Männer Gottes
Heft Nr. 3 (Doppelheft)
Teil 6
von Sage 122 bis Sage 130
122 DIE VORENTHALTENE SANKT KOLOMAN-SPENDE
Vor vielen hundert Jahren herrschte im Kloster Melk der
Brauch, die Pilger, welche am Sankt Kolomanstage nach Melk
wallfahrten, mit der Sankt Kolomanspende zu beteilen.
Gew.: Draskovich in Melk. Aufz.: Dr. Hans Plöckinger in Krems, 1926. |
123 DIE KOLOMANSWUNDER
Zu den Zeiten Kaiser Heinrichs des Heiligen wanderte der
irische Prinz Koloman auf einer Pilgerreise durch Österreich. Das
Land litt damals schwer unter den Einfällen der Böhmen und
Magyaren und die ängstlichen Leute nahmen den Fremdling in
Stockerau als vermeintlichen Späher gefangen. Da von ihm als der
deutschen Sprache Unkundigen nichts heraus zu bekommen war,
als daß er ins heilige Land ziehen wolle, was man ihm aber nicht
glaubte, wurde er zu Tode gefoltert und auf einem verdorrten
Hollunderbaum gehängt. Weil dieser aber darauf hin zu blühen
begann und der Leichnam unversehrt blieb, ja sogar oft zu bluten
begann und Wunderheilungen bewirkte, wurde er feierlich
bestattet. An seinem Grabe, in einer kleinen Kapelle, erwiesen
sich ebenfalls viele Wunder. Um dem Heiligen aber eine würdige
Ruhestätte zu schaffen, ließ Markgraf Heinrich seinen Leichnam im
Jahre 1014 feierlich nach dem Kloster Melk bringen.
Gew.: Buch: Geschichte von dem heiligen Pilger und Märtyrer Koloman.
(Kremserdruck 1734.) Siehe auch Wachausagen von Dr. H. Plöckinger. 1926. |
124 SANKT KOLOMAN LÄSST SEIN PFERD BESCHLAGEN In einem kleinen Dorf des Waldviertels nächst Rastenfeld lebte einst ein Schmied. Bei diesem ließ der heilige Koloman, als sein Pferd auf der Pilgerfahrt ins heilige Land ein Hufeisen verloren hatte, sein Rößlein neu beschlagen. Als er den Schmied für seine Arbeit bezahlen wollte, verlangte dieser keinen Lohn, weil er alles, was er tue, um Christi Willen verrichte. Der heilige Koloman verlieh ihm aber zum Dank die Gabe, gegen Tod und Teufel gefeit zu sein.
Gew.: Hermann Beck aus Mottingeramt. Aufz.: Dir. Hans Faulland, Rastenfeld,
1952. |
125 SANKT ALBINUS ZU SANKT JOHANN Vor langer Zeit lebte in der Wachau ein frommes Geschwisterpaar. Albinus und Rosalia führten ein gottgefälliges Leben und starben als Heilige. Nachdem die heilige Rosalia bereits früher gestorben war, hielt Albinus am Grabe seiner Schwester Totenwache. Aber auch sein Leben ging zu Ende. Als er nun verschied, war die Stelle des Wächters am Rosaliengrabe verwaist. Man stellte sein Standbild als Wächter am Grabe der Heiligen auf, wo es sich noch heute findet. |
126 DAS ALBINUSHEBEN ZU SANKT JOHANN Das Standbildnis des heiligen Albinus, welches sich in der kleinen Wachauer Kirche zu Sankt Johann befindet, hatte einst seinen Standplatz in der Kirchenmitte. In dieses Kirchlein wallfahrten einst große Scharen Volkes, um Vergebung ihrer Sünden zu erlangen. Jeder Reuige, der das steinerne Standbild des Albinus zu heben vermochte, konnte auf Vergebung seiner Sünden hoffen, wenn er aufrichtig beichtete und reuevoll Buße tat. Versuchte aber ein sündhafter Mensch ohne aufrichtige Reue das Bildnis zu heben, so vermochte er nicht dasselbe von der Stelle zu bewegen. Besonders bei Braut- und Eheleuten, die etwas auf Treue hielten, war es sehr beliebt, das Standbild des Heiligen zu beben. Im Laufe der Zeiten wurde der einst weiße heilige Albin infolge des oftmaligen Hebens durch Männer, die so ihren Frauen die Treue mit Hilfe des Heiligen beweisen wollten, und umgekehrt durch Frauen, so schwarz, daß die Jungfrauen von Arnsdorf, das benachbart liegt, beschlossen ihn an die Donau zu tragen und dort abzuwaschen.
