Männer Gottes
Heft Nr. 3 (Doppelheft)
Teil 7
von Sage 131 bis Sage 139
131 SANKT JAKOBUS IN WOLFSTEIN In der Kapelle der einstigen Burg Wolfstein im Wolf steinergraben stand das Standbild des heiligen Jakob. Dieses war beim Volke in hohem Ansehen stehend und es pilgerten viele Menschen dahin. Durch die Wallfahrer, die oft aus weit entfernten Orten zur Wallfahrtskapelle kamen, floß viel Geld in die Taschen der Bauern und Wirte. Dies ärgerte die Gansbacher und sie beschlossen, den Heiligen zu stehlen und nach Gansbach zu entführen. Hier wollten sie ihn in der Kirche zur Aufstellung bringen. Dadurch wollten sie auch die Wallfahrer nach dem Ort lenken. Eines Abends machten sich deshalb zwei Mämmer aus dem Dorfe auf den Weg zur Wolfsteiner Kapelle und trugen nachts das Standbild des beliebten Gottesmannes nach Gansbach. Sie brachten dieses in die Kirche und stellten es auf einem Altare auf. Als am Morgen der Pfarrer nach dem Heiligenbild Ausschau hielt, war dasselbe wieder verschwunden. Man fand es in seiner Kapelle zu Wolfsstein wieder. Seit dieser Zeit unternahmen es die Gansbacher nicht mehr, den Heiligen zu entführen.
Nach dem Manuskript W. Leeb im Stiftsarchive zu Göttweig. |
2. Erzählform:
Der Apostel Jakob der Jüngere wird als Schutzheiliger für
schönes Wetter sehr geehrt und darum wurde auch sein Standbild
in der Kapelle der alten Wolfsteiner Burg aufgestellt. Er erwies
sich dem Wolfensteiner Tale sehr gnädig, indem er hier immer
besseres Wetter sein ließ als in der nächsten Umgebung. Darob
waren namentlich die Gansbacher neidig und einige von ihnen
gingen nach Wolefenstein hinüber, schlichen in der Nacht in die
Burgkapelle und stahlen den heiligen Jakobus. Mühsam wurde er
nach Gansbach geschleppt und dort in der Kirche an einem recht
schönen Platze aufgestellt. Als die Wolfensteiner den Diebstahl
entdeckten, waren sie ganz betroffen und suchten ihren Heiligen
überall. Alle Mühe war aber vergebens.
Aus Dr. Plöckingers Wachausagen, S. 38-39, Nr. 30. |
132 DER HEILIGE MIT DEM SACKE 1. Erzählform: (zu Freischling) Zur Zeit der Türkenkriege war über unsere Heimat große Not hereingebrochen. Im Gefolge derselben fanden sich Seuchen und darunter auch die "S c h w a r z e n B l a t e r n", ein. Viele Menschen fielen diesen Krankheiten zum Opfer. Der Geistliche des Ortes rief die Leute zusammen, um durch gemeinsames Gehet die Krankheit abzuwenden. Das Gebet wurde erhört und für die Errettung vor dieser Krankheit setzte man an der Straße von Freischling nach Raan ein Heiligenstandbild des heiligen Felix. Dieser trägt auf seinem Rücken einen Sack, der, wie das Volk sagt, die erloschenen "Schwarzen Blattern" beinhaltet.
Gew.: Schulleitung Freischling, Direktor Höbarth. Aufz.: 1952. |
2. Erzählform: (Krummau a. Ka.) Einst wanderte ein Klosterbruder, der heilige Felix, von Ort zu Ort, um für seine Mitbrüder, die durch die Hussitten arg zu Schaden gekommen waren, milde Gaben zu erbitten. Die eingesammelten Spenden verwahrte er in einem Sack, den er auf dem Rücken trug. Wo er vorsprach, erhielt er milde Gaben. So kam er auch nach Krummau im Waldviertel. Hier hatten die Feinde gleichfalls sehr übel gehaust, sodaß manche dem Heiligen seine Bitte abschlagen mußten. Auch der Burgkaplan konnte nichts geben, da er selbst gänzlich ausgeplündert worden war. Ein alter Einsiedler gab ihm aber eine reiche Spende, denn seine Klause hatten die Feinde unbehelligt gelassen. Er teilte mit dem Klosterbruder das letzte Brot. Als nun der Kapuziner gegen Krummau wanderte, wurde ihm der Sack immer schwerer. Er mußte daher sehr oft rasten. Im Orte angelangt, mußte er die Feststellung machen, daß der Sack plötzlich mit Brot prall gefüllt war. Der Klausner, der ihm sein Brot gegeben hatte, war niemand anderer als der heilige Anton. Die wunderbare Brotvermehrung veranlaßte das Volk zum steten Gedenken die Felixsäule zu errichten.
