Meiner Mutter gewidmet,
deren Wunsch es immer war,
daß der Sohn ein Buch schreibe |
|
|
Vorwort |
|
Was 1997 bei der Veröffentlichung der Ebratshofner Chronik als Frage im Raum stand, nämlich: |
|
‚Wer wird eine Grünenbacher Chronik schreiben?‘ |
|
ist hiermit beantwortet. Als Ergebnis von drei arbeitsreichen Jahren liegt nun auch eine Grünenbacher
Chronik vor, mehr als 500 Seiten umfassend. Damit hat jede Pfarrei der Pfarreiengemeinschaft
Stiefenhofen / Ebratshofen / Grünenbach ihre Chronik mit einem Höchstmaß an Information über
das, was war und was ist. |
|
Im Gegensatz zum Stiefenhofner Heimatbuch „Stiefenhofen – Mittelpunkt am Rande“ und zur Ebratshofner Chronik kann sich die Grünenbacher Chronik auf Vorgänger beziehen, auf |
|
ENDRES Wendelin Anton, |
Die Geschichte der Pfarrei Grünenbach Verlag Tobias Dannheimer, Kempten 1860 |
|
SCHELLER Ludwig, |
Beiträge zur Ortsgeschichte der Gemeinde Grünenbach
Volkstümliche Veröffentlichungen des Heimatpflegers für den Landkreis Lindau/B. – Heft Nr. 1 ohne Jahresangabe |
|
SATZGER Gebhard, |
Häusergeschichte der ehemaligen Gemeinde Schönau
Kopie einer Chronik in Maschinenschrift |
|
ADLER Katharina, |
Lebenslandschaft – Mitteilungen aus dem Allgäu
Elster-Verlag 1985 |
|
|
Dazu eine kurze Charakterisierung: |
|
Das 123 Seiten starke Büchlein von ENDRES ist eine erste Sammlung von Fakten und Daten, die sich durch einen recht blumigen Stil auszeichnet, von dem Kostproben geboten werden. Wo er in die Pfarrbücher Einsicht hatte und für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, das er selbst miterlebte, ist ENDRES durchaus Glauben zu schenken. Von anderem, was weiter zurückliegt, besitzen wir heute genauere Erkenntnisse, so daß manches, was er schreibt, mit einem Fragezeichen versehen werden muß. |
|
Die „Beiträge zur Ortsgeschichte der Gemeinde Grünenbach“ von SCHELLER beziehen sich – von wenigen Ausnahmen abgesehen – auf Artikel in den verschiedenen Bänden der WESTALLGÄUER HEIMATBLÄTTER, auf die leider nicht verwiesen wird. Wo immer möglich, wird in der Grünenbacher Chronik auf den originären Beitrag Bezug genommen, der ebenso oft keine Hinweise auf die Quellen bringt, was aber notwendig wäre. |
|
Die „Häusergeschichte von Schönau“ von Gebhard SATZGER, die für jedes Haus in der ehemaligen
Gemeinde Schönau die Besitzerfamilien bringt, ist verläßlich. |
|
Zuguterletzt bietet Katharina ADLER in ihrem Buch „Lebenslandschaft“ Situationsbeschreibungen und ‚Momentaufnahmen‘ der jüngsten Gegenwart. |
|
Neben dem, was damit vorlag, war der Verfasser der Chronik auf Mithilfe angewiesen, die ihm auch von vielen Seiten zuteil wurde. Alle Namen aufzuführen, ist leider nicht möglich. In besonderer Weise verdienen Dank |
|
– |
die Bürgermeister Josef EUGLER und Olaf HOFFMANN, welche den Einblick in alte Archivalien
ermöglichten, |
|
– |
Rektor i.R. Hubert MÄUSLE, der sich immer wieder nach dem Stand der Arbeit erkundigte und zu nicht wenigem Eigenes beisteuerte, |
|
– |
Antonie KELLER, nunmehr in Ebratshofen, für Zeitungsartikel und detaillierte Angaben über das Schönau von einst, |
|
– |
die Vereinsvorstände des Schützenvereins und des Gartenbauvereins sowie die Vorstände der Feuerwehr, der Krieger- und Soldatenkameradschaft, des VdK, der Musikkapelle und des Männerchors, die Protokollbücher zur Verfügung stellten, |
|
– |
Thekla HAUSER und Manfred SCHEDEL für die Mithilfe bei der Erstellung der Register und viele andere ... |
|
Hilfsbereit waren weiter die einschlägigen Archive, so |
|
– |
das Staatsarchiv in Augsburg mit seinem Leitenden Archivdirektor Dr. Reinhardt SEITZ, |
|
– |
das Archiv des Bistums Augsburg mit Archivleiter Dr. Stefan MIEDANER, |
|
– |
das Bayerische Armeemuseum in Ingolstadt mit seinem Leitenden Museumsdirektor Dr. Ernst
AICHNER, |
|
– |
