


Nach Kapitel 32, V.S.A.

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112

EIN BÖSER DÄMON ENTWEICHT

    Ein von einem bösen Dämon befallener Mönch wurde gefesselt zum Grabmale des heiligen Altmann gebracht. Er erfüllte alles mit fürchterlichem Gestank und Geschrei. Doch die frommen Brüder beteten beharrlich für ihn. Da stürzte der Besessene plötzlich zusammen und spie angesichts aller einen kohlschwarzen Käfer aus dem Munde, der aber nirgends mehr zu sehen war. Während die Brüder beteten, starb der durch seine Besessenheit arg herabgekommene Mönch am Grabmale des heiligen Mannes.


Nach Kapitel 32, V.S.A.

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113

DER TODGEWEIHTE KLOSTERBRUDER

    Zu einer Zeit erhob sich ein großes und schreckliches Ungestüm eines Wirbelwindes. Er erschütterte die Berge und warf die Dächer der Häuser, Kirchen und Türme herab. Während dieser schwer toste und alles aus der Fassung brachte, stieg ein verrückter Bruder ohne Wissen der anderen Mönche auf das fast 20 Schuch hohe Oratorium der Kapelle des hl. Michael. Unterdessen sangen die anderen Brüder das nächtliche Gebet. Da fiel der Verrückte von oben herabgleitend auf den Estrich der Kirche. Trotz seines tiefen Falles wurde er noch lebend aus dem Gotteshaus getragen, doch starb er nach Empfang der Sterbesakramente am gleichen Tage. Auf wunderbare Weise hatte der heilige Altmann seine schützende Hand über das Heiligtum gehalten, damit es nicht durch das Blut eines Sterbenden entweiht würde.


Nach Kapitel 35, V.S.A.

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114

WUNDERBARE HEILUNG EINES TAUBSTUMMEN

    Ein Weib hatte einen kleinen Sohn, der von Geburt an stumm und taub war. Nachdem sie ihn nach Göttweig brachte und neben dem Grabmale des Bischofs hinstellte, ging sie unter Weinen hinaus. Nach kurzer Zeit erhielt der Knabe die Gabe der Rede wieder und lief gesund aus der Kirche hinaus. Die Mutter hörte das Schreien ihres Kindes. Darüber war sie hoch beglückt und pries Gott.


Nach Kapitel 33, V.S.A.

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115

IN DIE HÖLLE ENTRÜCKT

    Ein gläubiger Mann von frommer Lebensweise wurde in die Hölle entrückt. Dort schaute er viele unerträgliche Marter. Er sah auch manchen Fürsten und Bürger, den er kannte. Von diesen vernahm er vieles, was sie verschuldet hatten und weshalb sie in der Höllenpein sich befanden. Als er dieses Elend geschaut hatte, wurde er auf ein Blumenfeld geführt, das durch Duft und Licht sehr ausgezeichnet und mit Tausenden sich Freuender erfüllt war. Es war ein Berg aus Marmor, welcher durch jede Lieblichkeit und Anmut sich auszeichnete, auf dem er das Kloster Göttweig gesehen zu haben behauptete, das in sehr großem Glanze blinkte. In diesem sah er Bischof Altmann mit den Brüdern, welche er hier kannte, durch höchste Schönheit des Antlitzes und der Kleidung blitzend, mit dem er viel sparach. In derselben Stellung sah er auch Sigiberch mit Bischof Anno und seinen Brüdern, von denen er viele Aufträge erhielt, welche er nachher nach seiner Rückkehr mitteilte.


Nach Kapitel 33, V.S.A.