Frau Saga, 4. Reihe, S. 113, Nr. 151. |
133 SANKT BERTHOLD MIT DEN FISCHEN
Als einst die Gottesburg Kettwein im Schweißbade
feindlicher Belagerung sich befand und die Lebensmittel bereits
aufgezehrt waren, half Sankt Berthold aus schwerster Not.
Darüber erzählt nun die Sage:
Gew.: Rauscher Gertraude in Paudorf. Aufzeidinung 1952; ferner: Dr. Plöckingers Wachausagen
(1926). |
134 DIE HEILIGEN RASTEN Als unser Herr durch das Waldviertel wanderte, rastete er zu wiederholten Malen. So ruhte er zuerst nächst Gföhl zu Rastbach, wo sich noch die Abdrücke seines Fußes und seines Wanderstabes in einem Felsblock befinden. Als er weiter gegen Westen kam, rastete er, da er müde geworden war, im freien Felde nächst dem heutigen Orte Rastenfeld. Er kam nicht mehr weit, da es Abend wurde. Er rastete und übernachtete auf einem Berge am Purzelkamp. Ein Ritter erbaute dort später eine Burg und nannte sie Rastenberg.
Frau Saga, 3. Reihe, Nr. 41, S. 45. |
135 SANKT URBANUS UND DER BINDER
Im schönen Maien, wenn alles sprießt und die Blüten ihre
Köpfchen in die goldene Frühlingssonne heben, feiert ein Mann
Gottes seinen Gedenktag. Das Volk der Weingegend des
Kamptales feiert ihn besonders als seinen Schutzheiligen. Dieser
heilige Urbanus ist ein gar sonderbarer Geselle, denn er ist den
Weinhauern Freund und Feind zugleich. Oft benimmt er sich recht
unwirsch und vernichtet das seinem Schutz empfohlene Gut. In
diesem Falle ist es dann mit der künftigen Lese endgültig vorbei.
Und so geschah es auch einmal zu Langenlois, daß die Hauer
wegen der vernichteten Weinernte, die Binder ob des
entgangenen guten Faßgeschäftes, auf den Heiligen nicht gut zu
sprechen waren. Heftiges Murren ging ob der Unzuverlässigkeit des
heiligen Urbanus durch das Weinhauervolk von Langenlois. Der
Unwille machte sich in Worten und Taten kund. So weiß man
dortselbst zu erzählen:
Nach Dr. Plöckinger und K. Spitzwieser als Gewährsleute und
Aufzeichner. (1951). |
136 SANKT CHRISTOPH UND DIE HEILIGE MARIA Es war einmal ein jüdischer König namens Herodes. Der war ein Feind der Christen und wollte die Mutter Gottes mitsamt dem Christkindl ermorden. Darum ist sie auf- und davongegangen. Sie war damals bis an die Donau in der Wachau gekommen. Aber nirgends fand sie eine Brücke oder eine Überfuhr. In ihres Angst ist sie bald stromauf, bald stromab gelaufen und hatte nach einem Schiffmann berufen. Das Rufen vernahm aber der heilige Christopherus, der damals aus der oberen Gebend zu uns hergewandert war. Er kam auf das Rufen quer über das Wasser auf die andere Seite gegangen. Er hat zuerst die heilige Maria und dann das Kind, durch die Donau auf das jenseitige Ufer getragen, denn alle zwei auf einmal wären ihm doch zu schwer geworden. Die Mutter Gottes ist dann durch das Waldviertel weitergewandert und wo sie gerastet hat, sind später Wallfahrtskirchen gebaut worden. Dem heiligen Christoph zu Ehren, hat man aber sein Bild auf die Kirchen in der Wachau gemalt.