das Vorarlberger Landesarchiv in Bregenz mit Hofrat Prof. DDr. Karlheinz BURMEISTER, |
|
|
die sich aus der Arbeit ergebende Fragen prompt beantworteten. |
|
Auf die Beigabe von Fotos wurde wegen der Fülle des vorgelegten Bildmaterials verzichtet, da eine gute Wiedergabe der Bilder die Chronik zu sehr verteuert hätte. (Für einen eventuell später erscheinenden eigenen Bildband wären damit jedoch gute Voraussetzungen geschaffen!) An Stelle der Fotos wurden zur Auflockerung des Textes Zeichnungen eingefügt, für die Hermann GIERER, Reinhold OBERMAYER, Heinz SCHUBERT und manch anderem, dessen Namen am Schluß des Buches genannt wird, herzlich gedankt sei. |
|
Eine Chronik ist so genau und der Wirklichkeit entsprechend wie die Auskünfte, die dafür eingeholt wurden. Nicht selten mußte Widersprüchliches auf seinen Wahrheitsgehalt hin überprüft werden. Bevorzugt wurde zuguterletzt die sich aus den Umständen ergebende wahrscheinlichere Version. |
|
Die Grünenbacher Chronik ist nach dem gleichen Schema wie die Ebratshofner Chronik gegliedert. Damit soll das nunmehrige Miteinander der einst selbständigen Gemeinden angedeutet werden. Der nunmehr letzte Band ist die Gabe des Pfarrers an die Pfarrgemeinde St. Ottmar und die Gemeinde Grünenbach zu ihrem Jubiläum im Jahr 1999. Vieles ist in diesen 750 Jahren seit der urkundlichen Ersterwähnung im Jahr 1249 geschehen, viele Generationen haben in dieser Zeit das Gesicht der Pfarrgemeinde und der politischen Gemeinde geprägt. |
|
Auch an der Schwelle zum dritten Jahrtausend sei mit den gleichen Worten aus dem Buch Kohelet
(Koh 1,9) geendet, mit denen schon das Stiefenhofner Heimatbuch geendet wurde:
|
|
Was geschehen ist, wird wieder geschehen,
was man getan hat, wird man wieder tun:
Es gibt nichts Neues unter der Sonne. |
|
|
In diesem Sinne wünsche ich all denen, welche in dieser Chronik die Vergangenheit und die Gegenwart Grünenbachs kennengelernt haben, daß sie nicht unbedingt die gleichen Fehler wiederholen, die schon einmal gemacht wurden. |
|
|
Geleitwort des Bürgermeisters |
|
Es gibt Menschen, die stellen für ihre Umgebung einen Glücksfall dar. Häufig liegt dieser Glücksfall in den besonderen Talenten, den herausragenden Fähigkeiten und Fertigkeiten dieser Menschen begründet. Ein solcher Glücksfall ist für unsere Gemeinde der Autor dieser Ortschronik, Geistlicher Rat Pfarrer Herbert Mader. |
|
Mit unermüdlichem Fleiß, viel Geduld und zäher Kleinarbeit hat Pfarrer Mader ein umfassendes Werk zur Heimatgeschichte unserer Gemeinde geschaffen. Erst zukünftige Generationen werden dieses Werk richtig zu schätzen wissen. Dies möchte ich an der Schwelle des neuen Jahrtausends besonders hervorheben. |
|
Im Namen aller Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde spreche ich Pfarrer Mader unser aller
Dank und Anerkennung aus. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern dieser Chronik viel Freude
und abwechslungsreiche Stunden bei der Lektüre. |
|
Herrn Pfarrer Mader sage ich ein aufrichtiges und herzliches „Vergelt’s Gott“. |
|
Grünenbach im Jahr 2000 |
|
Olaf Hoffmann |
|
Bürgermeister von Grünenbach |
|
Viel Natur |
|
Seit 1985 wird der vor der Tür Grünenbachs gelegene Bahnhof Harbatshofen von der Deutschen Bundesbahn nicht mehr bedient. Wer aufgrund des Ortsprospektes für einige freie Tage Grünenbach als Urlaubsort gewählt hat, muß sich entweder vom Bahnhof Oberstaufen oder vom Bahnhof Röthenbach abholen lassen bzw. auf einen Bus warten, der ihn ans Ziel bringt. Mit dem eigenen Fahrzeug hat man die Wahl, |
|
– |
von Süden auf der Staatsstraße 2001 / 1318 (Route Schnellstraße Waltenhofen / Großholzleute – Ausfahrt Weitnau – Sibratshofen – Ebratshofen – Harbatshofen) |
|
– |
von Westen auf der Staatsstraße 2001 von Schönau her und |
|
– |
von Norden auf der Staatsstraße 1318 aus der Richtung Isny – Maierhöfen |