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116

AM GRABE ALTMANNS SEHEN BLINDE

    Einer aus der Dienerschaft des Klosters war lange Zeit des Augenlichtes beraubt, hatte die heiligen Orte durchwandert wo er durch die Verdienste der Heiligen sich die Gnade der Gesundheit erhofft hatte. Er kehrte aber, als er sie nicht fand, ins Kloster zurück und verblieb in Trauer in seiner Blindheit wie früher. Einst kam es ihm in den Sinn, seinen mächtigen Schutzherrn mit unermüdlichem Gebete um die Wiedererlangung des Augenlichtes anzurufen. Als er nun häufiger und andächtiger am Grabe Altmanns betete, sagte er eines Tages, als er unter Führung eines Knaben beim Hinausgehen zur Kirchentür kam, plötzlich zu dem Knaben: "Laß mich, weil ich allein gehen kann; ich sehe ja!" Und von dieser Stunde an ging er zu seiner Arbeit, sah, frohlockte und pries Gott.


Nach Kapitel 56, V.S.A.

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117

DIE HEILUNG EINES LAHMEN

    Ein Konventbruder wurde schon lange von einer schweren Krankheit geplagt. Er war dadurch sehr verzweifelt. Da wurde eines Tages einer Schwester des angeschlossenen Frauenklosters zu Göttweig geoffenbart, er werde die frühere Gesundheit wieder erlangen, wenn für ihn zur Ehre des seligen Altmann Opfergaben dargebracht würden und eine Messe in Anwesenheit des Kranken für die armen Seelen gelesen würde. Er wurde von vier Trägern auf einer Tragbahre herbeigebracht, während zwei andere den Hin- und Herschwankenden stützten. Da während des heiligen Meßopfers die Kräfte merklich wuchsen, erklärte der Lahme, keiner fremden Stütze weiter mehr zu bedürfen. Nach Vollendung der heiligen Handlung aber kehrte er in das Krankenhaus schon unter Gebrauch seiner Füße zurück, während ihn nur ein Bruder stützde. Nachdem er seine volle Gesundheit nach wenigen Tagen erlangt hatte, erhob er sich rastlos zu seien Pflichtarbeiten, indem er nach dem Befehle des Abtes aus- und einging.


Nach-Kapitel 58, V.S.A.

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118

DIE HEILUNG EINER LAHMEN

    Ein Mädchen aus dem benachbarten Dorfe namens   M u r l i n g e n  (Meidling), die Tochter eines angesehenen und bekannten Ritters mit Namen Wolfker, wurde von der Mitte des Körpers an plötzlich vom Schlagfluß gelähmt. Sie wurde Berta genannt. Die Kunst der Ärzte stand ihr bei, nützte ihr aber nichts. Der Arzt selbst riet, durch die Verdienste des heiligen Altmann lieber die Hilfe Gottes anzurufen. Sie wurde zum Grabe des heiligen Gottesmannes geführt. Sie betete; es beteten auch ihre Eltern, und das Gebet der vertrauensvoll Flehenden wurde erhört, und ihr die Gesundheit zum Zeichen der Erhörung wiedergegeben. Es verblieb aber doch zur Förderung einer größeren Demut der Geheilten ein Rest der Schwäche. Aber am Jahrestag der Beisetzung des heiligen Bischofs eilte sie wieder zu dem zärtlichen Arzte und erlangte, während sie im Gebete lag, das gewünschte Heilmittel, das sie erflehte. Sie genas von all ihrer Krankheit.


Nach Kapitel 58, V.S.A.

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119

DIE RETTUNG VOR DEM "WISSENDEN"

    Ein Weib hatte einen Dämon von so großem Ungestüm und so großer Raserei, daß kaum jemand mit ihr wohnen konnte. Geschrei und Raserei allüberall, wo sie war; denn alle ihre Glieder wurden vom Geiste der Raserei hin- und herbewegt. Zuweilen brachte derselbe Dämon, der der "Wissende" genannt wird, den Mund der Besessenen zur Offenbarung von Wissenschaft, als ob dieses Weib die Erkenntnis der Wissenschaft durch Studien selbst erlangt hätte. Und fürwahr, sie konnte, was vielen als wunderbar erschien, das Glaubensbekenntnis wörtlich hersagen, wie es der katholische Glaube hat. Und dennoch ist dies nicht wunderlich, da die Schrift sagt, daß die Teufel den Glauben haben, aber nicht die Werke. Als diese Frau mit der feierlichen Prozession der Pfarrgemeinde Tulln zum Grabdenkmale des seligen Mannes gebracht wurde, wurde durch die Verdienste des heiligen Bischofs, der so arge Dämon aus ihr ausgetrieben, und sie war befreit.