Aus Frau Saga, 5. Reihe, Nr. 57, S. 44. |
137 SANKT CHRISTOPHERUS ALS SCHUTZPATRON
An vielen Wachauer Kirchen, wie zu Stein, Weißenkirchen,
Sankt Michael und Spitz, gab es in früheren Zeiten große
Christopherusbilder. Sie wurden an die weithin sichtbaren
Kirchen gemalen, um sie den Gläubigen stets sichtbar aufzuzeigen.
Das Volk hatte die Meinung, daß demjenigen, der Sankt Christoph
an einem Tage erblickt hatte, nichts mehr zustoßen könnte, was
ihn an Leib und Seele gefährden könnte. Da Christoph einst
Maria und das Jesukind durch den Strom getragen hatte, ließ ihn
als besonders beliebten Schutzpatron der Schiffer erscheinen.
Darum waren auch die Christopherus-Bildnisse aller Kirchen zur
Donau gewendet angebracht. Die Stoßgebete der
Vorüberfahrenden stiegen zu ihm empor, daß er Schiff und
Schöffleut vor Schiffbruch an den in den Fluß gestellten
Hindernissen zu Sankt Michael und Dürnstein bewahre und
glücklich vorüber gelangen lasse. Der Glaube an den
Schifferpatron war tief in ihren Herzen verwurzelt, ihr Vertrauen an
ihn unerschütterlich.
Nach Dr. H. Plöckingers Aufzeichnungen. |
138 DER EINSAME CHRISTOPHERUS Am Ufer der Donau saß zu Stein einsam der heilige Christopherus. Die Nacht war über das Donautal herabgesunken und umhüllte alles mit ihrem schwarzen Schleier. Da drang an Sankt Christopherus Ohr, vom Strome her, ängstliches Rufen. Der Heilige horchte in die Nacht hinaus und nahm dann seine Laterne. Er stieg zum Wasser nieder und spähte umher. Da sah er, wie ein Kind, von den Fluten mitgerissen, im Strome trieb. Mit seinem mächtigen, baumgleichen Stocke rettete er dasselbe.
Gew.: Tegel Rosa in Stein. Aufzeichnung durch Hofer Manfred, 1952. |
139 DIE HEILIGE OTTILIE MIT DEN AUGÄPFELN Es ist schon lange her, da pilgerten viele Menschen zum Rißlingbache in Weißenkirchen, der nahe dem Weißkirchner Friedhofe vorbeifließt. An diesem Wässerlein steht eine alte Wegmarter, die der heiligen Ottilie geweiht ist. Heute schmückt diesen Bildstock ein Bildnis, welches eine Bauernfrau mit einem Betbuche darstellt. Auf dem Buche bemerkt man bildliche Darstellungen, die Augen ähnlich sind. An der Stelle dieses Bildes war einst das Heiligenbildnis der hl. Ottilie angebracht, das aber durch Wind und Wetter fast unkenntlich geworden war. Dieses stellte die Heilige dar, wie sie auf einem Teller ein Paar Augäpfel trug. Einst weihte man diesen Bildstock der frommen Frau, da sie durch ihre Fürbitte für viele augenleidende Menschen Gesundheit erflehte. Man setzte dieses Marterl hieher, da auch das vorüberfließende Bächlein heilsames Wasser führte, welches Augenkrankheiten heilte. Es erzählt die Sage, daß das Bachwasser dieses Gerinnes solche Heilkraft hatte, daß von weit und breit kranke Menschen hieher eilten, um zu gesunden. Die umliegenden Gemeinden schätzten das heilsame Wasser so hoch, daß sie um die Erlaubnis baten, aus dem Bache Wasser für Heilzwecke entnehmen zu dürfen, wie heute noch eine Schrift aus dem 16. Jahrhundert im Weißenkirchner Gemeindearchiv ausweisen soll. Heute fließt das Bächlein unbeachtet inmitten der Weingärten und die Wegsäule sinkt vom Zahn der Zeit zernagt in Trümmer, ohne daß die Bewohner der Wachau darum Bescheid wüßten.
Frau Saga, IV. Reihe, Nr. 122, Seite 93. |
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