Aus Frau Saga, 3. Reihe, Nr. 101, Seite 93. |
127 SANKT ALBINUS UND DIE ARNSDORFER JUNGFRAUEN Die Arnsdorfer Mädeln wollten einst das Standbild des heiligen Albinus, das durch das brauchmäßige Albiniheben arg verschmutzt war, reinigen. Sie tragen es deshalb zur Donau, um es dort zu waschen. Das geschah auch, aber unter allerhand unziemlichen Spott- und Stichelreden. - Als nun das Standbild schön weiß gewaschen war und der Heilige wieder nach Sankt Johann zurückgebracht werden sollte, konnte keine der Jungfrauen den heiligen Albinus heben. Er hatte sich so schwer gemacht, weil ihn die Dirnen durch ihr ungehöriges Treiben beleidgt hatten. Da blieb ihnen nichts anderes übrig, als den Pfarrer von Sankt Johann zu holen und ihm ihre Schuld einzubekennen. Der Geistliche verwies zuerst den Mädeln ihre Ungehörigkeit, legte Ihnen eine Buße auf, hob dann ganz ohne Mühe den Heiligen und trug ihn in die Kirche zurück.
Frau Saga, 3. Reihe, Nr. 101, S. 98, und Plöckingers Wachausagen S. 46, Nr. 38. |
128 DIE ENTFÜHRUNG DES HEILIGEN ALBINUS
Im Gotteshause von Sankt Johann im Mauertale fand man
nicht nur Genesung von Krankheiten, sondern der heilige Albinus
genoß auch als Schutzpatron der Schiffer große Verehrung.
Trotzdem erlaubten sich vor langer Zeit Mutwillige Schiffsknechte
einen sonderlichen Spaß. Sie trugen das Bildnis auf das Schiff und
stellten es auf dessen Gransel. Dann fuhren sie weiter. In Sankt
Nikola, wo sie nächtigten, wurde im Gasthause lustig gezecht. Als
die Schiffsleute am Morgen die Vorbereitungen zur Weiterfahrt
trafen, bemerkten sie zu ihrem Schrecken. daß der Heilige spurlos
verschwunden war.
Aus Dr. Plöckingers Wachausagen, S. 46, Nr. 38. Gew.: Allgemeines Volksgut. |
129 DER HEILIGE WOLFGANG UND DIE SPATZEN
Der heilige Wolfgang war lange Zeit in Ungarn als
Glaubonsbote tätig gewesen und hatte viele Heiden bekehrt. Da
wanderte er wieder nach Bayern zurück und kam auf dem
Heimwege durch den Wolfsteiner Graben. Am Ende desselben
setzte er sich ganz ermüdet auf einen Stein nieder, um seinen
Hunger zu stillen. Er hatte bloß ein Stück trockenen Brotes zu
verzehren. Bei dieser kargen Mahlzeit waren eine Schar Spatzen
seine ungebetenen Gäste. Gern gab ihnen der Fromme viele
Stücklein. Als er sich aber nach der Stärkung ins Gebet vertiefte
und ihm dabei die Spatzen keine Ruhe gaben, sondern sogar aus
seiner Tasche das Brot stahlen, da wurde Sankt Wolfgang so
böse, daß er die kecken Vögel mit der Hand verscheuchte und
ausrief: "Hinaus aus dem Graben! Da herinnen darf sich kein
Spatz mehr blicken lassen."
Aus Dr. Plöckingers Wachauer Sagen (1926), Seite 37, Nr. 29. |
130 SANKT JAKOBUS IM SCHNEE
In der Kapelle der Burgruine Wolfenstein wurde das Bild
des heiligen Jakobus des Jüngeren als Wettermacher verehrt.
Eines Tages war der Heilige aus der Kapelle plötzlich
verschwunden. Ein Bauer des nahen Dorfes Gansbach, der seinen
besonderen Schutz nur für sich in Anspruch nehmen wollte, kam
auf den Einfall, ihn in sein Haus zu tragen. Im tiefsten Winter
verließ aber der Heilige seine neue Behausung und kehrte bei
Schneesturm in seine alte Kapelle zurück. Da dieses Wunder in
einer Schneenacht geschah, wird seit dem das
Bild
Aus: Maillys n.ö. Sagen, Nr. 159. |
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