|
|
das Quartier (Ferienwohnung, Pension, Gästezimmer auf einem Bauernhof) zu erreichen. |
|
Auf jeder Strecke warten Überraschungen auf den Ankömmling – auf der Nordroute die landschaftsschonend in den Jahren 1983/86 erbaute Brücke über den Eistobel, auf der Südroute die Apfelbaumallee, welche im Frühling in voller Blüte, an kalten Wintertagen mit Schneekristallen behangen, ein einmaliges Bild bietet, von Westen her die Straßengerade, auf der man zur Rechten den großen Komplex des Milchwerkes erblickt, bevor man in Schönau nach links zu dem der Gemeinde namengebenden Ort einbiegt. Alles in allem Wiesen, Wälder, Hügel, dazwischen Häuseransammlungen mit Bauernhöfen, Kapellen und Gaststätten. |
|
Was hat nun Grünenbach zu bieten? |
|
Einiges dem, der Naturschönheiten schätzt. |
|
– |
Da wäre die Wanderung zur
Heimhofner Kapelle und
zu Hörburgers Berg mit herrlichem Rundblick. |
|
|
|
|
|
– |
Da wäre die Wanderung zum Staufenberg – 121 m Höhenunterschied zum Ort – am ‚Stein‘, einer alten Thingstätte, vorbei. |
|
– |
Da wäre die Wanderung zum Laubenberg – 202 m Höhenunterschied –, von dem man an klaren Tagen eine großartige Fernsicht genießt. |
|
– |
Da wäre die Wanderung nach Motzgatsried zum Ebratshofner Kapf mit steilem Abstieg nach Ebratshofen und anschließender Brotzeit im dortigen Gasthof „Ochsen“ oder auf dem Höhenrükken in westlicher Richtung etwas sanfter absteigend mit stärkender Einkehr im Gasthof „Adler“ zu Harbatshofen. |
|
– |
Da wäre die Wanderung durch den Eistobel mit seinen Wasserfällen, die auf keinen Fall versäumt werden darf. |
|
Wie heißt es im Ortsprospekt? |
|
|
Wandern in der frischen Luft ist eine der gesündesten und erholsamsten Formen, sich zu bewegen. Also wandern Sie sich gesund! Auf naturbelassenen Wanderwegen oder im Naturschutzgebiet Eistobel, wo ungewöhnliche Naturschönheiten Sie bezaubern. Eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt können Sie hier bewundern, wenn Sie ein wachsamer und interessierter Wanderer sind. |
|
Naturerlebnis ist also am Ort in reichem Maße geboten. Dem, der mit dem eigenen Wagen anreist, bietet sich darüber hinaus eine Fülle anderer Möglichkeiten, etwa |
|
– |
der Besuch der hübschen alten Städtchen Isny und Wangen mit ihrem historischen Ortskern oder auch der Allgäu-Metropole Kempten, |
|
– |
der Trip zum Bodensee mit Besichtigung der Inselstadt Lindau, die dem Landkreis den Namen gab, |
|
– |
die Fahrt über Ländergrenzen hinweg nach Vorarlberg, zu dem das Westallgäu bis 1806 gehörte, oder in die Schweiz, wo im Kloster St. Gallen Grünenbachs Kirchenpatron St. Ottmar geehrt wird. |
|
|
Doch warum in die Ferne schweifen? Grünenbach selbst hat ebenso viel ‚Historisches‘ zu bieten, von dem nachfolgend die Rede sein wird. |
landvergletscherung. Dieser Vorgang wiederholte sich, aber nicht immer in demselben Ausmaß. |
|
Beim Vordringen nahm das Eis den Gesteinsschutt des Untergrundes in seine tiefsten Partien auf. Fror es auf seiner Unterlage fest, so konnte es große Blöcke aus ihrem Verband reißen. Den mitgeführten Schutt verarbeitete es zur Grundmoräne (= regelloses Gemisch aus Ton, Sand und Kies mit Steinen). |
|
In den Hochgebirgen folgten die Gletscher den Tälern. Vor den Eiszeiten waren die Alpentäler windungsreiche, im Querschnitt V-förmig angelegte Flußtäler. Der diese Täler benützende und sie bis zu großer Höhe ausfüllende Eisstrom hat sie jedoch im Laufe vieler Jahrtausende entscheidend umgeformt. Der Felsboden wurde abgeschürft und abgesplittert, die Talwände wurden immer steiler und so ein Trog geschaffen, in dem der Hunderte von Metern breite Eisstrom möglichst ungehindert abfließen konnte. Die V-Form wandelte sich zur U-Form. Aus der Schliffgrenze, bis zu der hinauf die Flanken der Täler |
|