Nach Kapitel 61, V.S.A.

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120

HEILUNG EINES NERVENKRANKEN

    Ein gebrechlicher Mann aus dem Dorf Laach (Maria Laach?) litt an einem solchen Leibesübel, daß er infolge der Verminderung seines Lebensblutes der Adern gekrümmt war und nicht aufrecht gehen konnte, sondern statt der Füße mit Gebrauch seiner Hände kriechend sich fortschleppte. Trotzdem er weit entfernt wohnte, hatte er von den wunderbaren Wirkungen dieser Gnadenstätte erfahren. Er entschloß sich auf göttliche Eingebung hin, in der Hoffnung auf Gesundheit, das heilbringende Grab des seligen Mannes aufzusuchen. Er flehte mit Gelübden und Gebeten eindringlich zu Gott. Und siehe, o Wunder, die zusammengezogenen Nerven fingen unter Krachen an sich auszudehnen und die trockenen Gänge der Adern mit Blut sich zu füllen. Der Krüppel erhielt neue Kraft. Er war genesen und pries seinen Heilbringer.


Nach Kapitel 62 d. V.S. Altmanni.

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Der heilige Koloman

121

DER STEIN DES HEILIGEN KOLOMAN

    Zur Zeit als Niederösterreich bald von den Böhmen, bald von den Magyaren aus Ungarn gebrandschatzt wurde, begab sich ein Königssohn aus Britannien auf die Pilgerschaft ins Heilige Land. Als er nun ins Waldviertel kam, rastete er auf einem Steine, wusch sich hier die Augen und badete die Füße in dem Bründl. Seit der Ziet hilft hier das Wasser gegen Augen- und Fußleiden. Koloman zog dann weiter. Als er gegen Stockerau kam, wurde er gefangen genommen, weil man ihn, der in einer fremden Sprache redete, für einen magyarischen Spion hielt. Da er sich nicht verständlich machen konnte, sägte man ihm die Füße ab, damit er nicht weiter wandern könne. Sodann wurde er an einem dürren Baum aufgehängt. Aber der Leichnam verweste nicht und der dürre Baum begann zu grünen und blühen. Als dieses Wunder der Herzog erfuhr, befahl er die feierliche Bestattung des toten Wandersmannes. Bald darauf trat die Donau aus ihren Ufern und überschwemmte die Stadt Stockerau sowie ringsum das ganze Land. Nur der niedrige Grabhügel des fremden Pilgers blieb vom Wasser, auf wunderbare Weise verschont. Als die Wasser wieder verlaufen waren, öffnete man das Grab des Heiligen und sah, daß der Körper noch immer unverwest war. Man überführte nun die Leiche in das Kloster Melk, und errichtete über ihr einen Altar. Da sich auch hier Wunderbares ereignete, so wurde der fremde Königssohn heiliggesprochen und zum Landespatron erhoben. Der Stein aber, auf dem der Heilige gemartert worden war, kam über Befehl des Herzoges nach Wien und wurde zur allgemeinen Erbauung, links am Eingang des Bischofstores am Stefansdom in den Pfeiler eingemauert. Auf dem weißen Quarzsteine steht in lateinischer Schrift eingemeiselt: "Dies ist der Stein, auf dem bei Absägung der Beine des heiligen Märtyrers Koloman das Blut geflossen ist, welchen hieher der Durchlauchtigste Herr Rudolf IV., Herzog von Osterreich, gesetzt hat. 1461."


Frau Saga: 1. Reihe Nr. 60, Seite 63.

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Diese Seite wurde am 17. August 2002 erstellt.