Nach dem Verlassen der Gebirgszone breiteten sich die Eisströme fächerförmig aus, wodurch sich natürlich die Eisdicke verringerte und damit der Gletscher stärker abtaute. Der aus den Alpen verfrachtete Schutt im Eise, auf dessen Grund und auf seinem Rücken verteilt, schmolz aus dem Glet-scher heraus und wurde am Grund des Eises als wellige Grundmoräne, am Gletscherende als Endmoräne gestapelt. Die so geformten langgestreckten Höhenzüge wurden zum Teil auch von dem in späteren Kälteperioden erneut vordringenden Eis zusammengestaucht. |
|
An die Endmoräne schließt sich nach außen hin im allgemeinen ein ebenes Gebiet an. Es sind Flächen, auf denen die dem Eis entströmenden Schmelzwasser das aus der Moräne aufgenommene Material wieder ablagerten, wobei entsprechend der nachlassenden Transportkraft des Wassers Grobes in Eisrandnähe, Feineres jeweils weiter entfernt abgesetzt wurde. |
|
Besonders deutlich ausgeprägt und oft mehrfach gestaffelt, liegen die Endmoränenkränze der letzten, der Würm-Eiszeit da. Als bewaldete Hügelketten grenzen sie die tieferliegenden Becken der einstigen Gletscherzungen im Süden an den flachen Schotterfeldern der Schmelzwasser im Norden ab. |
|
Über diese Würm-Eiszeit schreibt Herbert SCHOLZ („Bau und Werden der Allgäuer Landschaft“, S. 238): |
|
Nach dieser Exkursion in die Eiszeit(en) wäre noch eine Wanderung in eine weiter zurückliegende Epoche fällig, zu der Anton ZUMSTEIN einlädt: |
|
... Jeder aufgeschlossene Naturfreund, welcher den Eistobel durchwandert, wird finden, daß hier Mergel, Sand, Sandstein und Nagelfluh, in dünneren und dickeren Bänken aufeinanderliegend, vielfach miteinander abwechseln. Er wird auch feststellen, daß an den Stellen, wo mächtigere, weiche, vom Wasser leicht angreifbare Mergel- oder Sandbänke vorkommen, sich das Flußtal etwas erweitert, während umgekehrt an solchen Stellen, wo mächtige harte, widerstandsfähige Nagelfluhbänke in das Tal eintreten, sich dieses verengt. |
|
Er wird weiter sehen, daß die Gesteinsbänke nicht mehr horizontal liegen, wie sie ursprünglich abgesetzt wurden, sondern nach Nordwesten einfallen, somit nach ihrer Entstehung durch irgendwelche geologische Kräfte aufgerichtet wurden – und zwar im Nordosten nahe der Eistobelbrücke mit 10 – 15 Grad, flulßaufwärts allmählich steiler und schließlich bei Schüttentobel mit 30 – 40 Grad. |
|
Durch diese Auffaltung der Schichten und den Durchbruch der Argen haben wir die Möglichkeit, einen Blick in die vor dem Quartär liegende Tertiärzeit zu werfen. Die einsehbaren Schichten in einer Mächtigkeit von insgesamt rund 700 m geben in dem unteren Teil von ca. 300 m Dicke mit Versteinerungen von Meerestieren einen Hinweis auf ein einst hier bestehendes Meer, während der obere Teil – ca. 450 m dick – mit seiner Molasse und Schneckenschalen die Existenz eines Süßwassersees voraussetzt. Mehr darüber auszuführen, ist Sache des Geologen. |
|
Noch ein Letztes: |
|
Warum hat die Argen den Molassezug Laubenberg-Kugel an der Stelle des heutigen Eistobels durchbrochen? |
|
Wieder soll Anton ZUMSTEIN die Antwort geben: |
|
Der Molassezug Laubenberg-Kugel wird ungefähr an der Stelle des heutigen Eistobels von einer Querstörung durchsetzt, an welcher die Schichten gegeneinander verschoben sind. Diese Störung entstand bei derAuffaltung der Molasseschichten, die noch in der letzten Phase des Teritär erfolgte. So entstand im Laubenberg-Kugel-Höhenzug an der Stelle des heutigen Eistobels eine Schwächezone, in welcher sich die von außen einwirkenden Kräfte Regen, Schnee, Eis, Frost und Verwitterung stärker und rascher geltend machen konnten als in den Nachbarbereichen. Diese Schwächezone war also geradezu prädestiniert für die Bildung eines Wasserlaufes. |
|
Man sieht, daß man auch im Buch der Natur blättern kann und auf diesem Wege interessante Auskünfte erhält. Man muß nur wissen, wie es gemacht wird. |